Kerne aus Afrika in Köln-EhrenfeldZwei Kölner importieren Cashews aus Togo

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Köln-Ehrenfeld – Ein nussiges, leicht buttriges Aroma, zahlreiche Proteine und Vitamine: Cashewkerne sind nicht nur eine leckere, sondern auch recht gesunde Knabberei, die sich in Europa immer größerer Beliebtheit erfreut. Woher die Steinfrüchte stammen und wie sie produziert werden, wissen dabei aber die wenigsten - tatsächlich nämlich handelt es sich bei den Cashews um Kerne der gleichnamigen Baumfrucht, die ausschließlich im tropischen Klima gedeiht - etwa in Indien, Südamerika oder Afrika.

50 Prozent stammen aus Afrika

Auf dem afrikanischen Kontinent wird über die Hälfte des weltweiten Cashew-Angebots produziert, der vorwiegende Teil in den westafrikanischen Ländern. Nach der Ernte der Früchte werden die Kerne dann zumeist nach Asien transportiert, wo sie weiterverarbeitet und anschließend nach Europa verschifft werden. Ein Produktionsweg von unnötiger Länge, sagen Robert Münch und Felix Löhr. Die beiden Kölner haben im Februar die Firma Togo Cashews gegründet, die in der Pellenzstraße ansässig ist.

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Charles Mugarura, Robert Münch und Felix Löhr in ihrem Ehrenfelder Büro

Gemeinsam mit ihrem togolesischen Partnerbetrieb wollen sie nicht nur Cashewkerne an deutsche Unternehmen vertreiben, sondern auch die landwirtschaftliche Situation in dem afrikanischen Land verbessern: „Togo liegt in der Nähe der Sahara, die durch den Klimawandel immer größer wird”, erklärt Felix Löhr, „dadurch trocknen die Böden aus und die Farmer können nicht mehr so viel produzieren."

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Die Cashew-Bäume aber, so erzählt der 28-Jährige weiter, seien widerstandsfähig und könnten unter diesen Bedingungen überleben, was sie zu einem wichtigen Faktor der togolesischen Wirtschaft mache: „Das Geld, das mit den Früchten gemacht wird, muss aber auch bei den Menschen und im Land ankommen”, sagt Robert Münch.

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Felix Löhr und Robert Münch mit den Farmern ihres togolesischen Partnerbetriebs

Dies, so erklärt der Ehrenfelder, wäre häufig nicht der Fall: „Deswegen zahlen wir den Farmern und unseren Produktionsmitarbeiter faire Löhne, geben Schulungen und Fortbildungen und unterstützen die Menschen vor Ort dabei, sich durch nachhaltige Landwirtschaft eine Existenzgrundlage zu sichern.”

Statt ihre Kerne in Asien verarbeiten zu lassen, setzen Münch und Löhr daher nicht nur auf den Anbau in Togo, sondern auch auf die Verarbeitung vor Ort - was gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlage: Zum einen würden so die Menschen in Togo unterstützt, zum anderen würde die CO2-Produktion reduziert, in dem man auf den Umweg über Asien verzichtet - zudem absorbiert ein Cashew-Baum allein in den ersten Zehn Jahren 600 Kilogramm Kohlenstoffdioxid: „Und der Konsument hat ein leckeres Produkt zuhause, also gewinnen im Endeffekt alle”, so Münch.

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Der 30-jährige Unternehmer machte sich gleich nach dem Abitur selbstständig und gründete eine Reparaturfirma für Smartphones, die ihm heute die Möglichkeit gebe, sich weiteren Projekten zu widmen. Sein Geschäftspartner Felix Löhr hingegen studiert BWL und schreibt gerade seine Masterarbeit - kennengelernt haben sich die beiden erst im letzten Jahr im Urlaub: „Als Robert mir von seiner Idee erzählt hat, war ich direkt dabei”, sagt Löhr, der für den Vertrieb und die Finanzen verantwortlich ist.

Schulungen für Bauern in Afrika

Unterstützt werden die beiden Kölner unter anderem von Charles Mugarura, der als Permaculture-Beauftragter für das Unternehmen tätig ist: Als solcher bringt er den Menschen in Afrika bei, wie sie nachhaltige Konzepte für die Landwirtschaft erarbeiten und umsetzen können: „Wir müssen nun aktiv etwas gegen den Klimawandel und für die Menschen in Afrika tun”, erklärt der 30-Jährige, laut dem Fairtrade die einzige Chance für junge Togolesen sei, um mit einer Perspektive in die Zukunft schauen zu können.

„Viele Leute haben keine Jobs, sie verlassen die ländlichen Regionen, weil das Ackerland immer weniger wird und niemand etwas für sie tut”, so Mugarura weiter: „Wir müssen ihnen also vor Ort die Chance geben, ihr Leben aktiv gestalten zu können. Die Probleme Afrikas sind nämlich auch die Probleme Deutschlands - viele Produkte werden in Afrika angebaut, aber wenn man den Menschen dabei nicht hilft, wie soll die Produktion dann weiter stattfinden?”

Derzeit richtet sich der Vertrieb von „Togo Cashews” noch an Unternehmen, im regulären Handel sind die Steinfrüchte von Robert Münch und Felix Löhr noch nicht zu finden. Das aber soll sich so schnell wie möglich ändern - daher werden die beiden bald eine Crowdfunding-Kampagne starten und auch ihr Sortiment um Kaffee und Vanille aus Afrika erweitern. 

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