Jecke TageFür den Karneval in Bickendorf ist kein Weg zu weit

Lesezeit 3 Minuten
roes-k-bick-005

Vor Freude sprangen die Bickendorfer Jecken in die Luft.

Köln – In der Bäckerei am Grünen Brunnenweg ist man vorbereitet: Die Bickendorfer Kundschaft verlangt an diesem Tag weniger nach „Brütche“, sondern nach Süßem. Bleche voller Berliner und anderem Fettgebäck füllen die Ladentheke. Verkäuferin Andrea Novotna hat sichtlich Spaß daran, dass der Laden brummt.

Direkt vor der Ladentür kommt der Veedelskarneval allmählich in Schwung. Dafür sorgt unter anderem Karin Schmitt, die ihren Stammplatz am Bon-Verkaufsstand hat. Und da gehen kleine Tütchen mit grünem oder weißem Inhalt pausenlos über den Ladentisch. Es sind die Plastik-Wertbons für Getränke oder Erbsensuppe in den Farben der Gesellschaft der Karnevalsfreunde Bickendorf – säuberlich von Karin Schmitt vorab in Zehnereinheiten verpackt. Kein langes Abzählen und damit auch keine Warterei für die Bickendorfer Jecken.

Bickendorfer ziehen das eigene Veedel vor

„Eigentlich haben alle hier ihren Stammplatz, die Helfer genau wie die Besucher“, sagen Willi und Rosi Berger Nur ein paar Schritte müssen sie aus dem Haus und sind mittendrin im Karnevalstreiben. „Wir kennen praktisch jeden, das ist doch viel schöner als unter lauter Fremden auf dem Alter Markt“, sagt Rosi Berger. Während sie das sagt, wird es zusehends voller und bunter auf dem Platz mit dem Wahrzeichen des Veedels. Man grüßt sich, winkt sich zu. Die meisten, die hierher kommen, haben es nicht weit.

Auf Susanne und Markus Reith, die mit Tochter Marlene auf Frankfurt am Main angereist waren, trifft das nicht so ganz zu. „Ich bin gebürtige Kölnerin. Wir besuchen meine Mutter“, sagt Susanne Reith. Alle drei haben sich mit fussigen Perücken, Pappnasen und rot-weißen Ringelhemden auffallend kölsch kostümiert. Sehnsucht nach Karneval? „Meine Heimatstadt ist die osthessische Karnevalshochburg“, sagt Markus Reith und erläutert dem unwissenden Reporter, dass dies Fulda sei. Sogar einen Karnevalsruf gebe es dort: „Föllsch Foll – Hinein“. Ein Bekenntnis zur Heimatstadt, ähnlich wie „Kölle Alaaf“.

Aus Antwerpen nach Köln zum Karneval

Auch Cecilie Kips aus dem belgischen Antwerpen hatte einen weiten Anfahrtsweg, um echten kölschen Veedelskarneval zu erleben. Mit Freundin Johanna Otten hat sie eine absolute Expertin, um mit dem Bickendorfer Veedelskarneval vertraut zu werden. Die pensionierte Lehrerin betreute jahrelang die Kölsch-AG an der katholischen Grundschule Erlenweg.

Das könnte Sie auch interessieren:

Inzwischen hat sie den Taktstock an jüngere Lehrerinnen weitergegeben und genießt entspannt, was die „Pänz“ aus ihrer alten Schule vortragen. Für die große Gruppe vom Erlenweg, die auch in diesem Jahr kölsche Hits zum Mitsingen anstimmt, ist die Bühne fast zu klein. Stolze Eltern, von denen einige früher selbst schon als Kinder auf dieser Bühne standen, filmen und fotografieren den Auftritt.

Als Präsident der Gesellschaft der Karnevalsfreunde Bickendorf führt Frank Hemmersbach durch das Programm. Zufrieden stellt er fest, dass es eine gute Idee war, den Straßenkarneval mit fetziger kölscher Rockmusik zu eröffnen und damit etwas Neues zu wagen. Die junge Band Pläsier hat ihr Publikum auf dem Platz mit dem Kommando „Bickendorf – stand op“ schnell im Griff – ohne lange Warterei.

KStA abonnieren