Bombe in Köln-EhrenfeldBlindgänger entschärft – Randale an Absperrung

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Bombenfund-37

Einsatzkräfte am Rheinenergie-Stadion

Ehrenfeld – In Köln-Ehrenfeld ist bei Sondierungsarbeiten am Montagvormittag ein Bombenblindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden worden. Es handelte sich um eine englische Zehn-Zentner-Bombe (500 Kilogramm) mit Heckaufschlagzünder. Sie wurde in der Nacht auf Dienstag entschärft, zuvor mussten 13.000 Anwohner ihre Wohnungen und Häuser verlassen. Lesen Sie hier nach, wie die Evakuierung ablief.

Der Evakuierungsbereich

Hier können Sie die Karte als pdf herunterladen, um im Detail zu sehen, welcher Bereich evakuiert wird:

Weltkriegsbombe entschärft

1.10 Uhr: Die Weltkriegsbombe in Köln-Ehrenfeld wurde durch den Kampfmittelbeseitigungsdienst der Bezirksregierung entschärft.  Die Verkehrssperrungen werden nun nach und nach wieder aufgehoben. Die Anwohner können wieder in ihre Häuser und Wohnungen zurückkehren. Die Personen, die nicht in der Lage sind selbstständig zu gehen, werden von Krankentransporten gefahren. Der Ordnungs- und Verkehrsdienst war mit 150 Kräften im Einsatz. Unterstützt wurde durch 90 Personen der Hilfsdienste, 21 Kräfte der Berufsfeuerwehr sowie 12 Polizeikräfte.

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Freigabe zur Entschärfung erteilt

0.50 Uhr: Das Ordnungsamt der Stadt Köln hat dem Kampfmittelbeseitigungsdienst 0.44 Uhr die Freigabe zur Entschärfung der Weltkriegsbombe in Ehrenfeld erteilt.

Zweiter Klingelrundgang abgeschlossen

0.15 Uhr: Der zweite Klingeldurchgang in Ehrenfeld ist nun abgeschlossen. Alle Krankentransporte sind durchgeführt, 443 Personen haben die Anlaufstelle aufgesucht. Der Luftraum wird nun bis 1000 Meter über und 500 Meter um den Gefahrenbereich gesperrt. Anschließend wird die Freigabe zur Entschärfung der Weltkriegsbombe erteilt.

Randalierer und Verweigerer

22.56 Uhr: Zur Stunde weigert sich eine Person in der Geisselstraße, ihre Wohnung zu verlassen. Ordnungsamt und Polizei versuchen, die Person zum Gehen zu bewegen. Eine andere Person hat an einer der Absperrungen randaliert und wurde von der Polizei in Gewahrsam genommen. Ein älteres Ehepaar hat sich zwar in einen der Pendelbusse gesetzt – möchte jedoch nicht aussteigen. Das Paar sitzt nun – coronakonform mit Abstand und Mundschutz – im Bus, der weiter zwischen Sperrgebiet und Anlaufstelle pendelt.

Derweil dauert der zweite Klingelrundgang an. Ein Zeitpunkt für die Entschärfung steht noch nicht fest. An der Anlaufstelle haben sich bislang 324 Personen eingefunden.

Erster Klingelrundgang ist beendet

21.02 Uhr: Der erste Klingelrundgang ist beendet. Rund 300 Menschen haben bisher die Anlaufstelle am Rheinenergie-Stadion aufgesucht. 180 Anwohner wurden per Krankentransport aus dem Evakuierungsbereich gebracht. Noch ist unklar, ob die Freigabe zur Entschärfung der Bombe noch vor Mitternacht oder später erfolgen wird.

Mehr Corona-Infizierte als vorab erwartet

18.52 Uhr: Das Ordnungsamt der Stadt Köln hat bislang erst 70 Prozent des ersten Klingelrundgangs abgeschlossen. Das liege unter anderem daran, dass sich mehr Menschen, die mit dem Coronavirus infiziert sind und sich in häuslicher Quarantäne befinden, im Gefahrenbereich aufhalten, so ein Sprecher. Offenbar habe das Gesundheitsamt dem Ordnungsamt nicht die aktuellste Liste zur Verfügung gestellt.

