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E-Fahrzeuge mit NachholbedarfSo viele Autos in Köln wie noch nie

Lesezeit 4 Minuten
Autos Verkehr dpa

Stau auf der Autobahn (Symbolbild)

Köln – Elektro-Autos gelten als Hoffnungsträger im Kampf gegen die Luftverschmutzung. Doch hat die Zahl der in Köln zugelassenen Stromer in den zurückliegenden drei Jahren nur wenig zugenommen. Gemessen an der Summe aller Pkw bleibt der Anteil der reinen E-Fahrzeuge vernachlässigenswert gering. Das geht aus einer Auswertung hervor, die Statistiker der Stadtverwaltung den Ratsfraktionen vorgelegt haben.

Ende 2017 verfügten gerade einmal 16 von 10.000 Kraftwagen über einen elektrischen Antrieb – 760 waren es genau. In Hamburg beispielsweise ist der Anteil nur wenig höher, in Städten wie Düsseldorf und Bonn ein bisschen niedriger. Bundesweit befanden sich insgesamt 34.022 E-Modelle sich in den Garagen von Privatbesitzern und Firmen.

Ratsfraktionen fordert mehr E-Ladepunkte

Verkehrsdezernentin Andrea Blome hofft, dass die Kölnerinnen und Kölner ihre Zurückhaltung in Bezug auf die schadstoffarmen Fahrzeuge schon bald ablegen. „Wir arbeiten gemeinsam mit der Rhein-Energie und den Stadtwerken an einem Konzept zur Förderung der E-Mobilität“, sagte Blome. Die Ratsfraktionen haben die Verwaltung damit beauftragt, stadtweit 400 Stellflächen zu elektrifizieren.

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Die derzeit von der Rhein-Energie betriebenen 230 Ladepunkte an 85 Standorten sind ein Anfang, reichen jedoch nicht aus, um einen nennenswerte Zahl von Autofahrern zum Umstieg zu bewegen. Blome hält es zwar für wünschenswert, die 400 Ladeplätze bis zum Jahr 2020 zur Verfügung stellen zu können.

Gesamtzahl aller Pkw ist seit 2010 um rund elf Prozent gestiegen

Realistisch sei es jedoch, in einem ersten Schritt zügig 50 Ladesäulen an herausgehobenen Orten zu errichten. „Wenn die Menschen mehr Lademöglichkeiten wahrnehmen, steigt die Chance, dass sie sich eher für ein Elektro-Auto entscheiden“, sagte Blome. 

Die Gesamtzahl aller Pkw ist seit 2010 um rund elf Prozent auf annähernd 475.000 gestiegen. Gut 393.000 Autos befinden sich in privatem Eigentum, mehr als 81.000 werden gewerblich genutzt.

Zahl der Fahrzeuge mit einem K-Kennzeichen auf Rekordhöhe

Trotz der Diskussionen über ein Dieselfahrverbot gab es Ende 2017 mehr Autos mit Dieselmotor als je zuvor. Zu dem Zeitpunkt führte die Zulassungsbehörde 159.600 Diesel in ihren Listen, 6.900 mehr als als zwei Jahre zuvor.

Die Zahl der Lastwagen, Motorräder und -Roller hat sich ebenfalls vergrößert. Den Bestand an Lkw und Bussen gibt das Amt für Stadtentwicklung und Statistik mit rund 31.500 an. Außerdem gibt es mehr als 374.000 Krafträder. Insgesamt erreicht die Zahl der Fahrzeuge mit einem K-Kennzeichen die Rekordhöhe von 550.569.

Kölnerinnen und Kölner fahren besonders viele Wagen

Was das Alter der Autos angeht, lässt sich feststellen: Kölnerinnen und Kölner fahren besonders viele Wagen, die zwischen sechs und neun Jahre alt sind – insgesamt 96 000. Den mehr als 50.000 Neuwagen stehen rund 24.000 ältere Exemplare gegenüber, die 21 Jahre und mehr ihre Dienste leisten.

In den Stadtteilen

Die Bewohner von Hahnwald verfügen mit deutlichem Abstand über die größte Dichte an privaten Pkw in Köln. Pro1000 Einwohner gibt es dort 761 Privat-Pkw. Auf Platz zwei folgt Fühlingen mit 606, während Libur mit 567 auf dem dritten Rang landet. Die Menschen in Kalk kommen hingegen stadtweit mit der geringsten Pkw-Dichte aus. Pro 1000 Einwohner existieren lediglich 226 Privat-Pkw. In Chorweiler sieht es mit 228 kaum anders aus. Platz drei belegt Finkenberg mit 255.

Die meisten Neuzulassungen in Köln erfolgten im Jahr 2017 im Stadtteil Niehl (6034), in dem der Ford-Konzern beheimatet ist. Sülz erreichte mit 4189 Neuzulassungen den zweiten Platz. Mülheim schaffte mit 3267 den dritten Rang. Die wenigsten Neuzulassungen waren in Libur zu verzeichnen (24). Es folgen Elsdorf (35) und Immendorf (57). Die meisten Pkw sind in Sülz zugelassen (16 502). (att)

Die von der Verwaltung vorgelegte Auswertung enthält allerdings keine Angaben über die zurückgelegten Strecken und die damit einhergehende Schadstoffbelastung der Luft. Zieht man eine unlängst veröffentliche Studie des Bundesverkehrsministeriums hinzu, so lässt sich Folgendes feststellen: In der Stadt gibt es zwar so viele Autos wie nie zuvor, doch nutzen die Bürger immer häufiger auch andere Verkehrsmittel. Der Anteil des Kraftverkehrs ist demnach von 43 Prozent (2006) auf 35 Prozent (2017) gesunken. 

Der Radverkehr hat dagegen deutlich zugenommen, sein Anteil beträgt mittlerweile 19 Prozent. 25 Prozent der Wege werden zu Fuß zurückgelegt, 21 Prozent mit der Bahn und dem Bus. „Ich bin optimistisch, dass wir durch unseren geplanten Ausbau der Nahverkehrs- und Fahrradinfrastruktur diese positive Entwicklung fortsetzen werden“, sagt Verkehrsdezernentin Blome.

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