Abo

Dunkler Wald statt WohnwagenSexarbeit in Köln sucht sich Wege in der Illegalität

Lesezeit 2 Minuten
Straßenstrich Eifeltor 2

Der Straßenstrich am Eifeltor ist verwaist. 

Köln – Die Schilder auf den Wohnwagen am Straßenstrich am Eifeltor müssen wie Hohn klingen. Maske und Abstand werden verlangt von Freiern und Prostituierten. Beide verkehren hier längst nicht mehr. Im Lockdown ist jegliche körpernahe Dienstleistung – also auch Prostitution – verboten. Die Perlenschnur der Wohnwagen ist verwaist und verstaubt.

Ein paar hundert Meter weiter entlang des Straßenstrichs Brühler Landstraße zieht sich das Gewerbe mit Einbruch der Dunkelheit in den Wald zurück. Kastenwagen fahren in die kleinen Waldwege, bringen Freier zu den Frauen und Frauen zu ihren Freiern. Die Ladeflächen dienen als Verrichtungsraum. Ein stämmiger Mann in dicker Winterjacke bringt eine Frau mit Taschenlampe über einen dunklen Feldweg ins noch dunklere Unterholz. Das Geschäft läuft im Verborgenen weiter, die Sexarbeit bahnt sich ihren Weg durch die Illegalität. Von sicheren Arbeitsbedingungen sind die Prostituierten hier in vielerlei Hinsicht weiter entfernt als je zuvor.

Mehr als 2000 Menschen in Köln lebten vor Corona von Prostitution

Am anderen Ende der Stadt am Strich Geestemünder Straße in Longerich stehen die Verrichtungsboxen leer. Ein geschlossenes Tor versperrt den Weg zum Gelände, auf dem in normalen Zeiten Sozialarbeiter die Prostituierten betreuen. Aber auch hier geht alles seinen Gang, nur anders. Die Frauen stehen jetzt ein paar Meter weiter, in der Zufahrt zu einem Firmengelände. Nach Schätzungen von Polizei, Stadt und Hilfsorganisationen verdienten vor Corona mehr als 2000 Menschen in Köln ihren Lebensunterhalt mit Prostitution.

Das könnte Sie auch interessieren:

Der Sozialdienst Katholischer Frauen (SKF) meldete schon im ersten Lockdown im März 2020 erhöhten Beratungsbedarf seitens der Prostituierten. Viele seien damals in ihre Heimat zurückgekehrt, einige habe man in Hartz IV vermitteln können, andere wollten die Pandemie zum Anlass nehmen, ganz aus dem Gewerbe auszusteigen.

Auch die Stadt kennt die Wege und kontrolliert die Wälder am Eifeltor und die Industriegebiete in Longerich. Auch in Hotels – etwa am Eigelstein – fand das Ordnungsamt zuletzt illegale Bordelle. Ebenso wird in Privatwohnungen der Prostitution nachgegangen, meist verabredet über ausländische Online-Plattformen.

Seit Einführung des Prostitutionsverbots hat der Ordnungsdienst in der gesamten Stadt insgesamt 123 Verstöße geahndet. Vier Bußgeldbescheide gegen Prostituierte wurden erlassen. 

KStA abonnieren