„Haben wir uns verdient“Zwei Buchhandlungen in Ehrenfeld mit Preis ausgezeichnet

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Auf dem Sofa im Buch­sa­lon: Claudia Haas und Martin Sölle

Ehrenfeld – Die Sektkorken knallten und Gratulanten fanden sich ebenfalls rasch ein. In der Bunt-Buchhandlung an der Venloer Straße und im Buchsalon Ehrenfeld, Wahlenstraße, herrschte gleichermaßen Freude und Stolz über die Verleihung des Deutschen Buchhandlungspreises. Für beide Geschäfte ist es die erste Auszeichnung mit diesem Preis, der seit 2015 verliehen wird. Mit dem Deutschen Buchhandlungspreis werden inhabergeführte Buchhandlungen mit Sitz in Deutschland ausgezeichnet, die ein literarisches Sortiment oder ein kulturelles Veranstaltungsprogramm anbieten, die innovative Geschäftsmodelle verfolgen oder sich im Bereich der Lese- und Literaturförderung engagieren.

„Um es offen zu sagen: Den Preis haben wir uns verdient“, sagt Claudia Haas, die zusammen mit Martin Sölle den Buchsalon Ehrenfeld führt. Das kleine Geschäft in der Wahlenstraße kann auf eine Tradition bis in die 1980er Jahre zurückblicken. Aber mit dem einstigen „Anderen Buchladen“ hat der Buchsalon nicht mehr viel gemein.

Mit eigenem Profil

Der vor fünf Jahren als „Buchsalon“ weitergeführte Laden wurde von seinen beiden Inhabern mit viel Fleiß mit einem eigenen Profil ausgestattet. Das hebt ihn von anderen Buchhandlungen im Stadtteil ab.

Der früher auf politischer Literatur liegende Schwerpunkt wurde auf wertige Bücher gelegt – sowohl von der Buchgestaltung her, als auch vom Inhaltlichen. Zudem werden oft kleine Verlage ausgesucht. Bei ihrer Buchauswahl orientieren sich beide selten an Bestsellerlisten. „Wir können zu so gut wie jedem Buch persönliche Empfehlungen aussprechen“, sagt Claudia Haas.

Zum Angebot gehören regelmäßige „Salonabende“ mit Lesungen und Themenschwerpunkten. Stolz ist Claudia Haas darauf, dass sie anlässlich des fünfjähren Bestehens mit ihrem Lieblingsautor Ralf Rothmann einen echten Star in den kleinen Buchladen holen konnte. Fester Bestandteil und auch so etwas wie ein Star der Buchhandlung ist Madeleine.

Die schwarz-weiße Katze schnurrt um Kundenbeine oder hält ein Nickerchen auf dem Biedermeiersofa. „Sie ist freie Mitarbeiterin“, sagt Claudia Haas. Für viele Kunden sei das Geschäft „Die Buchhandlung mit der Katze.“

Ortswechsel: In der Bunt-Buchhandlung an der Venloer Straße freuten sich Geschäftsführer Burkhard Schirdewahn und Axel Stadtländer mit ihren Mitarbeitern ebenfalls über den mit 7000 Euro Prämie verbundenen Preis. Auch Burkhard Schirdewahn sieht in der Auszeichnung eine Bestätigung der täglichen Arbeit.

Den Preis als solchen hält er für absolut wichtig. Im kulturellen Bereich werde alles mögliche gefördert. Dem Buchhandel werde aber die kulturelle Bedeutung von manchen abgesprochen, weil es in erster Linie darum gehe, Bücher zu verkaufen.

Das stimme, so Schirdewahn, aber zugleich ist er davon überzeugt davon, dass der Buchhandel neben dem wirtschaftlichen Interesse einen wichtigen Beitrag leiste zur kulturellen Bildung. „Bevor wir den Laden hier eröffnet haben, war uns klar, dass es eine Stadtteilbuchhandlung sein sollte“, erklärt er. Folglich spiegele das Buchsortiment die Vorlieben der Leserschaft im Stadtteil wider. An Kinder- und Jugendbüchern sowie Schulbüchern könne man erkennen, wie viele junge Familien inzwischen in Ehrenfeld lebten. Hinzu komme ein eher junges Lesepublikum, das sich für Alltagsthemen – oft humorvoll aufgearbeitet – interessiere. Und schließlich diejenigen, die nach anspruchsvoller Literatur oder Sachbüchern fragten. Fester Bestandteil im Sortiment ist außerdem eine große Auswahl an Titeln im modernen Antiquariat.

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