Abo

„too many tabs“Kölner Podcast erzählt von QR-Code auf Melaten und Böhmermann-Fake beim Comedy-Preis

Lesezeit 4 Minuten
Carolin Worbs und Miguel Robitzky sitzen mit Kopfhörern und Mikrofonen in den Produktionsräumen des ZDF Magazin Royale in Ehrenfeld, wo sie ihren Podcast "too many tabs" aufnehmen.

Carolin Worbs und Miguel Robitzky gehören zum Autorenteam des „ZDF Magazin Royale“ und haben ihren eigenen Podcast gestartet.

Carolin Worbs und Miguel Robitzky arbeiten als Autoren für Jan Böhmermanns „ZDF Magazin Royale“. Nun haben beide ihren eigenen Podcast „too many tabs“ gestartet, bei dem sie in den Tiefen des Internets versinken.

Kennen Sie das? Zufällig haben Sie an einem Sonntag in einen Spartensender reingezappt, wahlweise auf Phoenix, ZDF Info oder 3Sat läuft etwas über die Anden, exotische Gürteltiere oder U-Boote im Zweiten Weltkrieg. Spannend, denken Sie, das muss ich doch kurz mal genauer nachschauen, wer war da nochmal der Ingenieur? Eine Google-Suche später finden Sie sich im Wikipedia-Artikel zu Cornelis Jacobszoon Drebbel wieder, dem Erfinder des Tauchboots. Sie klicken von einem verlinkten Artikel zum nächsten und haben ganz schnell „too many tabs“ – also zu viele Browserfenster – offen.

Worbs und Robitzky arbeiten zusammen für Böhmermann-Sendung

Genau mit solchen privaten Recherchestrudeln, in denen man so schnell versinkt, beschäftigen sich Carolin Worbs (28) und Miguel Robitzky (25) in ihrem Podcast „too many tabs“. Worbs und Robitzky arbeiten im Autorenteam von Jan Böhmermanns Sendung „ZDF Magazin Royale“, die in Köln-Ehrenfeld aufgenommen wird. In den Studios treffen wir beide zum Gespräch, auch ihren Podcast sprechen beide in den Ehrenfelder Räumen ein. „Dadurch, dass wir sowohl auf der Arbeit als auch privat so viel aufeinanderhängen, ist es leicht, zusammen einen Podcast zu machen“, sagt Carolin Worbs. „Wenn wir uns unterhalten haben, haben wir oft gedacht – warum wird das jetzt nicht aufgenommen?“ Robitzky ergänzt: „Es ist schwer, durch diese Branche zu kommen, ohne einen Podcast zu haben“, und lacht.

Zu viele Formate kann es für beide aber nicht geben: „Es kommen ja auch ständig neue Netflix-Serien und Bücher raus. Ich denke, Podcasts sind mittlerweile einfach ein etabliertes Medium“, so Worbs. Mit „too many tabs“ ist dem Duo außerdem ein kurzweiliges Konzept gelungen. Die Folgen sind rund eine halbe Stunde lang. Worbs und Robitzky bringen jeweils ein Thema mit, zu dem sie zu viele Tabs offen haben – und schließen diese gemeinsam in der Folge. „Die Idee ist, weg vom ‚Laber-Podcast‘ und mehr in Richtung Storytelling zu gehen. Wir versuchen, einen dramaturgischen Aufbau zu haben, erzählen die Geschichte von vorne bis hinten“, erklärt Worbs. „Also sind wir quasi Goethe“, sagt Robitzky.

Alles zum Thema Jan Böhmermann

Inspiration über soziale Medien und alte Dokumentationen

Worbs und Robitzky erzählen im Podcast den natürlichen Prozess nach, den sie auch privat erleben. „Auf die Themen kommen wir über einen Tweet, ein Tiktok-Video, Youtube oder eine alte Doku. Und weil wir zu einer Generation gehören, die alles mit einem Second-Screen schaut, wird dann eben nebenbei gegoogelt“, sagt Robitzky. Die Geschichten, in die beide wöchentlich abtauchen, beschreiben sie als absurder und nischiger als das, was jeden Freitagabend im ZDF Magazin Royale zu sehen ist. „Das kann man nicht unbedingt einem Mainstream-Publikum präsentieren. Sondern es ist eher etwas für Nerds, die sich selbst gern nachts um drei in Themen einbuddeln“, so der 25-Jährige.

Was nicht heißt, dass die Geschichten minder interessant sind. 16 Folgen sind seit dem Start im Sommer dieses Jahres veröffentlicht worden, gelegentlich laden Worbs und Robitzky Gäste ein, darunter den Tiktoker Magnus Paul oder die Journalistin, Moderatorin und Fernsehpreisgewinnerin Salwa Houmsi. Zusammen wird dann abgetaucht. Carolin Worbs hat in einer der ersten Folgen dabei sogar ein Thema in der „Offline-Welt“ entdeckt – nämlich bei einem Spaziergang über den Kölner Melatenfriedhof.

Über Karnevalslegenden und einen Fake-Böhmermann beim Comedy-Preis

Dort liegt, neben vielen weiteren Prominenten, auch die Kölner Karnevalsikone Marie-Luise Nikuta begraben. „Ich habe entdeckt, dass auf den Grabstein von Marie-Luise Nikuta ein QR-Code aufgedruckt ist“, erzählt Worbs. Über die Ruhestätte Nikutas, deren Rolle als Motto-Queen die gebürtige Kölnerin Worbs dem wenig karnevalsbegeisterten Robitzky erklärt, gelangte die 28-Jährige nicht nur zu einem Erinnerungsvideo für Nikuta, sondern auch zu weiteren QR-Code-Gräbern. Robitzky berichtet in „too many tabs“ bislang beispielsweise über Musik machende Pilze, an die Synthesizer angeschlossen wurden, über komische Marotten des „Zeit“-Chefredakteurs Giovanni di Lorenzo oder alte Benjamin-Blümchen-Folgen. „Ich habe ein Faible für Showbusiness-Geschichten“, sagt er.

Gut also, dass Worbs und Robitzky mit einer eigenen Showbusiness-Geschichte aufschlagen können: Einem denkwürdigen Auftritt beim Comedy-Preis 2021. „Wir waren mit dem ZDF Magazin nominiert, aber Jan Böhmermann hatte leider, leider keine Zeit“, sagt Worbs, nicht ohne Ironie in der Stimme. „Deshalb hat er uns und unseren Kollegen Sebastian Hotz alias El Hotzo als Vertretung geschickt.“ Einfach so auf dem Roten Teppich aufzulaufen, war dem Gespann dann aber zu langweilig. „Wir haben deshalb Jan in Form einer 80 Kilo schweren Puppe mitgenommen“, so Robitzky. „Damit standen wir dann schwitzend und mit verrutschtem Anzug auf dem Roten Teppich.“

Der Podcast „too many tabs“ erscheint jeden Mittwoch auf allen gängigen Streaming-Portalen und ist in der ARD-Mediathek abrufbar.

KStA abonnieren