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Mensa-Essen, Semesterbeitrag, MieteSo teuer ist das Leben von Studierenden in Köln

Lesezeit 5 Minuten
Die Studentinnen Rosanna Stotko, Mona Laufs und Fanny Schulten lachen in die Kamera.

Die Kölner Studentinnen Rosanna Stotko, Mona Laufs und Fanny Schulten leben gemeinsam in Köln-Ehrenfeld in einer WG.

Ohne Studenten-Job geht bei drei jungen Kölnerinnen nichts. In diesem Semester übernimmt jedoch eine Firma einen Teil ihrer WG-Miete.

Seit rund drei Wochen sind die Hörsäle der Kölner Unis wieder gefüllt - denn das Sommersemester ist gestartet. Für Mona Laufs, Rosanna Stotko und Fanny Schulten ist es ein ganz besonderes Semester, denn eine Kölner Firma übernimmt zwei Drittel der Grundmiete, das ganzes Semester lang.

„Es ist jetzt einfach Geld, das wir mehr haben. Es nimmt schon etwas Druck und das ist total schön“, sagt Rosanna Stotko im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. 576 Euro weniger müssen die Studentinnen somit zahlen – pro Monat und bis September. 

Rosanna Stotko will diese einmalige Chance nutzen, um sich in diesem Semester mehr auf ihr Studium zu konzentrieren. „Ich arbeite freiberuflich als Dozierende bei einem Nachhilfeunternehmen und muss jetzt nicht zwingend noch eine Schicht übernehmen und kann mich stattdessen mit meiner Mathe-Gruppe treffen“, sagt die 22-Jährige, die Sport und Mathematik an der Uni Köln und an der Sporthochschule auf Lehramt studiert. Mit Sport und Biologie studiert auch Fanny Schulten ein naturwissenschaftliches Fach, Fächer, in denen Frauen noch immer unterrepräsentiert sind.

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Ohne Nebenjob geht es in Köln nicht – das Leben ist einfach zu teuer

Ihren Nebenjob ganz aufgeben, wollen und können die Studentinnen aber nicht. Dafür sei das Leben als Student in Köln derzeit einfach viel zu teuer. Denn zur Grundmiete ihrer Wohnung in Ehrenfeld kommen noch kalte Nebenkosten, sowie die normalen Nebenkosten. Für ihr 21 Quadratmeter großes Zimmer zahlt Mona Laufs somit insgesamt 470 Euro, Rosanna Stotko für 19 Quadratmeter 440 Euro und Fanny Schulten für zwölf Quadratmeter 290 Euro.

Ich überlege mir im Supermarkt schon zwei Mal, ob ich so einen High-Protein-Joghurt zum Beispiel wirklich brauche.
Rosanna Stotko, Kölner Studentin an der Uni Köln und an der Spoho

576 Euro, die die HR-Tech Firma Candidate Select übernimmt, von insgesamt 1200 Euro seien da schon sehr hilfreich und „wir sind auch sehr dankbar dafür, aber wir müssen einen Großteil der Miete trotzdem noch selber finanzieren“, sagt Mona Laufs, die kein Mint-Fach studiert, sondern Sportjournalismus an der Spoho. Mit finanzieller Unterstützung der Eltern und dem Job haben sie und Rosanna Stotko im Monat etwa den Bafög-Höchstsatz von momentan 934 Euro zur Verfügung.

Davon müssen sie aber nicht nur die Miete zahlen, sondern ihr ganzes Leben, somit auch Lebensmittel – und auch diese sind eben teurer geworden. „Ich überlege mir im Supermarkt schon zwei Mal, ob ich so einen High-Protein-Joghurt zum Beispiel wirklich brauche“, sagt Stotko. Die anderen beiden ernähren sich vegan und da „verzichten wir dann schon öfters auf die teuren Ersatzprodukte“, sagt Laufs.

