Einsatz in Köln-EhrenfeldHaus mit großen Rissen sorgt für Aufruhr

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Das gefährdete Haus in Ehrenfeld

Köln-Ehrenfeld – Etwa 150 Jahre alt ist das kleine, zweigeschossige Haus in der Hansemannstraße 2. Es ist eines der ältesten Häuser in Ehrenfeld – und nun vom Abriss bedroht. Nachdem es im Zusammenhang mit Bauarbeiten des Immobilienentwicklers WvM auf dem Nachbargrundstück einen dicken Riss in der Wand erlitten hatte, sollten Handwerker das Gebäude am Freitagmittag abstützen. Doch die Aktion sorgte für mächtig Aufruhr in Ehrenfeld – neben baulichen Bedenken scheint auch eine emotionale Komponente dabei eine Rolle zu spielen.

Panoramablick auf die Baulücke mit dem beschädigten Haus an ihrem rechten Rand.

Panoramablick auf die Baulücke mit dem beschädigten Haus an ihrem rechten Rand.

Besorgte Anwohner informierten die Polizei, die die Baustelle sicherte und die Bauarbeiter aufforderte, die Arbeit niederzulegen. Anschließend rückte die Feuerwehr an und gab Ratschläge, wie das Gebäude, das einer Beteiligungsgesellschaft des Unternehmens gehört, ordnungsgemäß abzustützen sei. Der Einsatz zog viele Schaulustige an, zwischenzeitlich musste die Venloer Straße an der Einmündung zur Hansemannstraße gesperrt werden. „Das sind kriminelle Unternehmer, die sowas bewusst in Kauf nehmen, um das Baugrundstück zu erweitern. Die bauen einfach ohne statische Absicherung weiter. Das ist schon skrupellos“, polterte Anwohner Elmar Wigand (48).

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WvM-Projektleiter Christoph Keilbar schilderte auf Nachfrage seine Sicht der Dinge: „Es handelt sich um eine Maßnahme, die mit der Stadt so abgesprochen ist. Als einige Anwohner die Handwerker während der Arbeiten fotografierten, baten diese darum, dies zu unterlassen. Schließlich gab sich ein Wort das andere – und die Handwerker riefen die Polizei, um die Situation aufzulösen.“ Die Polizisten seien nicht ausreichend über die Baustelle im Bilde gewesen und hätten deshalb die Feuerwehr gerufen. Das Haus habe weder neue Schäden noch sei es einsturzgefährdet.

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Das gefährdete Haus in Ehrenfeld

Das bestätigte der Einsatzleiter der Feuerwehr vor Ort. Er erklärte aber auch, dass die Sorgen der Anwohner nicht ganz unbegründet gewesen seien. „Vor einigen Wochen wurden an den Setzrissen Überwachungsplomben eingesetzt, die zeigen, dass die Risse größer geworden sind.“ Die Feuerwehr rückte aber schließlich ab, ohne selbst eingreifen zu müssen. WvM will auf dem Nachbargrundstück 39 Eigentumswohnungen errichten. Eigentlich hätte das kleine Häuschen saniert und harmonisch mit der modernen Architektur der neuen Gebäude verbunden werden sollen.

Wegen der Baugrube auf dem Nachbargrundstück sollte das Gebäude mit mehreren Betonriegeln unterfangen werden. Ausgerechnet während dieser Arbeiten gab der Gewölbekeller ein Stück nach. Menschen befanden sich zu diesem Zeitpunkt zum Glück nicht im Gebäude. Die Bauaufsicht sprach ein Betretungsverbot aus. 

Die Arbeiten auf dem Nachbargrundstück wurden bis auf Weiteres ausgesetzt. Zudem wurde die Hansemannstraße wegen der Einsturzgefahr gesperrt. Keilbar geht aktuell davon aus, dass die Hansemannstraße trotz des Wirbels am Freitag spätestens Anfang kommender Woche wieder für den Verkehr freigegeben werden kann.

Deutlich zu sehen ist der Riss quer durch die Fassade des zweistöckigen Hauses.

Deutlich zu sehen ist der Riss quer durch die Fassade des zweistöckigen Hauses.

Eine erforderliche Abbruchgenehmigung für das Haus wurde laut Verwaltung bereits beantragt, konnte allerdings noch nicht erteilt werden. „Da sich die statischen Nachweise durch die Vorschädigung schwierig gestalten und darüber hinaus das Gebäude unter Denkmalschutz steht, sind noch Abstimmungen erforderlich“, heißt es in einer Mitteilung der Stadt. Die Politiker der Bezirksvertretung und die Bürgervereinigung Ehrenfeld wollen um den Erhalt des Hauses kämpfen – zumal laut Denkmalschutzgesetz des Landes Nordrhein-Westfalen jemand, der ein Denkmal beschädigt, zum Wiederaufbau verpflichtet werden kann. (red/roes) 

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