Satirischer WochenrückblickKölns letzte Generation

Ein Kommentar von
Lesezeit 2 Minuten
Den Fußgängerüberweg in Höhe der Neptunstraße gibt es derzeit nicht mehr, weil die Markierungen überklebt und die Ampeln abgeschaltet sind. Foto: Rösgen

In Ehrenfeld überqueren Fußgänger die für einen Verkehrsversuch provisorisch umgestaltete Venloer Straße.

Vorsicht an der Bordsteinkante. In der neuen Tempo-20-Zone auf der Venloer Straße in Köln wird einem bewusst, warum Fußgänger in einer Millionenstadt trotz Mobilitätswende zur letzten Generation zählen.

Keine Ahnung, worum sich Kölns neuer Fußgängerbeauftragter gerade kümmern muss. Wahrscheinlich macht er gerade eine Zusatzausbildung zum Bewährungshelfer, um unschuldige Passanten aus dem Knast zu holen.

Menschen, die beim Versuch, die neue Tempo 20-Zone auf der Venloer Straße in Ehrenfeld gefahrlos zu überqueren, auf der Bordsteinkante festgefroren sind und anschließend – nach erfolgreicher Enteisung – in Gewahrsam genommen wurden.

Wenn das so weitergeht, werden sie die letzte Generation sein, die sich überhaupt daran erinnern kann, dass es jenseits dieses multifunktionalen Versuchsfelds, das sich früher Straße nannte, auch eine Bordsteinkante befindet, nach deren Berührung man sich auf der sicheren Seite wähnen durfte. Auf einem Bürgersteig.

Alles zum Thema Venloer Straße

Die Heiligen Drei Könige aus dem Lande der zu Fuß Gehenden

Am Ende müssen sich die viel gescholtenen Klimakleber, die große Teilen der Politik am liebsten mit fetten Bußgeldern überziehen oder gleich in den Knast stecken möchte, noch auf die Venloer Straße kleben, um eine seltene Spezies zu retten, die ihr beim Kampf gegen die Erderwärmung besonders am Herzen liegt: Das ist der Fußgänger.

Doch während man auf der Venloer Straße die Pedestri noch von Autofahrern und Radlern auf ihre Widerstandsfähigkeit testen lässt, greift die Stadt auf der Ehrenstraße gerade noch rechtzeitig vor dem vierten Adventswochenende auf die altbewährten Mittel der artenreinen Fortbewegung zurück.

Das sind Poller, Baken und Sitzmodule, die Heiligen Drei Könige aus dem Lande der zu Fuß Gehenden, damit rechtzeitig vor dem Fest der Verkehrsfriede einkehren möge.

KStA abonnieren