Stadt und GAG ringen um LösungVerlieren 130 Kinder bald ihren Kindergartenplatz in Kölner Veedel?

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Hinter den Bäumen sind die Neubauten zu sehen, um die ein Gerüst aufgebaut sind.

Der erste Bauabschnitt des GAG-Neubauprojekts am Ossendorfer Weg soll in diesem Jahr bezugsfertig sein.

Zwei Kitas in Köln müssen umziehen, da die Gebäude abgerissen werden. Jetzt wird es größer, moderner, aber auch teurer.

Verlieren 130 Kinder bald auf einen Schlag ihren Kindergartenplatz? Steht eine nagelneue Kindertagesstätte leer, weil sie zu groß geraten ist und deshalb niemand mehr die Miete zahlen kann? In diesem schlimmsten Fall droht ein absurdes Szenario in der Siedlung am Ossendorfer Weg. Eltern sind verunsichert. Trägerverbände, die GAG als Vermieter und die Stadt Köln als Träger der Kinder- und Jugendhilfe ringen um eine Lösung. Wie konnte das passieren?

Alte Gebäude der Bickendorfer Kitas werden abgerissen

Zwischen Ossendorfer Weg, Mathias-Brüggen-Straße und Mühlenweg entsteht ein schmuckes neues Quartier mit 200 Wohnungen. Die Neubauten ersetzen die deutlich in die Jahre gekommenen Siedlungshäuser. Gebaut wird in zwei Abschnitten. Zum ersten Bauabschnitt, der voraussichtlich Ende des Jahres fertig sein wird, gehören auch Räume für die beiden Kindertagesstätten des Viertels. Beide sind zugleich auch Familienzentren. Deren alte Gebäude werden abgebrochen, sobald sie in den Neubau gezogen sind. Dieser Plan ist den beiden Trägern – Sozialdienst Katholischer Männer (SKM) und Arbeitsgemeinschaft für das ausländische Kind (AaK) schon seit 2017 bekannt. Beide Verbände sind seit Jahrzehnten Mieter der GAG.

Der Wegfall dieser 130 Betreuungsplätze im Raum Bickendorf-Ossendorf wäre eine Katastrophe und könnte durch die anderen Einrichtungen nicht aufgefangen werden
Aus dem Schreiben der Bezirksvertretung

2019 stellte die GAG Immobilien AG erstmals die Pläne vor. Seitdem wissen die Verbände auch, dass die Fläche der Kindertagesstätten um rund 200 Quadratmeter größer sein wird als die in den bisherigen Gebäuden. Die Anzahl der Gruppen und Betreuungsplätze bleibt aber gleich. Die GAG begründete dies mit der Form des Gebäudes und mit geänderten Vorgaben für die Barrierefreiheit. So muss etwa in allen Fluren ausreichend Platz sein für zwei Rollstühle nebeneinander.

Miete für neue Räume der Kindertagesstätten ist teurer

Seit 2020 wiesen SKM und AaK wiederholt darauf hin, dass die finanzielle Förderung nach dem Kinderbildungsgesetz (Kibiz) nicht ausreicht. Seit Jahren ist die förderfähige Nutzfläche im Kibiz-Gesetz unverändert. Monatlich entstehe eine Mietfinanzlücke von 3000 Euro. Die beiden Träger und die GAG konnten sich bislang nicht einigen. Auch das Angebot der GAG, die Hälfte des Fehlbetrags übernehmen zu wollen, fruchtete nicht. Der SKM bietet an, mehr Plätze für Kinder unter drei Jahren einzurichten, um so an mehr Kibiz-Zuschüsse zu kommen. In das Ringen um eine Lösung ist inzwischen auch das Jugendamt eingebunden.

Am Donnerstag, 1. Juni, 17 Uhr, lädt der SKM zu einem Elternabend in seine Einrichtung. Man arbeite immer noch an einer Lösung, „Aber wenn die nicht gefunden wird, müssen beide Träger die Kitas abgeben“, schreibt Einrichtungsleiter Clemens Alder in der Elterninformation. Auch das Jugendamt wird bei dieser Gelegenheit informieren, wie Stadt-Sprecherin Jutta Doppke Metz bestätigte. „Wenn sich Lösungen schon vorzeitig als tragfähig erweisen, werden diese durch die Träger sicherlich schnellstmöglich kommuniziert“, ergänzte sie.

Info-Abend für besorgte Eltern: Gemeinsame Lösungen sollen gefunden werden

Da es danach aber noch nicht aussieht, hat die Bezirksvertretung Ehrenfeld eine Resolution verabschiedet und alle Beteiligten aufgerufen, „offen und transparent miteinander zu kommunizieren und nach einer einvernehmlichen Lösung zu suchen“. Gerade in diesem Teil Bickendorfs sei qualifizierte Betreuung für die Entwicklung der Kinder von grundlegender Bedeutung. „Der Wegfall dieser 130 Betreuungsplätze im Raum Bickendorf-Ossendorf wäre eine Katastrophe und könnte durch die anderen Einrichtungen nicht aufgefangen werden“, warnen die Politikerinnen und Politiker.

Zuvor hatten schon die Mitglieder der Stadtteilkonferenz Bickendorf, des Arbeitskreises Ossendorf und die Leitungen der evangelischen und der katholischen Kirchengemeinden eine Art Brandbrief an die Stadtspitze und die lokale Politik geschrieben, in dem sie ihre Solidarität mit den betroffenen Familien aussprachen.

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