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Kölner Rösterei SchamongDeutschlands Kaffee-Champions kommen aus Ehrenfeld

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Qualitätskontrolle während des Röstvorganges bei Schamong

Köln – An Selbstbewusstsein und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten mangelt es Mirko Schamong und seinen Mitarbeitern keineswegs. Die Ehrung zum „Röster des Jahres 2019“ habe ihn und sein Team zwar überrascht, weil man nicht geahnt habe in der Auswahl zu sein. „Andererseits haben wir uns schon in den letzten Jahren gefragt, wieso wir eigentlich nicht auch mal diesen Preis bekommen, wenn wir uns die Titelträger der vergangenen Jahre angeschaut haben“, sagt der Inhaber der Kaffeerösterei Schamong.

Besonders stolz ist er, dass das Familienunternehmen, das er in dritter Generation führt, die erste Rösterei in Köln und sogar die erste Rösterei in Nordrhein-Westfalen ist, die von der Fachzeitschrift „crema“ zum „Röster des Jahres“ gekürt wurde.

In den zurückliegenden Jahren waren Unternehmen aus Süddeutschland tonangebend gewesen, beispielsweise 2015 die Murnauer Kaffeerösterei, 2017 die Rösttrommel aus Nürnberg und 2018 die Münchener Rösterei Emilo. „Wir wissen das insofern zu schätzen, weil ja auch die Konkurrenz in der Stadt durchaus da ist. Aber man hat uns bei der Preisverleihung auch gesagt, dass wir schon seit drei Jahren in der engeren Auswahl seien“, sagt Heribert Schamong, der Seniorchef. Er betont, dass Sohn Mirko inzwischen die Hauptverantwortung trage. „Ich rede da überhaupt nicht mehr rein“, sagt Heribert Schamong (65), wohlwissend, dass die Familientradition auch nach dem Generationswechsel bewahrt wird.

Tradition statt Lifestyle

„Es kam mir nie in den Sinn, die Einrichtung etwa nach skandinavischem Lifestyle gestalten zu lassen, nur weil das vielleicht gerade schick ist“, sagt Mirko Schamong und fährt fort: „Tradition kann man nicht kaufen. Ich habe schon immer den Mehrwert gesehen, an dem was wir haben.“ Die Kaffeerösterei Schamong nennt sich stolz „Kölns älteste Kaffeerösterei“. Sie wurde 1949 gegründet Großvater Josef Schamong hatte damals noch Fritz Lülsdorff als Kompagnon. Ehrenfeld, das Viertel um den Alpenerplatz war schon immer Stammsitz von Schamong.

Die Rösterei und das Café an der Venloer Straße 535 ist der dritte Standort innerhalb der zurückliegenden 70 Jahre. Praktisch in jeder Ecke der Geschäftsräume treffen Tradition und Moderne aufeinander. Genau genommen sogar schon vor der Tür, wo an bunten Tischen und Stühlen alteingesessene Ehrenfelder, von denen manche schon als Kind zum Kaffeekauf bei Schamong geschickt wurden, neben jungen Zugezogenen sitzen.

Moderne und Nostalgie

Im Geschäft selbst fällt die mächtige Röstmaschine „Probat“ ins Auge. Zu überhören ist sie auch nicht. Geröstet wird inzwischen täglich, um die wachsende Nachfrage zu bedienen. An die 50 Jahre alte Maschine ist eine Computersteuerung angeschlossen, die den Röstvorgang überwacht.

Hinter der Servicetheke aus dem Gründungsjahr, wo ein auffallend junges und international besetztes Team Kunden und Gäste flink und freundlich bedient, stehen moderne Zubereitungsmaschinen und die nostalgischen Waagen einträchtig nebeneinander. Moderne Merchandising-Artikel mit Firmenaufdruck kontrastieren mit der alten Leuchtreklame aus Großvater Schamongs Laden und den nostalgischen Kaffeeschütten.

„Wir achten sehr auf faire Produktionsbedingungen bei unseren Zulieferern“, sagt Heribert Schamong. Großes Aufhebens wird darum aber nicht gemacht. Auf Siegel für fairen Handel oder biologische Erzeugung verzichtet man bei Schamong bewusst. Wie es auf den Kaffeefarmen zugeht, wissen er und sein Sohn Mirko dennoch dank enger Zusammenarbeit und auch gelegentlichen Vor-Ort-Besuchen genau. Nicht groß darüber geredet wird auch bei den Verpackungen. Zunehmend kommen Dosen und Tüten, die wiederbefüllt werden können, in den Verkauf. Kaffeekapseln und -pads verschwanden stillschweigend aus dem Sortiment. „Wir wollen da gar nicht erzieherisch auftreten, sondern machen es einfach“, sagt Heribert Schamong.

„Schwarzer Gürtel im Kaffeekochen“

Bei der Weiterentwicklung der Produktpalette helfen der Kaffees des Monats, der neben dem Standardsortiment jeweils für vier Wochen angeboten wird. Es sind stets hochwertige Röstungen aus unterschiedlichen Herkunftsregionen. „Da sind wir natürlich immer sehr an der Kundenresonanz interessiert“, sagt Mirko Schamong. Zudem pflegt er ständigen Austausch mit anderen Röstern und Baristas. Und im eigenen Team wachsen ebenfalls Talente heran. „Alle haben den schwarzen Gürtel im Kaffeekochen“, sagt Heribert Schamong scherzhaft.

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