Abo

Dom-Geheimnisse
Warum bekommt die Muttergottes im Kölner Dom Schmuck geschenkt?

Lesezeit 3 Minuten
Die Barocke Holz-Madonna aus dem 17. Jahrhundert steht im linken, nördlichen Querschiff des Doms.

Die Barocke Holz-Madonna aus dem 17. Jahrhundert steht im linken, nördlichen Querschiff des Doms.

  • Den Dom kennt jeder. Aber wie gut kennen sich die Kölnerinnen und Kölner wirklich aus in „ihrer“ Kathedrale?
  • Jede Woche haben wir für Sie eine neue Geschichte vom Dom – erzählt von einer, für die er eine Art zweites Zuhause ist: Dombaumeisterin a.D. Barbara Schock-Werner.
  • In der vierten Folge spricht sie über die Madonna des Liebeskummers.

Köln – Der Dom ist ja eigentlich eine Wallfahrtskirche: Für fromme Pilger im Mittelalter waren die Reliquien der heiligen drei Könige ein wichtiges Ziel. Seit dem Ende des 17. Jahrhunderts kommen die Gläubigen aber auch zu dem kleinen Gnadenbild der Muttergottes vorne im linken, nördlichen Querschiff. Die barocke, teils bemalte, teils vergoldete Holzfigur der „Schmuckmadonna“ entstand wahrscheinlich kurz vor ihrer Aufstellung im Dom.

Wer sie dem Dom gestiftet hat, weiß man leider nicht. Maria steht auf der Mondsichel und trägt auf ihrem rechten Arm das Kind, das seine linke Hand auf die Weltkugel stützt. Die kleine, vergoldete Weltkugel in seiner Rechten wurde später hinzugefügt, ebenso die Kronen und Marias Szepter. Das überlange weiße Seidenkleid wurde 1991 erneuert.

Fürsprecherin bei Liebeskummer

Die Madonna gilt als Fürsprecherin besonders in Liebesangelegenheiten. Wenn etwa eine junge Frau den Mann nicht heiraten durfte, den sie liebte, dann wandte sie sich hilfesuchend an die Muttergottes. Liebeskummer heute hat meistens andere Gründe, aber die Suche nach himmlischem Trost ist geblieben, wie die vielen Kerzen und natürlich die Gaben zeigen, denen die Madonna im Dom ihren Beinamen verdankt.

Alles zum Thema Barbara Schock-Werner

Ihr aus Dankbarkeit für erhörte Gebete Schmuck zu schenken, ist eine alte Tradition. Die Gläubigen legten ihre Votivgabe auf dem Altar ab. Dann wurden sie auf das eigens dafür genähte weiße Kleid gesteckt.

Wie viel ist die Sammlung wert?

Die Schenkungen waren aber so zahlreich, dass es in der Goldschmiedewerkstatt der Dombauhütte eigens eine Truhe dafür gab. Von kostbaren Ringen, Perlenketten bis zur lila Haarspange aus Blech und Emaille ist da alles dabei. Wie viel die Sammlung wert ist? Schwer zu sagen. Geschätzt wurde sie nie.

Es sind sicher teure Stücke darunter: Perlenketten zum Beispiel, auch die eine oder andere Luxusuhr. Aber von denen haben nicht alle funktioniert. Da habe ich mich schon gefragt, wer auf die Idee kommt, der Muttergottes eine kaputte Uhr zu schenken. Aber na ja, für die Empfängerin ist irdisches Zeitmaß ja auch nicht so wichtig.

Ideellen Wert kann man nicht beurteilen

Was mich bewegt, ist der ideelle Wert der Gaben. Und wer wollte den schon beurteilen? Im biblischen Sinne jedenfalls muss man auch die kleinen Gaben schätzen – denken Sie an die Geschichte vom Scherflein der armen Witwe, deren kleines Almosen für sie die größere Entbehrung ist als die üppige Gabe eines Reichen. So stelle ich mir das auch vor, wenn ein kleines Mädchen seine Lieblingsbrosche aus Strass der Madonna schenkt.

Wohin mit all den Geschenken?

Aber wohin nun mit all den Sachen? Verkaufen? Geht nicht, sagen die Experten der Kirche. Die Empfängerin sei nun mal die Muttergottes. Obwohl es mir ja nicht so ganz einleuchtet, warum Maria vom Himmel her nicht menschlichen Treuhändern die Aufgabe überlassen sollte, mit dem Erlös der Preziosen Gutes zu tun. Schließlich habe ich vorgeschlagen, die beiden Schauvitrinen rechts und links aufzuhängen. Sie sind alarmgesichert und haben einen doppelten Boden mit einem Schubladensystem hinter der sichtbaren Front.

Das könnte Sie auch interessieren:

Ich habe meinen Nachfolger Peter Füssenich gefragt: Die Schenkungen gehen weiter. „Unsere Goldschmiedin Cordula Baumsteiger schätzt, dass es etwa 15 Schmuckstücke pro Jahr sind, die teils in der Sakristei, teils bei der Domseelsorge, in der Domrendantur oder in der Domschatzkammer abgegeben werden“, sagt der Dombaumeister.

In der linken Vitrine neben der Schmuckmadonna gibt es unten ein eigenes Feld, in dem neue Schmuckstücke für etwa ein Jahr präsentiert werden. Alle Stücke werden inventarisiert und dauerhaft bei der Schmuckmadonna aufbewahrt. Am Ort ihrer Bestimmung.

Aufgezeichnet von Joachim Frank

Mein Ort