Ehemaliges Rautenstrauch-Joest-MuseumBauarbeiter in Köln machen besondere Entdeckung

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Köln – Eine überraschende Entdeckung machten Bauarbeiter beim Umbau des ehemaligen Rautenstrauch-Joest-Museums in der Südstadt: Nach der Demontage von Tuffsteinplatten an Stellen der Fassade, in die künftig wieder Fenster eingesetzt werden sollen, ist die städtische Gebäudewirtschaft auf so genannte „Sgraffiti“ des Künstlers Otto Helmut Gerster gestoßen. Die bisher aufgedeckten Bereiche sind ausgezeichnet erhalten, die Oberflächen sind weitgehend unbeschädigt.

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Die Ansicht zeigt die drei mittleren Sgraffiti an der Fassade des damals von den Kammerspielen als Theater genutzten Museumsgebäudes am Ubierring .

Für das Amt für Denkmalschutz und Denkmalpflege handelt es sich um einen besonders erhaltenswerten Fund, wie die stellvertretende Amtsleiterin Dr. Marion Grams-Thieme erklärt: „Das ist ein sehr beeindruckender Fund, ein Glücksfall. Von Otto H. Gerster gibt es nur noch wenige erhaltene Kunstwerke. Insofern sind die Darstellungen auch aus kunsthistorischer Sicht ein sehr wertvolles Dokument für sein Schaffen.“

Darstellungen am Ubierring in Köln nicht überstrichen

Otto Helmut Gerster (1907–1982) hatte in den Jahren 1948 bis 1972 monumentale Fassadengestaltungen wie Wandmalereien, Sgraffiti, Mosaike und Glasfenster geschaffen. Sehr wichtig sind die Sgraffiti am Ubierring auch deshalb, weil es sich um Darstellungen handelt, die nie überstrichen wurden, was sonst häufig mit solchen Wandgestaltungen geschieht.

Was ist ein Sgraffito?

Sgraffiti sind Wandkunstwerke, bei denen verschiedenfarbige Putzschichten übereinandergelegt werden. Durch Abkratzen der oberen Schichten stößt man auf die andersfarbigen unteren Schichten, wodurch beispielsweise architektonische, figürliche oder ornamentale Dekorationen entstehen. Diese Form der Fassadengestaltung war bis in die 1960er Jahre sehr beliebt.

Viele Kunstwerke wurden später übermalt oder unter Putz gelegt und so zerstört. Die jetzt gefundenen Sgraffiti am Ubierring sind dreifarbig (gelblich, olivgrün und weiß) und besonders wertvoll, weil sie sehr gut erhalten sind. (stef)

Das zwischen 1904 und 1906 von Erwin Crones errichtete Rautenstrauch-Joest-Museum, dessen Haupttrakt im Zweiten Weltkrieg weitgehend intakt geblieben war, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zeitweise als Spielstätte der Kammerspiele Köln genutzt. So waren 1948 zur Verdunkelung des Saals die sieben Fensteröffnungen verschlossen und von Gerster gestaltet worden. Als man jetzt die ersten Fenster wieder öffnen wollte, kamen die Kunstwerke zum Vorschein.

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Die sieben Darstellungen, die um 1967 mit den Tuffsteinplatten verkleidet worden sein dürften, beziehen sich auf die Kammerspiele: drei figürliche Darstellungen mit Symbolgestalten aus dem klassischen Drama, dem Tanz und der Komödie direkt über den drei Eingangsportalen sowie Theaterstillleben in den seitlichen Fensterpaaren daneben. Auf die Fassade aufgebracht wurden sie sehr wahrscheinlich unter der Mitwirkung Studierender von Gerster, der von 1947 bis 1972 als Professor der Klasse für Wandmalerei und figürliche Komposition an den Kölner Werkschulen (heute TH Köln, Fachbereich „Kunst und Design“) in der Nachbarschaft tätig war.

Museum wird für IGIS umgebaut

Die Kunstwerke werden nun in enger Abstimmung mit städtischer Denkmalpflege und dem Landschaftsverband Rheinland weiter untersucht. Möglich wäre wohl, die Platten im Zuge der Fassadeninstandsetzung auszubauen, zu restaurieren und dann im Gebäude aufzuhängen.

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Aktuell wird das ehemalige Museumsgebäude für die Nutzung durch die Oberstufe der Integrierten Gesamtschule Innenstadt (IGIS) umgebaut. Die Schüler sollen dort im Sommer vorübergehend einziehen, bis der IGIS-Schulneubau am benachbarten Severinswall fertiggestellt ist. Auf den Zeitplan für den Beginn des Schulbetriebs nach den Sommerferien 2020 haben die Funde keinen Einfluss, da sie im Bereich des zweiten Bauabschnitts liegen.

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