Die Ost-West-Achsen-FrageBraucht Köln einen neuen U-Bahntunnel oder nicht?

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KVB Heumarkt

Die Straßenbahn-Gleise zwischen Heumarkt und Neumarkt könnten unter die Erde verlegt werden.

  • Noch vor Weihnachten sollen die Kölner Ratspolitiker darüber entscheiden, wie es mit den Ausbauplänen für die Stadtbahnstrecke zwischen Heumarkt und Aachener Weiher weitergeht.
  • Diskutiert werden eine U-Bahn, aber auch ein oberirdischer Ausbau.
  • Ein Überblick über Vor- und Nachteile der Varianten.

Köln – Die Planungen spalten Bürger der Stadt Köln. Soll ein wichtiger Teil der Stadtbahnstrecke in Köln ober- oder unterirdisch verlaufen. Beide Varianten haben Vor- und Nachteile. Kritiker der unterirdischen Lösung stören sich vor allen an den hohen Kosten für die Variante. Befürworter werfen ein, dass das Kölner Stadtbild stark zum Positiven verändert werden kann. Ein Überblick. 

Die Planung

Die Stadtbahn-Trasse auf der Ost-West-Achse soll ausgebaut werden, damit die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) in Zukunft 90 statt 60 Meter lange Züge einsetzen können, um mehr Fahrgäste zu transportieren. Nachdem zunächst eine Vielzahl an Varianten zur Diskussion standen, schlägt die Verwaltung den Politikern im Stadtrat nun zwei Alternativen zur Abstimmung für die Weiterplanung vor. Für 750 Millionen Euro soll es demnach möglich sein, sämtliche oberirdischen Bahnsteige auf der Ost-West-Achse zu verlängern sowie zwischen Heumarkt und Aachener Weiher einen neuen U-Bahn-Tunnel zu bauen. Hinzu käme ein unterirdischer Abzweig vom Neumarkt zum Mauritiussteinweg.

Wo genau die U-Bahn im Bereich der Mauritiuskirche wieder an die Oberfläche stoßen würde, ist noch unklar. Die Stadt schlägt die Tunnelvariante vor, weil es dann möglich sein soll, dem Radverkehr und den Fußgängern oberirdisch mehr Platz zu geben und gleichzeitig Heumarkt, Neumarkt und Rudolfplatz großzügiger neu zu gestalten. Die KVB könnten zudem einen störungsfreieren Betrieb sicherstellen, da weder Autos auf Gleisen parken noch Lkw Oberleitungen abreißen könnten. Das sorge auf oberirdischen Trassen regelmäßig für große Verspätungen. Für 250 Millionen Euro wäre alternativ ein rein oberirdischer Ausbau möglich, bei dem lediglich sämtliche Bahnsteige verlängert würden.

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Die Politik

CDU und FDP setzen sich für den Bau eines U-Bahn-Tunnels zwischen Heumarkt und Aachener Weiher ein, wie es die Verwaltung vorschlägt. Grüne und Linke bevorzugen einen rein oberirdischen Ausbau. Die SPD will sowohl die oberirdischen Bahnsteige verlängern als auch einen U-Bahn-Tunnel bauen, der allerdings von Deutz unter dem Rhein hindurch bis zum Aachener Weiher führen und somit deutlich länger sein soll. Somit existiert bislang für keine Variante eine Mehrheit im Stadtrat, der am 18. Dezember entscheiden soll, welche Planung fortgeführt und vertieft wird.

Die Sozialdemokraten hoffen auf eine rot-rot-grüne Mehrheit und wollen deshalb mit Grünen und Linken für einen oberirdischen Ausbau stimmen. Dafür müssten diese im Gegenzug jedoch einwilligen, dass der längere Rhein-Tunnel – der zurzeit nicht von Bund und Land finanziell unterstützt würde und damit eigentlich chancenlos ist – doch noch gebaut wird, falls sich die Förderbedingungen später ändern sollten. Sollte das nicht der Fall sein, hätten Grüne und Linke ihren Wunsch nach einem oberirdischen Ausbau durchgesetzt. Das schwarz-grüne Ratsbündnis wäre dann allerdings stark beschädigt, weshalb CDU und Grüne intensiv verhandeln, um doch noch am 18. Dezember gemeinsam einen Beschluss fassen zu können. Möglicherweise lassen sich die Grünen von einem Kompromiss überzeugen. Als Notlösung könnten sich beide auch auf eine Einwohnerbefragung verständigen. Bislang gibt es aber noch keine Entscheidung.

Die Historie

Die Ost-West-Achse zwischen Heumarkt und Rudolfplatz existiert in ihrer heutigen Form erst seit den 1940er Jahren und resultiert aus einer Entscheidung des Nazi-Regimes. Auf Geheiß des damaligen NSDAP-Gauleiters Josef Grohé begannen im Januar 1939 die ersten Hausabbrüche, um den Straßenverlauf zu begradigen. Auch das damalige Apostelgymnasium wurde abgerissen.

Ursprünglich sollte die Hahnenstraße 68 Meter breit werden, aufgrund des Zeitmangels während des Zweiten Weltkriegs wurden es jedoch nur 28 Meter. Der Architekt Wilhelm Riphahn konzipierte Cäcilienstraße und Hahnenstraße schließlich als Kulturmeile mit einem urbanen Charakter. Die U-Bahn unter dem Neumarkt wurde in den späten 1960er Jahren gebaut. Sie kreuzt die Ost-West-Achse.

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Die Finanzierung

Sowohl der oberirdische als auch der unterirdische Ausbau gelten als förderfähig. Das bedeutet, dass Bund und Land über das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz theoretisch bis zu 90 Prozent der Kosten finanzieren können. Somit müsste sich die Stadt an der oberirdischen Variante im besten Fall mit 25 Millionen Euro und an einem U-Bahn-Tunnel mit 75 Millionen beteiligen. Ob eine Förderung tatsächlich bewilligt wird, hängt davon ab, als wie nutzbringend das Vorhaben im Vergleich zu anderen Verkehrsprojekten eingeschätzt wird.

Die Bürgerbeteiligung

Die Veranstaltungen der Bürgerbeteiligung stehen in der Kritik. Nicht zuletzt, weil sich Verkehrsdezernentin Andrea Blome bereits vor dem Beginn öffentlich für einen U-Bahn-Tunnel starkmachte. Viele Teilnehmer hatten daher den Eindruck, dass eine Entscheidung längst getroffen sei und sie daran nicht wirklich mitwirken könnten. Es bildeten sich daher mehrere Initiativen, die sich deutlich für einen oberirdischen Ausbau aussprechen. Dazu gehören unter anderem die Initiative „Köln kann auch anders“, die IG „Oben bleiben“ sowie ein Gremium namens „D-Gruppe“, zu der Stadt- und Verkehrsplaner gehören.

Sie halten den U-Bahn-Tunnel für zu teuer und argumentieren, dass die Finanzierung anderer dringend benötigter Stadtbahn-Erweiterungen dann auf der Strecke bleiben würden. Sie bezweifeln zudem eine seriöse Kostenkalkulation seitens der Stadt und kritisieren die Dauerbaustelle, die mitten in der Innenstadt entstehen würde. Darüber hinaus erhielten Radverkehr und Fußgänger auch bei einem oberirdischen Ausbau mehr Platz, wenn der Autoverkehr reduziert würde. Die Aktivisten fordern daher eine Einwohnerbefragung, bevor der Stadtrat eine Entscheidung trifft.

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