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Gesamtschule WasseramselwegKölner Eltern fordern sicherere Schulwege für ihre Kinder

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Die neue Schule nimmt ihren Betrieb nach den Sommerferien in den ersten beiden Schuljahren in Containerbauten auf. 

  • Zum Start der Gesamtschule ist noch viel zu tun – Die Buslinie 144 wird verlängert

Köln-Vogelsang – Vogelsang. Die 159 künftigen Schüler der Gesamtschule am Wasseramselweg sollten in den Sommerferien auf alle Fälle eines tun: den Weg zur Schule üben. Der ist nämlich die erste schwere Aufgabe für die Fünftklässler. Der „Ernst des Lebens“, wie die Schule gelegentlich bezeichnet wird, beginnt hier schon auf dem Weg dort hin.

In den Bezirksvertretungen Lindenthal und Ehrenfeld wurde darüber diskutiert, dass die Kinder möglichst sicher zur Schule kommen sollen – aus allen Stadtteilen im Kölner Westen. Laut Verwaltung gibt es 92 Anmeldungen von Kindern, die in Stadtteilen im Bezirk Ehrenfeld wohnen und 67 aus dem Bezirk Lindenthal.

Für letztere wird der Weg zur Schule voraussichtlich über die Widdersdorfer Straße führen. Durch einen kleinen Tunnel unterhalb der Eisenbahnstrecke Köln-Aachen gibt es eine Verbindung zum Girlitzweg, der in den Vogelsanger Gewerbepark „Triotop“ führt, wo sich die Schule befindet. Die aus Lövenich kommende Buslinie 144 wird unmittelbar nach Ende der Sommerferien bis in den Gewerbepark verlängert. An der Haltestelle Alter Militärring gibt es einen Anschluss an die Stadtbahnlinie 1. Weitere Verbindungen bestehen durch die Buslinien 140 und 141 sowie über die S-Bahn-Station „Technologiepark“. Von den jeweils in Frage kommenden Haltestelle sind es allerdings noch etwa zehn Minuten zu Fuß bis zur Schule.

Alles zum Thema Kölner Verkehrs-Betriebe

Die Stadtverwaltung legte in beiden Bezirksvertretungen eine Mitteilung zum Stand der Schulwegplanung vor. Für die Lindenthaler Schüler, deren Weg über die Widdersdorfer Straße führt, wird dort an der bisherigen Querungshilfe eine Ampelanlage installiert. Von dort gelangen sie direkt vor dem Tunnel Girlitzweg/Widdersdorfer Straße, wo den Kindern eine weitere Ampel beim Überqueren der Straße hilft, denn der Gehweg im Tunnel wird von der bisherigen östlichen auf die westliche Seite verlegt.

So können die Schüler sicher aus dem Tunnel kommend in westliche Richtung in den Girlitzweg abbiegen. Auf dem Girlitzweg wird ein Überweg mit Zebrastreifen markiert, der auf den Parkplatz der Firma Boesner führt, über den die Kinder in Richtung Schule laufen können. Beides soll zum Schuljahresbeginn fertiggestellt sein.

Horst Nettesheim von der Lindenthaler CDU-Fraktion hatte dazu allerdings eine Anmerkung: „Viele Schüler aus Weiden und Widdersdorf werden mit dem Fahrrad kommen. Für diese Kinder ist diese Zuwegung nicht ideal.“ Heribert Gödderz vom Amt für Straßen- und Verkehrsentwicklung antwortete direkt: „Natürlich hätten wir gerne eine breitere Unterführung.“ Das könne aber erst umgesetzt werden, wenn die Deutsche Bahn die Brücke saniert. Es seien leider beengte Verhältnisse. Man habe aber das Beste daraus gemacht.

Ungehalten zeigten sich die Ehrenfelder Bezirksvertreter, weil aus ihrer Sicht die sichere Verbindung zu Ehrenfelder Stadtteilen noch zu wünschen übrig lässt. Besonderen Wert legen die Politiker dabei darauf, dass es den Schülern ermöglicht wird, entweder mit dem Bus oder mit dem Fahrrad zur Schule zu fahren.

 „Ich kann jeden verstehen, der seine Kinder mit dem Auto bringt.“ 

Die schlechteste Lösung besteht aus Sicht der Ehrenfelder Bezirksvertreter darin, dass sich Eltern entscheiden könnten, ihr Kind mit dem Auto zur Schule zu bringen. Wenn das einmal Schule mache, werde es den Eltern nur schwer wieder abzugewöhnen sein. SPD-Bezirksvertreterin Katrin Bucher sagte jedoch: „Ich kann jeden verstehen, der seine Kinder mit dem Auto bringt.“ Zugleich kritisierte sie die Verwaltung, die es nicht schaffen werde, zum Schulstart sichere Schulwege für Ehrenfelder Kinder anzubieten. „Obwohl wir schon seit drei Jahren darauf drängen“, so Bucher.

Ausbau des Busverkehrs

Die CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung Ehrenfeld formulierte einen Dringlichkeitsantrag, dem alle übrigen Bezirksvertreter zustimmten. Gefordert wird, den Tunnel Girlitzweg/Widdersdorfer Straße für den Kraftfahrzeugverkehr zu sperren. Eine weitere Forderung: Die Buslinie 139 (Longerich-Bickendorf) soll von der Bickendorfer Endhaltestelle an der Äußeren Kanalstraße bis zum Wasseramselweg verlängert werden. Das ist zwar in Planung, soll aber erst im Jahr 2019 verwirklicht sein.

KVB-Sprecherin Gudrun Meyer erklärte auf Anfrage, dass das KVB-Angebot schrittweise ausgebaut werde. „Das hat etwas mit der Beschaffung von Fahrzeugen und von Personal zu tun.“ Die Bezirksvertreter wollen erreichen, dass der Bus schon am ersten Schultag, 29. August, fährt. Außerdem beauftragten sie die Verwaltung, ein Informationsheft zum Thema sicherer Schulweg zum Wasseramselweg zu erstellen.

Henrik Colmer vom Amt für Straßen und Verkehrstechnik kündigte an, dass in seinem Amt geplant sei, die Vitalisstraße mit einem zwei Meter breiten Radweg auszustatten. Das nahmen die Bezirksvertreter mit großer Skepsis zur Kenntnis. Die Vitalisstraße führt von Bickendorf in Richtung Girlitzweg. Entlang der Straße entsteht auf dem früheren Akzo-Nobel-Gelände ein Logistik-Gewerbepark. Zurzeit herrscht dort starker Baustellenverkehr. Wenn der Park fertig ist, ist starker Verkehr von Lieferfahrzeugen zu erwarten. Auf der gegenüber liegenden Straßenseite befindet sich die Zentrale der Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) mit einer Umladestation.

Zeitweilig verkehren hier Müllfahrzeuge im Minutentakt. Mehrere Bezirksvertreter erinnerten an die Gefahr, die von Müllfahrzeugen ausgehe. Erst vor wenigen Wochen wurde ein Junge in Widdersdorf beim Abbiegen eines solchen Fahrzeugs getötet „Es ist dringend geboten, diese Fahrzeuge mit Assistenzsystemen nachzurüsten“, sagte Grünen-Bezirksvertreter Frank Jablonski.

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