Im Laufe des Abends werden alle Corona-Patienten jeweils einzeln mit einem Rettungswagen in den dafür vorgesehenen Bereich im Rhein-Energie-Stadion gebracht. Nach jeder Fahrt muss der Wagen zunächst desinfiziert werden, bevor damit ein weiterer Patient transportiert werden kann. 

Insgesamt sind zurzeit knapp 160 Mitarbeiter des Ordnungsamtes im Einsatz. Das sind alle, die heute regulär für den Früh- oder Spätdienst eingeteilt waren. Der Grund, warum die Evakuierung dennoch so lange dauere, sei neben den Corona-Patienten auch die Masse der Anwohnerinnen und Anwohner im Gefahrenbereich, so ein Ordnungsamt-Sprecher. Die Mitarbeiter müssen rund 1500 Adressen überprüfen.

An der Absperrung nicht durchgelassen

17.54 Uhr: „Das haben wir alle noch nie erlebt und du schon mit einem Jahr“, sagt Luzie S. zu ihrem Sohn, der von ihrem Bauchgurt neugierig der Evakuierung an der Weinbergstraße zuschaut. Dass in ihrer Nachbarschaft eine alte Weltkriegsbombe entdeckt wurde, erfuhr Luzie gegen ein Uhr Mittags aus einer Whatsapp-Gruppe der Nachbarn. Sie konnte noch ein paar Sachen zusammenpacken, doch ihr Mann Philipp wurde an der Absperrung nicht mehr durchgelassen. Wer noch zurück zu den Häusern darf, ist ihm zufolge etwas willkürlich. „Kleidung wechseln darf man jedenfalls nicht mehr“, sagt er. Die kleine Familie will nun mit einer Freundin spazieren gehen und Kaffee trinken. Gerade wegen der aktuellen Corona-Situation hofft Luzie, dass die Sprengung nicht bis in die Nacht dauert. „Zur Not haben wir einen Schrebergarten, in dem wir unterkommen“, sagt sie und lacht.

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65 Personen in coronabedingter Quarantäne

17.01 Uhr: Laut dem Kölner Gesundheitsamt stehen im Evakuierungsbereich 65 Personen unter coronabedingter Quarantäne. Sie sollen kurz vor der Entschärfung mit Rettungswagen in einen abgetrennten Bereich im Rhein-Energie-Stadion gebracht werden 

Wie viele Krankentransporte insgesamt durchgeführt werden müssen, steht laut Stadt noch nicht fest. Das Ordnungsamt hat den ersten Klingelrundgang bisher immer noch nicht abgeschlossen.

Diese Straßen werden gesperrt

16.58 Uhr: Die Stadt Köln hat einen Dienstleister damit beauftragt, Straßensperren an folgenden Standorten aufzustellen:

  • Venloer Straße zwischen Leyendecker Straße und Innere Kanalstraße
  • Melatengürtel/Ehrenfeldgürtel zwischen Aachener Straße und Subbelrather Straße
  • Weinsbergstraße zwischen Oskar-Jäger-Straße und Innere Kanalstraße
  • Vogelsanger Straße zwischen Oskar-Jäger-Straße und Innere Kanalstraße

37-Jährige gleich zwei Mal in einer Woche evakuiert

16.51 Uhr: „Zwei Evakuierung in einer Woche – meine Nachbarn sagten, ich sollte Lotto spielen“, erzählt Danuta Filus. Die 37-Jährige schiebt um kurz nach vier einen Kinderwagen, prall gefüllt mit Koffern, von der Absperrung an der Weinbergstraße weg. Bereits letzte Woche war sie von dem Bombenfund in der Frauenklinik in Lindenthal betroffen. Am Montag erfuhr sie, dass sie erneut evakuiert wird. Gegen viertel nach drei klingelte das Ordnungsamt bei ihr. „Ich hatte fast eine halbe Stunde Zeit, um meine Sachen zu packen, das war sehr nett“, sagt sie. Sie trifft sich an der nächsten Tankstelle mit ihrem ihrem Mann und der zweijährigen Tochter. Die Familie bleibt die Nacht bei Filus' Schwester in Hürth – die Tochter des Paares muss schließlich früh ins Bett. „Man weiß ja nicht, wie lange das dauert“, sagt Filus.

