Großes Kölner BauprojektWie ist der Stand bei der Heliosschule in Ehrenfeld?

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So soll die Heliosschule  an der Ecke Vogelsanger Straße/Ehrenfeldgürtel einmal aussehen.

  • Die inklusive Universitätsschule mit ihren offenen Lernlandschaften ist das ambitionierteste unter allen Kölner Schulbauprojekten.
  • Sie ist bereits an zwei vorübergehend genutzten Standorten in Betrieb. Die Kosten werden zurzeit mit 94 Millionen Euro angegeben.
  • Wie ist der Stand der Dinge beim Neubau? Ein Überblick anlässlich des Spatenstichs.

Ehrenfeld – Oberbürgermeisterin Henriette Reker war die Routine anzumerken, als sie das Arbeitsgerät zur Hand nahm. Beinahe jede Woche standen zuletzt Termine wie dieser in Ehrenfeld an: Ein Spatenstich.

Dennoch sticht dieser charmante kleine Festakt mit Kindergesang in der Baugrube am Ehrenfeldgürtel besonders hervor. Schließlich geht es um die Heliosschule, die Ende 2024 fertig sein soll. Auch für Kölns Erste Bürgerin ist es das ambitionierteste unter allen Kölner Schulbauvorhaben – und das sind immerhin mehr als 60 in den nächsten Jahren. 

Die inklusive Schule, bestehend aus Grund- und Gesamtschule, eng miteinander verzahnt, soll ein offener Ort für die Menschen aus dem Stadtteil und der ganzen Stadt werden. Zudem ist sie Ausbildungsort für angehende Lehrer. Das Konzept der Inklusiven Universitätsschule wurde im Jahr 2008 an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln entwickelt. Die Kosten werden zurzeit mit 94 Millionen Euro angegeben.

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Gut investiertes Geld, da sind sich die Schulleiter Marion Hensel (Grundschule) und Andreas Niessen (Gesamtschule) sicher. Der Blick auf das, was Schule sein soll, werde sich durch diese Schule verändern, sagten sie in ihrer gemeinsamen Rede. Die Schule stehe für „mehr Menschlichkeit, mehr Vielfalt und mehr Demokratie“. Beide Schulen sind bereits an zwei vorübergehend genutzten Standorten in Betrieb. Zum Jahresende 2024 soll der Umzug und zugleich die Vereinigung beider Schulen am Standort unter dem Ehrenfelder Leuchtturm erfolgen. 2028 sollen an der Ecke Vogelsanger Straße/Ehrenfeldgürtel die ersten Abiturienten ihre Zeugnisse ausgehändigt bekommen.

Die Schüler können es in ihren jetzigen Gebäuden an der Mommsenstraße in Sülz sowie an der Borsigstraße in Ehrenfeld kaum noch erwarten, endlich die zu erwartenden Vorzüge des neuen Schulstandorts zu genießen. „Wir wünschen uns gemütliche Ecken, Solarpaneele auf dem Dach und Biokost im Schulrestaurant“, sagten die beiden Schüler Lilith Ronge und Noah Kuhrt. Architekt Johannes Schilling versicherte: „Das mit den gemütlichen Ecken kriegen wir hin.“

Ein Pilotprojekt für das Bundesland

Es dürfte auch ein Leichtes sein, gemessen am anspruchsvollen Raumkonzept, das die Schule auszeichnen soll. Offene Lernlandschaften – ein Pilotprojekt für das Bundesland – sind als Konzept in enger Zusammenarbeit zwischen dem Architektenteam und den künftigen Nutzern entstanden. Dabei soll individuelles Lernen genauso wie gruppenorientiertes Arbeiten möglich sein. Alle Lernräume sollen mit moderner Multimediatechnik ausgestattet sein. Auch städtebaulich will die Heliosschule Maßstäbe setzen und das sie umgebende Viertel prägen. Ateliers, Werkstätten sowie Musik- und Kunsträume sollen sich zum Ehrenfeldgürtel hin öffnen.

„Besonders gefällt mir, dass der Schulhof offen für alle sein soll“, sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Von Seiten der städtischen Gebäudewirtschaft heißt es dazu jedoch, dass nach Fertigstellung der Schule zunächst so lange ein Zaun um das Gelände stehen wird, bis auch die übrigen Baufelder auf dem Heliosgelände bebaut seien. Der offene Schulhof dürfte also noch Jahre auf sich warten lassen.Die Idee des offenen Platzes ist während des Bürgerbeteiligungsverfahrens zur Entwicklung des Heliosgeländes entstanden. Oberbürgermeisterin Henriette Reker betonte eigens: „Das Fundament dieser Schule ist auch deswegen so belastbar, weil sich so viele Menschen an ihrer Entwicklung beteiligt haben.“

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Gleichwohl waren am Rande der Veranstaltung einige Teilnehmer irritiert, weil es zum ersten Spatenstich keine offizielle Einladung an die Bürgerinitiative Helios gegeben habe. Diese hatte sich vor gut neun Jahren an die Spitze der Bewegung gesetzt, die sich gegen ein geplantes Einkaufszentrum auf dem Heliosgelände zur Wehr setzte. Daraus entstand rasch ein breites Bündnis aus Bürgern und Politikern, die das im April 2010 öffentlich gewordene Vorhaben der Bauwens-Gruppe und den Shoppingcenter-Betreibern MFI mit ihrer gemeinsamen Projektgesellschaft als damalige Besitzer ablehnten.

Im September 2011 brachte die Schulverwaltung der Stadt in die emotionsgeladene Diskussion um die Zukunft des Geländes und dessen zentrale Rolle für die Entwicklung des Stadtteils den Vorschlag zum Bau der Inklusiven Universitätsschule ein. Das zu dieser Zeit schon kaum noch vermittelbare Einkaufscenter-Projekt namens „Helios-Höfe“ war damit schon so gut wie beerdigt. Ein Beteiligungsverfahren mit Bürgerwerkstatt-Abenden, das als Ergebnis den „Helios-Kodex“ hervorbrachte, schloss sich an.

www.heliosschule.de www.buergerinitiative-helios.de

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