Köln: Preise für Mensa-Essen in den Unis und Hochschulen ist gestiegen

Aber auch die Kölner Uni-Mensen sind nicht mehr die günstige Alternative, wie sie es noch vor ein paar Jahren für Studierende waren. Denn auch dort sind die Preise zu Beginn des Jahres gestiegen, um durchschnittlich elf Prozent. „Die Beschaffungskosten sind hier ebenfalls stark gestiegen, besonders bei Produkten wie Fleisch und Gemüse“, erklärt ein Sprecher der Kölner Studierendenwerke auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Das merken auch die Studierenden. „Für das vegane Essen zahlen wir jetzt zwischen 3 und 3,70 Euro. Vorher hat es 2,60 Euro gekostet“, sagt die 21-jährige Mona Laufs. Sie habe schon öfters überlegt, die günstigere „Nudeln mit Tomatensoße“-Variante zu Hause vorzukochen, aber es sei vor allem der Gemeinschaftsaspekt, weshalb die Studentinnen weiter mit ihren Kommilitonen in die Mensa gehen. Und dort gibt es immerhin immer noch ein Gericht, das noch 1,90 Euro (zuvor 1,80 Euro) kostet, auch wenn dies meistens nur ein einfaches Suppen- oder Eintopfgericht ist. „Besonderes Augenmerk haben wir darauf gelegt, dass es ein Essen gibt, das auch für bedürftigere Studierende erschwinglich bleibt“, sagt der Studierendenwerks-Sprecher.

Semesterbeitrag für Kölner Studierende steigt jährlich an

Eine weitere finanzielle Last für die Studierenden in Köln ist aber auch der stetig steigende Semesterbeitrag. Dieser lag zum aktuellen Sommersemester für Studierende der Uni Köln bei 318,05 Euro – inklusive 100 Euro Sozialbeitrag für die Kölner Studierendenwerke, der im Vergleich zum Wintersemester 2022/23 um 10 Euro gestiegen ist. Der Grund laut des Sprechers: „Für uns haben sich die Kosten dramatisch erhöht. Letztlich inflationsbedingt. Die Kostensteigerungen sind allgemeiner Natur, Beschaffung, Baukosten et cetera, aber sie sind natürlich auch spezifisch.“ Weitere Erhöhungen des Sozialbeitrags seien derzeit nicht auszuschließen.

Die von der Landesregierung NRW angekündigte Erhöhung des Zuschusses der Studierendenwerke um drei Prozent in diesem Jahr habe es noch nicht gegeben, aber „das Land engagiert sich sehr für die Studierendenwerke. Wir wissen aber noch nicht konkret, wie sich das in Beträgen für das Kölner Studierendenwerk auswirkt. Hier sind wir in Warteposition“, sagt der Sprecher.

Gerade wegen der Corona-Zeit überlegt man jetzt auch nicht so oft, ob man jetzt wirklich nochmal irgendwie essen oder feiern gehen will, sondern macht es dann einfach, wenn man Lust drauf hat.
Mona Laufs, Kölner Studentin an der Spoho

Trotz der Erhöhungen und den Sparmaßnahmen, die Mona Laufs, Rosanna Stotko und Fanny Schulten individuell ergriffen haben, auf alles verzichten wollen die Studentinnen nicht. Ein Grund dafür ist immer noch Corona. Denn ihr Studium haben sie mitten in der Pandemie begonnen. Zwar hätten sie in dieser Zeit auch weniger Geld ausgegeben, konnten aber auch nicht viel machen.

Jetzt gibt es wieder viel mehr, aber das Geld ist knapp – und oft finden sich die Studierenden in einem Zwiespalt wieder. Die Entscheidung sei aber oft eindeutig: „Gerade wegen der Corona-Zeit überlegt man jetzt nicht so oft, ob man wirklich nochmal essen oder feiern gehen will, sondern macht es einfach, wenn man Lust drauf hat“, sagt Mona Laufs.

Rosanna Stotko und Fanny Schulten wollen sich im kommenden Semester sogar ein Auslandssemester in Schweden beziehungsweise Neuseeland leisten. „Für diese Erfahrung gehe ich dann auch gerne an mein gespartes Geld ran“, sagt Rosanna Stotko. Zudem gebe es ja auch Förderungen wie Erasmus.

Allgemein würden die drei ihre Situation als Studierende noch als relativ gut beschreiben, denn auch durch das Studium an der Spoho „sind wir sehr privilegiert.“ Denn sie können viele sportliche Aktivitäten kostenlos nutzen. „Wir drei kennen aber genug Studierende, die mehr Geldsorgen haben. Wenn wir mal feiern gehen wollen, dann sagen manche doch, dass es ihnen zu teuer ist.“

Wie bei vielen Studierenden sei es für die drei Kölner Studentinnen vor allem der Nebenjob, weshalb sie ihr Studium finanzieren und sich auch mal etwas „gönnen“ können, sagen sie.

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