Anlaufstelle für Evakuierte

15.32 Uhr: Der Sprengkörper wurde an der Fröbelstraße, zwischen der Bahnhaltestelle Weinsbergstraße/Gürtel und dem Neptunbad, auf Höhe der Hausnummer 20, gefunden. Das Gebiet ist dicht bewohnt, von der Evakuierung sind laut Stadt rund 13.000 Menschen betroffen. Auch der Friedhof Melaten, das Neptunbad und der Kaufland am Barthonia-Forum müssen geräumt werden.

Dafür muss der Gefahrenbereich abgesperrt und evakuiert werden. Zunächst wurde der Gefahrenbereich mit einem Radius von 500 Metern festgelegt. Der endgültige Evakuierungsbereich wird noch bestimmt. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst und das Ordnungsamt der Stadt Köln sind vor Ort. Letzteres hat mit dem ersten Klingelrundgang begonnen, wobei die Mitarbeiter bei rund 1500 Adressen klingeln müssen. 

Eine Anlaufstelle für Personen, die von der Evakuierung betroffen sind, gibt es in der Business-Loge im Rhein-Energie-Stadion. Diese ist über die Aachener Straße 999 zu erreichen. Zudem können Shuttle-Busse von der KVB genutzt werden, die an drei verschiedenen Standorten halten:

  • Weinsbergstraße 160 (Höhe Audi-Zentrum)
  • Venloer Straße Ecke Hansemannstraße
  • Venloer Straße Ecke Thebäerstraße

„Die Anlaufstelle ist Corona-konform“, sagt Tim Walther, Mitarbeiter der Stabsstelle des Ordnungsamtes. Das bedeutet: Es gibt ein Eingangs- und ein Ausgangssystem, ausreichend Desinfektionsmittel, Abstände zwischen den Tischen und es gilt Maskenpflicht.

Beeinträchtigungen für Kölner Bahn- und Busverkehr

14.55 Uhr: Aktuell werden Straßensperren rund um den Bereich aufgestellt. Gesperrt ist bereits der Melatengürtel in Fahrtrichtung Norden zwischen Aachener Straße und Weinsbergstraße. Rund um die Absperrpunkte in Ehrenfeld ist der Verkehr zwischen der Oskar-Jäger-Straße und der Inneren Kanal Straße bereits zusammengebrochen. Die Venloer Straße ist hingegen zwischen Ehrenfeldgürtel und Innerer Kanalstraße komplett autofrei. Die meisten Geschäfte haben bereits geschlossen. Autofahrer werden gebeten, den Gefahrenbereich großräumig zu umfahren.

Von der Sperrung sind auch die Stadtbahn-Linien 3 und 4 – beide halten nicht an den KVB-Haltestellen Venloer Straße/Gürtel und Körnerstraße – sowie die Linie 13, die nicht an den Haltestellen Venloer Straße/Gürtel und Weinsbergstraße/Gürtel hält, betroffen.

Die Buslinien 141, 142 und 143 durchfahren den Gefahrenbereich ebenfalls ohne Halt. Der Luftraum soll hingegen kurzfristig für den Entschärfungszeitraum gesperrt werden. 

Besondere Regeln wegen der aktuellen Corona-Pandemie

13.38 Uhr: Angesichts der Corona-Pandemie unterliegt die Evakuierung bestimmten Regeln: Sollten sich Personen im Evakuierungsbereich befinden, die in häuslicher Quarantäne sind, dürfen sich diese unter keinen Umständen in den Sammelstellen für Anwohnerinnen und Anwohner einfinden, um Infektionen mit dem Coronavirus zu vermeiden. Sie werden ganz am Ende der Evakuierung mit Rettungswagen ins Rhein-Energie-Stadion gefahren, um dort in einem abgeschirmten Bereich untergebracht zu werden. Bisher sei aber noch nicht klar, wie viele Infizierte von der Evakuierung betroffen sind, sagt ein Ordnungsamt-Sprecher. (cm/kle/ken/mab/ts/red)

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