KörnerstraßenfestEchte Nachbarschaft statt Kommerz und Rummel

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Das Nachbarschaftfest auf der Körnerstraße zog zu Hochzeiten bis zu 20.000 Besucher täglich an.

Köln-Ehrenfeld – Musik aus dem Hinterhof, offene Haustüren zu Künstlerateliers und hausgemachte Kost aus aller Welt zum fairen Preis – die Anwohner der Körnerstraße veranstalteten zum 20. Mal ihr buntes Straßenfest. Und das wie immer ohne Sponsoren, ohne externe Händler, ohne Gewinnabsicht.

Beteiligen darf sich seit jeher nur, wer auf der Körnerstraße lebt oder dort sein Geschäft betreibt. „Und doch kriegen wir immer eine tolle Vielfalt hin“, sagte Jan-Marc Kutscher vom Kunstraum K18. Schon seit mehr als zehn Jahren ist er mit Jürgen Schaden-Wargalla vom Atelier Cologne die treibende Kraft in der Organisation des jährlich stattfindenden Fests.

So bunt wie Ehrenfeld selbst, zeigte sich auch die Körnerstraße in diesem Jahr: Vom Trödel- und Falafelstand der Nachbarn bis hin zur improvisierten Naschtheke und Cocktailbar, an der mit regionalen Schnäpsen erfrischende Sommer-Cocktails gemixt werden.

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Hausgemacht Küche direkt auf der Straße: Josefine Lehmann (21) verkauft polnische Spezialitäten.

Und das alles zu tragbaren Preisen. Für drei Euro gab es mitunter eine ganze Mahlzeit. „Wir wollen mit dem Fest keine Gewinne mitmachen. Deswegen wählen wir die Preise, immer so wie für unsere Freunde“, so Kutscher.

Einen schönen Tag feiern von Nachbarn, für Nachbarn – so war vor 20 Jahren die ursprüngliche Idee. Doch eben durch das authentische Flair und die veedelseigene Vielfalt wurde das Straßenfest im ganzen Kölner Raum bekannt und beliebt.

„Vor einigen Jahren war es hier so voll, dass man zum Teil gar nicht mehr durchkam. Einige Male musste die Polizei den Einlass sogar schließen“, berichtete Jan-Marc Kutscher. Schätzungen zufolge beliefen sich die Besucherzahlen auf 20.000 Personen an einem Tag, rund 6000 Besucher in der Stunde.

Für die rund 850 Menschen, die auf der Körnerstraße wohnen, leben und arbeiten, der Menschenauflauf des Jahres. „Das war uns schon viel zu viel“, sagte Marko Rettig, der an der Körnerstraße eine Drahtflechterei betreibt. „Wir wollen schließlich ein Fest für die Nachbarn bleiben.“

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In Eigenregie stellen Anwohner und ansässige Künstler ein buntes Angebot und Rahmenprogramm auf die Beine.

In diesem und im vergangenen Jahr sei dies wieder besser geworden: „Man kann wieder ohne ungewollten Menschenkontakt die Straße entlang gehen“, freute sich Jan Marc-Kutscher. Ausschließen wolle man den externen Zulauf ja nicht – die Straße sei durchaus offen für Besucher von außerhalb.

Jedoch in dem extremen Ausmaß seien auch die Organisationskosten für das Fest enorm in die Höhe geschossen. Das Aufgebot an Sanitätern, Polizei, Versicherungskosten und Straßensperrungen muss vom Organisationsteam bezahlt werden. „Das macht es natürlich schwerer, das Fest zu finanzieren. Und wir wollen das nicht auf die Anwohner und Stände umlagern, damit die Teilnahme-Schwelle gering bleibt “, so Kutscher, der vor dem K18 den ganzen Tag fleißig Lose für jeweils einen Euro verkaufte.

Die Einnahmen des Gewinnspiels fließen direkt in den Finanzierungstopf des Fests: „Und für alle Teilnehmer gibt es Waren und Sponsorengeschenke der ansässigen Händler zu gewinnen.“ Der Hauptgewinn in diesem Jahr war ein Fahrrad im Wert von 1000 Euro, das dem Straßenfest für das Gewinnspiel bereitgestellt wurde.

„Wir wollen unter uns bleiben“

Nicht nur die Besucher drängen seit Jahren auf die Körnerstraße – auch vor Angeboten externer Händler könne man sich kaum retten, wie Organisator Kutscher erzählte. „Brauereien, Autohersteller oder Händler aus anderen Teilen der Stadt klopfen jedes Jahr an unsere Tür. Aber wir wollen unter uns bleiben und nicht zu einem kommerziellen Jahrmarkt verkommen. Selbst wenn es Gewerbekollegen aus anderen Teilen Ehrenfelds oder den Parallelstraßen  sind – wir raten denen immer, sie sollen doch ihr eigenes Straßenfest machen. Wäre doch schön, wenn Ehrenfeld jedes Wochenende einen anderen Grund zum Feiern hätte.“

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