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Meistgelesen 2022Google-Konkurrent DeepL ist jetzt das wertvollste Start-up Kölns

Lesezeit 3 Minuten
DeepL-Chef Jaroslaw Kutylowski im Büro in Köln-Ehrenfeld.

DeepL-Chef Jaroslaw Kutylowski im Büro in Köln-Ehrenfeld.

Köln hat sein erstes „Einhorn“ – so werden junge Unternehmen mit einem Wert von einer oder mehr als einer Milliarde Dollar genannt. Der Grund: DeepL hat eine Technologie, die selbst Google übertrifft.

  • Dieser Text ist zuerst am 18. November 2022 erschienen.

Das Kölner Technologie-Unternehmen DeepL ist nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus dem Umfeld der Firma jetzt eine Milliarde Dollar wert. Drei neue Beteiligungsfirmen steigen bei den Kölnern ein. Der Wert der verkauften Anteile taxiert das Gesamtunternehmen dabei auf den magischen Schwellenwert. Eine offizielle Bestätigung von DeepL gab es zunächst nicht.

Die unscheinbare Firma mit Sitz in einem Gewerbepark am Maarweg in Köln-Ehrenfeld ist damit das erste junge Unternehmen in der Stadt, dem die Milliardenbewertung gelingt. DeepL ist eine Übersetzungssoftware, die dank künstlicher Intelligenz qualitativ besonders hochwertige Übersetzungen liefert und regelmäßig in Vergleichstests Google übertrifft. Die Webseite deepl.com gehört zu hundert weltweit am häufigsten aufgerufenen Adressen im Internet. 

DeepL-CEO Jaroslaw Kutylowski: „Auf absehbare Zeit unabhängig bleiben“

DeepL wächst in atemberaubendem Tempo. Firmenchef Jaroslaw Kutylowski hatte das im vergangenen Jahr in einem Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ angekündigt. Ende des Jahres sollen 400 Menschen für das Unternehmen arbeiten, sagte er damals. Tatsächlich geben fast so viele Beschäftigte im Karriereportal LinkedIn derzeit DeepL als ihren Arbeitgeber an.

Lange galt es als Möglichkeit, dass DeepL über Geld aus einem Börsengang sein weiteres Wachstum finanzieren könnte. Doch in einem seiner seltenen Interviews hatte Kutylowski dies zuletzt ausgeschlossen. „Wir fühlen uns wohl, im Moment unabhängig zu sein“, sagte er dem japanischen Informationsdienst Nikkei.

DeepL hat eine Übersetzungs-Technologie, die selbst Google übertrifft

An der Börse notierte Unternehmen stehen oft unter Druck in Schwächephasen, da sie Quartal für Quartal ihr Geschäftsergebnis veröffentlichen müssen. Allerdings sind Aktien ein einfaches Mittel, um schnell neues Geld zu erhalten.

Es ehrt uns, dass das für möglich gehalten wird
DeepL-Chef Jaroslaw Kutylowski vor einem Jahr auf die Frage, ob die Firma bald eine Milliarde Dollar wert sein könnte

DeepL gilt jedoch auch außerhalb der Börse als begehrt, da seine Übersetzungstechnologie in vielen Belangen etwa Google Translate überlegen ist. Der Grund ist die besondere Technologie, die die Kölner entwickelt haben. Sie analysieren systematisch bereits vorhandene Übersetzungen im Internet und bewerten automatisiert deren Qualität und bauen darauf den eigenen Dienst auf. Der Nachteil ist, dass Sprachen, zu denen nur wenige qualitativ hochwertige Übersetzungen digital verfügbar sind, für DeepL schwerer darzustellen sind.

Derzeit bietet DeepL 29 Sprachen an, Google Translate hingegen 133 Sprachen. Im September hatte DeepL zuletzt Ukrainisch hinzugenommen. Mit dem Beginn des Angriffs Russlands auf das Land war die Nachfrage nach der Sprache enorm gestiegen.

DeepL: Netflix-Investor IVP steigt in Start-up aus Köln ein

Als Investoren kommen bei den Kölnern jetzt die US-Firmen IVP und Bessemer sowie der europäische Fonds Atomico neu an Bord, wie zunächst Business Insider berichtet hatte. Wer wie viele Anteile kauft, war zunächst unklar, Details des Deals können sich auch noch ändern. Bislang zählen bereits Benchmark Capital aus den USA und b-to-v aus der Schweiz zu den Investoren. Auch einige Mitarbeitende der ersten Stunde sind an der Firma beteiligt.

IVP ist ein bekannter Investor aus dem Silicon Valley. Das Unternehmen hat unter anderem in den Streaming-Dienst Netflix, die Software-Entwicklungsplattform Github und den Messenger-Dienst Slack investiert. IVP sitzt an der legendären Sand Hill Road im kalifornischen Menlo Park, wo sich die Zentralen großer Technologie-Investoren wie an einer Perlenschnur aneinander reihen.

Kölner Start-up DeepL will Markt in Asien weiter ausbauen

Das Geld der Amerikaner dürfte aller Voraussicht nach für die Expansion in Asien genutzt werden. Laut dem Informationsportal Similarweb wird DeepL am stärksten in Japan genutzt. Doch bislang bietet DeepL in Asien nur Japanisch und Chinesisch an. Derzeit arbeiten die Kölner an Koreanisch und fassen auch Thailändisch, Malaysisch und Vietnamesisch ins Auge.

DeepL ist fünf Jahre alt und aus dem Vorgängerunternehmen Linguee hervorgegangen. Die Firma rühmt sich damit, seit ihrem Start profitabel zu arbeiten. Das Unternehmen scheut in der Regel die Öffentlichkeit, auf Tech-Events treten keine Vertreter der Firma auf. Mittlerweile gibt es auch Standorte im europäischen Ausland.

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