Diversity im BreitensportFC Köln und Haie erhalten Preis von Lesben- und Schwulentag

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Die Regenbogenfahne gilt als Zeichen der Toleranz und Akzeptanz.

Köln – „Lebe, wie du bist“ - unter dieses Motto stellten der 1. FC Köln und die Kölner Haie Ende September 2019 ihre Heimspiele, um ein Zeichen für die Gleichberechtigung von Homosexuellen zu setzen. Dafür und überhaupt für ihr Engagement gegen Homophobie und für Diversität im Breitensport ist beiden Vereinen am Samstagabend der Sonderpreis des Kölner Lesben- und Schwulentags (Klust) verliehen worden. Den Rahmen bildete die zweite Ausgabe der „Pride Now“-Show in der Lanxess-Arena, die zusammen mit der ersten Veranstaltung am Freitagabend einen Ausgleich dafür schuf, dass wegen der Corona-Pandemie das Straßenfest des Christopher Street Day (CSD) im Juli nicht stattfinden konnte.

Im Fußball sei schon einiges erreicht worden im Hinblick auf Toleranz und Respekt, sagte FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle, der für die 115 000 Mitglieder des Vereins den Preis entgegennahm. „Trotzdem hat sich noch kein Profi in Deutschland und Europa während seiner aktiven Zeit geoutet.“ Solange dies nicht möglich sei, „haben wir etwas zu tun“. Für die Haie nahm KEC-Geschäftsführer Philipp Walter den Preis entgegen. Im Rahmen der ersten Show hatte Jochen Saurenbach, langjähriger Aktivist der Schwulenbewegung, den Ehrenpreis erhalten.

Musik und Comedy

„Pride Now“ bot eine Mischung aus Musikacts, Comedy und Performance. Ursprünglich sollten pro Abend bis zu 2400 Gäste zugelassen werden. Doch Corona machte dem Klust als Veranstalter einen Strich durch die Rechnung. So verteilten sich nicht mehr als 1000 Gäste auf den Unterrängen und in den Sitzkojen im Innenraum der Arena. Erika Laste („das letzte DDR-Funkemariechen“), die zusammen mit Schauspieler Lukas Sauer auf der Bühne in der Hallenmitte gekonnt durch das Programm führte, brachte es so auf den Punkt: Weil sonst eine Million Besucher zum Kölner CSD kämen, müsse „jeder von euch Stimmung für 1000 Menschen machen“.

Alles zum Thema Christopher Street Day

Den Cologne Pride, wie das CSD-Programm heißt, ersatzlos ausfallen zu lassen sei keine Alternative gewesen, sagte Barbara Barth vom Klust-Vorstand; denn es hätte bedeutet, darauf zu verzichten, „in der Öffentlichkeit für unsere Rechte einzutreten“. Zeugnis davon, dass dies mitten in Europa nach wie vor nötig ist, konnte die Delegation aus Kölns polnischer Partnerstadt Kattowitz ablegen, die anschließend auf die Bühne kam. Eine Frau sagte, „Hate Speech“ (Hassrede) der Regierung vergifte das Klima in ihrer Heimat – einem Land, in dem sich ein Drittel zur „LGBT-freien Zone“ erklärt hat; LGBT steht für Lesbian, Gay, Bisexual und Transgender. Doch die Stunden, in denen die Moderatoren hier und da politische Forderungen des Klust unterbrachten, waren vor allem mit Unterhaltung gefüllt.

Die kurdisch-deutsche Band „Buntes Herz“, das Musikerinnen-Trio „Abends mit Beleuchtung“, das Duo "Finn & Jonas" und der Berliner Comedian Tutty Tran traten auf. Herausragend war der Gig der Engländer Peter Howarth, Mick Wilson und Pete Lincoln, die sich zu "The FRONTM3EN" zusammengeschlossen haben und unter anderem den Popsong „Lucky Lips“ sangen, den Cliff Richard in den 1960er Jahren zum Welthit machte. Zum Schluss gab es ein ausgedehntes „Schlagerstündchen“ mit Michelle, Maria Voskania und Kerstin Ott; im Vorteil waren diejenigen Zuhörer, die hohe Lautstärken gut vertragen können.

Dazwischen gesetzt war ein ruhiger, besinnlicher Moment: eine abgewandelte Form der Gedenkminute „Kerzenlichter gegen das Vergessen“, mit denen auf dem Straßenfest traditionell an die Aids-Toten erinnert wird. „Macht die Augen zu und stellt euch vor, es ist Juli und ihr seid auf dem Heumarkt“, sagte Erika Laske. Während auf dem großen Videowürfel unter der Arena-Decke ein Sänger am Klavier zu sehen war, der einen gefühlvollen Song vortrug, ließen die Besucher statt Kerzen ihre Handys leuchten.

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