„Hi Kaffee" aus Köln-EhrenfeldSo gründeten drei Mitbewohner ihre eigene Kaffeemarke

Lesezeit 3 Minuten
1_Kaffee-WG_flo

Dora Paatsch, Jannik Nitz und Joshua von Söhnen vertreiben seit Februar ihren eigenen Kaffee.

Ehrenfeld – Viele gute Geschichten beginnen am Küchentisch einer Wohngemeinschaft. So auch die von Dora Paatsch, Jannik Nitz und Joshua von Söhnen: In ihrer WG in der Piusstraße gründeten sie Anfang des Jahres ihre eigene Kaffeemarke „Hi Kaffee". Joshua ist 26, arbeitet im Marketing eines Start-Ups, die 22-jährige Dora studiert Sonderpädagogik und Jannik, 29, macht gerade seinen Doktor im selben Fach.

Kennengelernt haben sich die beiden jedoch nicht über das Studium, sondern über das Internet: Dora suchte nach einem WG-Zimmer und wurde schließlich bei Jannik in der Piusstraße fündig. Zeitgleich mit ihr zog auch Joshua ein, den Jannik schon länger kennt. Obwohl die drei erst seit einem Jahr zusammenleben, hat sich aus der Wohngemeinschaft inzwischen auch eine Arbeitsgemeinschaft entwickelt: „Während der Lockdowns waren wir natürlich ziemlich zusammengepfercht“, erinnert sich Joshua, „und eines Abends sagte Dora dann, das wir doch mal irgendetwas starten müssten.“

Mitbewohner setzten Idee rasch um

Zu diesem Zeitpunkt war Jannik gerade nicht zuhause und wurde bei seiner Rückkehr von der verrückten Idee seiner Mitbewohner überrascht - Dora und Joshua wollten ihre eigene Kaffeemarke gründen: „Ich war zunächst etwas skeptisch“, gesteht Jannik, „zumal ich damals selbst überhaupt keinen Kaffee getrunken habe.“ Beides, betont er, habe sich aber mittlerweile geändert. 

Die WG kontaktierte Kaffeefarmen und Röstereien, bereits am nächsten Tag gingen zahlreiche Rückmeldungen bei ihr ein: „Die meisten fanden unsere Idee echt super, wir  wollten aber die idealen Partner für unser Vorhaben finden", erklärt Joshua. Schließlich stießen die drei auf die Rösterei „Kaffee Braun“ aus Aschaffenburg, die seitdem den Kaffee der Ehrenfelder röstet. Der Kaffee selbst kommt von einer Familienfarm in Guatemala: „Wir haben uns dann zunächst durch Proben gekostet, bis wir den Geschmack gefunden haben, den wir für unseren ersten Kaffee haben wollten“, erklärt Dora. Wie die 22-Jährige sagt, habe dieser einen hellen Röstgrad und einen milden, aber dennoch vollen Geschmack: „Der Kaffee kommt sehr gut an. Am Anfang haben natürlich viele Freunde bei uns bestellt, inzwischen kaufen aber auch Unternehmen bei uns ein.“

Nachhaltigkeit ist den Kölnern wichtig

Dazu trage auch das Konzept hinter dem Kaffee bei: Die Farmarbeiter werden fair bezahlt, die Pflanzen ökologisch angebaut: „Kaffee kann allein wegen der Lieferwege nie ganz nachhaltig sein, aber wir geben unser bestes“, so Joshua. Nach wie vor vertreiben die drei ihren Kaffee so aus der Küche ihrer WG heraus, liefern die Bestellungen sogar persönlich mit dem Fahrrad ab: „So können wir uns den Kunden vorstellen und das Gespräch mit ihnen suchen, was uns wichtig ist.“

4_Hi-Kaffee_flo

Der erste „Hi Kaffee" ist ein milder Filterkaffee. Bald soll aber auch ein Espresso erscheinen.

Der Kaffeevertrieb nimmt dabei viel Zeit ein, die sich Dora, Jannik und Joshua neben Job und Studium nehmen müssen. Wie sie erklären, wollen sie aber auch gar kein riesiges Geschäft aufziehen - der Kaffee sei ein schönes Hobby, das sie sich nicht durch ein Business-Denken kaputt machen wollen: „Es bleibt ein lokales WG-Projekt, das uns weiterhin Spaß macht.“

Das könnte Sie auch interessieren:

So ganz ohne Ehrgeiz und Ziele gelingt das Projekt aber natürlich auch nicht: „Wie witzig wäre es, wenn wir unsere Miete in Ehrenfeld bald mit Kaffee zahlen könnten?“, sagt Joshua lachend und fügt dann hinzu, dass sie davon aber noch weit entfernt seien.

Dennoch können Dora, Jannik und Joshua bereits jetzt auf kleine Erfolge schauen: „Es ist schon sehr cool, wenn man sich am Sonntagmorgen erst einmal eine Tasse von seinem eigenen Kaffee machen kann“, sagt Jannik, in dessen Büro an der Uni mittlerweile auch nur noch „Hi Kaffee“ getrunken wird. Was auch sonst?

KStA abonnieren