Buchstaben fürs VeedelKölner Student erfindet Schriftart namens „Ehrenfeld”

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Fabian Wilczek mit seiner neu erfundenen Schrift

Fabian Wilczek mit seiner neu erfundenen Schrift

Ehrenfeld – Auf dem Friedhof, in Werkstätten, Kneipen oder einfach so auf der Straße wurde Fabian Wilczek fündig: Er suchte Schriften. Seine Idee dabei: Die Schriften sollten charakteristisch für Ehrenfeld sein, denn nur dort sah sich der Design-Student um. Das Schriftensuchen war Teil seiner Diplom-Arbeit an der Ecosign-Akademie. Fabian Wilczek schuf eine eigene Schrift. Sie heißt „Ehrenfeld“.

Ob sie einmal zwischen „Arial“ und „Garamond“ einen Platz in den Fonts-Verzeichnissen finden wird, ist noch offen. Die „Ehrenfeld“-Schrift ist noch sehr jung. „Aber es ist schon eine ganze Sippe“, erklärt ihr Schöpfer. Sieben verschiedene Schriften hat er entworfen und sie einander so angeglichen, dass man von „Sippe“ sprechen kann. Hier kommt es auf typografische Feinheiten an, die für den Laien schwer auszumachen sind. Auf den ersten Blick ist die Verwandtschaft der Schriften jedenfalls nicht offenkundig. „Entscheidend sind die Proportionen der einzelnen Buchstaben. Hier steckt die Gemeinsamkeit“, sagt Fabian Wilczek, der mit seiner – oft mühseligen – Arbeit, mit dem Diplom der Ecosign-Akademie belohnt wurde.

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Am Computer mit Hilfe eines Programms zur Schriftgestaltung verbrachte der 25-Jährige die vergangenen Monate. Jeder einzelne Buchstabe muss pixelgenau ausgearbeitet werden.Jede einzelne Schrift aus der Sippe trägt einen anderen Namen: EhrenWerk, EhrenBürger, EhrenÖko, EhrenEck, EhrenSzene, EhrenBude und EhrenMeister.

Hier werden schon Hinweise sichtbar, dass sich Fabian Wilczek in unterschiedlichen Milieus des Stadtteils umgeschaut hat und diese in den jeweiligen Schriften zum Ausdruck bringen möchte. Verschnörkelte Schriften finden sich etwa in den allmählich verschwindenden Eckkneipen. Wogegen sich die aktuelle Szene offenbar auf Plakaten und anderen Medien auf eine sehr klare Type ohne überflüssige Striche, sogenannte Serifen, verständigt hat.

Der Designer erklärt es selbst so: Die Schriften, die in dieser Arbeit entstanden sind, spiegeln in ihrer Konzeption Aspekte einer nachhaltigen Stadtgesellschaft wider. Die Diversität und die ständige Begegnung mit dem Fremden, wie sie Städten eigen ist und sich exemplarisch in Ehrenfeld finden lässt, wird in den Schriften aufgegriffen und durch die diverse Ausgestaltung einer Schriftsippe umgesetzt.“

Genauer Blick auf Ehrenfeld

Der genauere Blick auf Ehrenfeld wurde Fabian gewissermaßen in die Wiege gelegt. Großvater Gerhard Wilczek war Vorsitzender der Bürgervereinigung Ehrenfeld und auch Autor mehrerer Bücher zur Stadtteilgeschichte. „Der Opa spielt dabei natürlich schon eine gewisse Rolle“, sagt Fabian Wilczek. Das Interesse für unterschiedliche Schriften – wie sie über Ladenlokalen, auf Fabriktoren oder sogar auf Grabsteinen in Ehrenfeld zu sehen sind – entwickelte er bereits bevor er auf die Idee kam, eine eigene Schriftsippe zu gestalten.

Die Buchstabenfamilien können gekauft werden. „Das Angebot richtet sich vor allem an Grafiker und Designer, die damit individuelle Kreationen für ihre Kunden erstellen können“, erklärt Fabian Wilczek. Dass er selbst die Schriften in seinem Beruf verwendet, ist ebenfalls nicht ausgeschlossen. Er arbeitet bereits als Kommunikationsdesigner. Mit dem Diplom in der Tasche, will er sich nun ganz auf den Beruf konzentrieren.

ehrenfeld.fabian-wilczek.de

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