Tempo 20 auf Venloer StraßeWie es beim Ehrenfelder Verkehrsexperiment weitergeht

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Ein Schild weist auf die Tempo-20-Zone auf der Venloer Straße hin.

Auf Teilen der Venloer Straße gilt neuerdings Tempo 20.

Auf der Venloer Straße gilt Tempo 20. Die Stadt zeigt sich zufrieden, Anwohner finden die Zustände chaotisch und fordern Änderungen.

Die Stadt bewertet die ersten Maßnahmen zur Umgestaltung der Venloer Straße als positiv. Im vergangenen Sommer wurden Kurzzeitparkplätze für Autos in Abstellmöglichkeiten für Fahrräder und E-Scooter umgewandelt, wodurch es mehr Platz auf den Gehwegen gibt. Laut Stadt wurden zudem mobile Bäume mit Sitzgelegenheit, die zuletzt eingerichtet wurden, in Sommer und Herbst viel genutzt. Die Maßnahmen führen „bereits jetzt zu einer Steigerung der Aufenthaltsqualität“, teilte ein Stadtsprecher auf Anfrage mit.

Größere Sprünge in der Aufenthaltsqualität will die Stadt mit Änderungen im Verkehr erreichen. Aktuell ist der Abschnitt zwischen Franz-Geuer-Straße und Ehrenfeldgürtel ein verkehrsberuhigter Geschäftsbereich mit Tempo 20. An allen Kreuzungen und Einmündungen gilt rechts vor links. Nach dem chaotischen Start im Dezember hat die Stadt in Abstimmung mit der Bezirksregierung ausnahmsweise Zebrastreifen eingerichtet – obwohl diese auf Tempo-20-Straßen eigentlich nicht erlaubt sind, weil der Übergang für Fußgänger theoretisch überall möglich sein soll. Die Anpassung zeigt, dass die Umstellung bislang nicht vollständig angenommen wird. Für eine Bewertung der verkehrlichen Anpassungen sei es noch zu früh, heißt es von der Stadt.

Kölner Bürger: „Katastrophe, was die Stadtverwaltung uns auf Venloer Straße zumutet“

Anders sieht es die Bürgervereinigung Köln-Ehrenfeld. Ihr Vorsitzender Dieter Brühl hält es für „eine Katastrophe, was die Theoretiker in der Stadtverwaltung uns zumuten.“ Mit der Tempo-20-Zone habe sich die Situation eher verschlechtert als verbessert. Es gebe einen Kampf um den Straßenraum, verursacht durch Regeln, die „wenig durchdacht und unzureichend abgestimmt sind“, so Brühl weiter.

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Für eine bessere Wahrnehmung der neuen Regeln hat die Stadt zusätzlich zu den Tempo-20-Schildern mehrere Hinweisfahnen aufgehängt. Um auf die jetzt geltende „rechts vor links“-Regel wurde das entsprechende Schild zusammen mit einer Polizeiattrappe aufgestellt. Die Radstreifen wurden bislang mit X-Markierungen aufgehoben. Das, betont der Sprecher, sei nur eine Zwischenlösung, ohne die eine Umsetzung der Tempo-20-Zone im Dezember nicht möglich gewesen wäre. Noch im Frühjahr sollen die roten Fahrradstreifen komplett entfernt werden. Ebenfalls im Frühjahr soll der Start des Experiments erstmals ausgewertet werden, weitere Maßnahmen sind dann laut Stadt denkbar.

Venloer Straße: Ehrenfelder Bürgervereinigung fordert Einbahnstraße ab sofort

Aus Sicht von Brühl führen die derzeit geltenden Regeln ins Chaos. „Fußgänger und Autofahrer werden beschimpft, teilweise unter Androhung schwerer körperlicher Gewalt, was ich aus eigener Erfahrung berichten kann“, sagte Brühl. „Jeder und jede glaubt, im Recht zu sein.“ Der Wegfall von Parkplätzen werde von Geschäftsleuten als „Schlag ins Gesicht“ empfunden, so Brühl weiter.

Insgesamt ist der Verkehrsversuch auf zwei Jahre angelegt. Verkehrsplaner der Stadt beobachten die Auswirkungen der Änderungen in diesem Zeitraum ständig. Das übergeordnete Ziel: Aufenthaltsqualität und Sicherheit sollen erhöht werden, dafür peilt die Stadt an, den Durchgangsverkehr um etwa 30 Prozent zu reduzieren. Die aktuelle Regelung ist ein Zwischenzustand, der spätestens im dritten Quartal des Jahres erweitert wird. Dann wird aus der Venloer Straße eine Einbahnstraße, was insgesamt mehr Platz für den Fuß- und Radverkehr schaffen und die Zahl der Autos weiter reduzieren soll.

Darauf freut sich auch die Bürgervereinigung, die sich durch die Einbahnstraßenregelung mehr Klarheit und eine Entspannung erhofft. Dieter Brühl fordert eine zügige Umsetzung, um die aus seiner Sicht derzeit chaotischen Zustände zu überwinden. „Zum Wohle von Ehrenfeld gilt es nun so schnell wie möglich, sprich sofort, die Einbahnstraßenregelung für die Venloer Straße umzusetzen und klare Regelungen sichtbar und ohne jeden Zweifel auf die Straße zu bringen.“ Einige Monate wird er sich noch gedulden müssen.

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