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Ehemaliges Autohaus LevyWie das „Wandel-Werk“ Neuehrenfeld verändern will

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Verena Hermelingmeier und Jan Pehoviak in der alten Werkstatthalle.

Verena Hermelingmeier und Jan Pehoviak in der alten Werkstatthalle.

  • Bis das alte Autohaus Levy in Köln-Neuehrenfeld abgerissen wird, füllt das Projekt „Wandel-Werk“ das Gelände als Zwischenmieter mit Leben.
  • Entstehen soll ein kreativer Treffpunkt mit gemeinschaftlichen Arbeitsplätzen, Ateliers für Künstlern, einem Gewächshaus, einem Café, Räumen für Veranstaltungen und Gruppentreffen sowie reichlich Platz für innovative Ideen.
  • Doch noch ist von alldem nicht viel zu sehen. Was wirklich umgesetzt wird, werden die kommenden Monate zeigen.

Köln – Wo früher Autos verkauft und repariert wurden, soll nun die Stadt von morgen entworfen werden. Auf dem Gelände des ehemaligen Autohaus Levy an der Liebigstraße ist das „Wandel-Werk“ eingezogen. Als Zwischenmieter, bis das alte Autohaus abgerissen wird. An gleicher Stelle sollen bis zu 185 neue Wohnungen gebaut werden – das steht schon fest. Die Projektentwicklungsgesellschaft Bouwfonds Property Development (BDP) ist Eigentümer des Grundstücks und will voraussichtlich im kommenden Jahr mit dem Neubau beginnen. Doch bis dahin, stellt die BDP die rund 4500 Quadratmeter großen Räumlichkeiten dem Verein „Köln Leben und Gestalten“ (kurz „KLuG“) zur Verfügung.

„Wir wollen die Freiräume der Stadt mitgestalten und sie so lebenswerter für die Menschen machen“, erklärt Jan Pehoviak, die Zielsetzung des Vereins, den er vor anderthalb Jahren mitgegründet hat. Er ist 27 und beschäftigt sich mit nachhaltiger Stadtentwicklung. Und entwickeln wollen er und seine Mitstreiter in den ehemaligen Verkaufs- und Werkstatträumen ein lebendiges Miteinander möglichst unterschiedlicher Gruppen, Initiativen und Menschen, die sich für ihr Viertel und die Gemeinschaft engagieren.

Einen symbolischen Euro Miete zahlt der gemeinnützige Verein für das riesige Gelände. Allerdings auch die gesamten Unterhaltskosten, die sich mit Strom, Versicherung und Heizung auf gut 10 000 Euro im Monate addieren. Die Kosten sollen durch Raummiete, Veranstaltungen und Förderungen aufgebracht werden. Zudem hat eine Crowdfunding-Kampagne Startkapital erbracht.

Café, Co-Working-Space und kreativer Treffpunkt

Zunächst gilt es aber, das Projekt „Wandel-Werk“ mit Leben zu füllen. Entstehen soll ein kreativer Treffpunkt mit gemeinschaftlichen Arbeitsplätzen, Ateliers für Künstler, einem Gewächshaus, einem Café, Räumen für Veranstaltungen und Gruppentreffen sowie reichlich Platz für innovative Ideen. Noch ist von alldem nicht viel zu sehen.

Einige Tische stehen schon, wo der Co-Working-Space entstehen soll, gemütliche Sessel und Couchtische lassen das zukünftige Café erahnen, und in einer alten Werkstatthalle werden Hochbeete für das Gewächshaus gebaut. Doch in der lichtdurchflutet ehemaligen Ausstellungshalle, in der früher die Neuwagen zum Kauf angeboten wurde, herrscht noch gähnende Leere.

Beispielstraße der Zukunft

Dafür haben die Initiatoren jede Menge Ideen, wie der Platz genutzt werden kann. „Wir überlegen etwa in der Ausstellungshalle eine Beispielstraße der Zukunft aufzubauen“, sagt Verena Hermelingmeier. Die 32-Jährige promoviert gerade am Zentrum für Transformationsforschung und Nachhaltigkeit in Wuppertal. Erst vor wenigen Wochen habe man das Projekt gestartet und vor kurzem den Mietvertrag unterschrieben. „Dafür sind wir schon sehr weit“, so Hermelingmeier. Bei einem ersten Workshop waren gut 40 Initiativen und Vereine anwesend. Davon haben sich einige auch schon als Mieter und Unterstützer angemeldet.

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So möchte etwa das Bürgerzentrum Ehrenfeld die großzügigen Räume für Veranstaltungen nutzen, die Fahrradaktivisten der Critical Mass Köln wollen sich ebenso beteiligen wie die Bildungs- und Integrationsinitiative Coach. Außerdem will ein Kurierdienst mit Lastenfahrrädern einige der alten Autowerkstatthallen anmieten. Gerade in Zeiten von Corona, in denen Platz benötigt wird, könne man diesen reichlich anbieten. „Wir können uns auch vorstellen, Schulklassen Platz für den Unterricht zu geben oder einen Food-Markt zu organisieren“, sagt Pehoviak.

Was davon wirklich umgesetzt wird, werden die kommenden Monate zeigen. Der Mietvertrag gilt in jedem Fall für neun Monate, vielleicht auch etwas länger, wenn sich der geplante Abriss verzögert. Wer Interesse hat, sich zu beteiligen, einen Arbeitsplatz zu mieten oder Platz für eine Veranstaltung braucht, meldet sich einfach an der Liebigstraße 201-203. Geplant sind zudem regelmäßige Infoabende immer dienstags um 18.30 Uhr. Das Café soll in den kommenden Wochen eröffnen und ist dann auch eine Anlaufstelle.

Kontakt zu den Initiatoren gibt es per E-Mail und weitere Informationen auf der Homepage des Vereins.

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