Große PläneSo soll der Autoverkehr auf der Venloer Straße in Köln reduziert werden

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt (1)

Die Verkehrsdichte auf der Venloer Straße soll sich bald verringern. 

  • Dass auf der Venloer Straße zu viele Autos unterwegs sind, ist mittlerweile Konsens in der Kölner Politik.
  • Doch wie kann man diesen Zustand verändern? Es gibt verschiedene Ansätze. An einigen Stellen stoßen die Ideen allerdings an juristische Grenzen.
  • Wir erklären, welche Pläne es für die Transformation der Venloer Straße gibt.

Köln – In einem sind sich alle Parteien einig: Auf der Venloer Straße sind zu viele Autos unterwegs. „Die Venloer ist das Herz unseres Bezirks. Sie ist für die Menschen da, nicht nur für Autos. Deshalb fordern wir, die Straße endlich auch menschengerecht zu gestalten“, sagt Julia Crispin, Sprecherin der Grünen Ehrenfeld.

Auch die SPD schlug jüngst in der Bezirksvertretung ein Durchfahrtverbot für Lastwagen vor. Davon ausgenommen werden soll freilich der Lieferverkehr. Wie das zu kontrollieren wäre, wissen die Sozialdemokraten allerdings nicht so recht. „Wir möchten vor allem erreichen, dass Lkw-Fahrer nicht mehr von ihren Navigationsgeräten über die Venloer Straße gelotst werden“, sagte SPD-Bezirksvertreter Walter Leitzen. Vor einem Jahr bereits positionierte sich die CDU, indem sie eine Einbahnstraßenregelung für die Venloer Straße befürwortete. In welcher Fahrtrichtung, ob stadtein- oder stadtauswärts, dann aber Kraftfahrzeuge unterwegs sein sollen, ließen sie offen. Für eine Einbahnstraße plädieren die Grünen seit mehr als 20 Jahren.

Zweckbindung als Hindernis

Zwei Hindernisse stehen einer Veränderung im Weg: Zum einen besteht eine sogenannte Zweckbindung. Nach Fertigstellung der U-Bahnstrecke wurde die Straße vor allem mit Geldern von Bund und Land erstellt. Bis 2027 darf daher nichts verändert werden, ohne dass die Stadt diese Förderung teilweise zurückerstatten müsste. Zum anderen handelt es sich bei der Venloer Straße um eine Bundesstraße – die B59.

Dieser Umstand macht es unmöglich, sie zur Einbahnstraße, Sackgasse oder gar zu einer Fußgängerzone zu machen. Diese Einstufung wollen die Ehrenfelder Politiker jedoch geändert haben. Vor ziemlich genau einem Jahr stellte die Bezirksvertretung den Antrag, dass die Stadtverwaltung die nötigen Schritte zur Herabstufung von einer Bundesstraße zu einer Gemeindestraße einleiten möge.

Abstufung zur Gemeindestraße?

Damit wollte sich die Bezirksvertretung Ehrenfeld zugleich die Zuständigkeit für künftige Verkehrsmaßnahmen auf der Straße sichern. Die Abstufung der Venloer Straße zur Gemeindestraße war auch eine Anregung des Facharbeitskreises zum Radverkehrskonzept für den Stadtbezirk Ehrenfeld. Passiert ist allerdings noch wenig. Die Verwaltung prüfe aktuell, ob sich die Verkehrsbedeutung der B59 auf dem Kölner Stadtgebiet geändert hat, teilte das Verkehrsdezernat in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Ehrenfeld mit. Vom Ergebnis dieser Prüfung hängt es ab, ob „eine Anzeige dieser Änderung gegenüber der Bezirksregierung geboten erscheint“.

Im Radverkehrskonzept für Ehrenfeld, dessen Erstellung im September 2017 startete, wird dem Abschnitt zwischen Innerer Kanalstraße und Ehrenfeldgürtel der Venloer Straße besonderes Augenmerk gewidmet. Das von der Stadt beauftragte Planungsbüro „Via“ führte bereits eine vertiefende Unfallanalyse und weitere Verkehrsuntersuchungen durch. Mit Hilfe eines Verkehrsmodells wurden zwei Einbahnstraßenlösungen simuliert: die Anordnung eines verkehrsberuhigten Geschäftsbereichs mit Tempo 20 und die Unterbindung der Geradeausfahrt am Ehrenfeldgürtel.

Tempo-20-Zonen für mehr Entschleunigung

In einem Arbeitskreis, bestehend aus Verbänden, Initiativen Politikern, der im Januar tagte, wurde bereits die Planungsvariante des verkehrsberuhigten Geschäftsbereiches mit Tempo 20 bevorzugt. Diese Empfehlung sowie die vorliegenden Analysen bilden die Basis für eine Beschlussvorlage, die die Verwaltung dem Verkehrsausschuss des Rates vorlegen möchte. Die Bezirksvertretung Ehrenfeld wird ebenfalls beteiligt.

Die Grünen indes machen sich dafür stark, dass die Straße von der Innenstadt aus sowie in umgekehrter Richtung für Autos gar nicht mehr durchgängig befahrbar ist – Die Seitenstraßen sollen dabei erreichbar bleiben. Zudem würden dabei in einzelnen Abschnitten Tempo-20-Zonen den Verkehr entschleunigen und mehr Sicherheit für Fußgänger schaffen. Zugleich aber möchte man auch dem Radverkehr mehr Platz einräumen, indem er eigene – baulich abgetrennte – Spuren bekommt. Alternativ dazu, so der Grünen-Vorschlag, könnte die Straße auch zur Fahrradstraße deklariert werden, oder sogar zu einem sogenannten Shared Space, einer Verkehrszone, in der alle Teilnehmer gleichberechtigt sind, ohne Bordsteinkanten, Schilder und Markierungen.

KStA abonnieren