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Kommentar über Ehrenfelder Artilleriehalle„Der Stadtteil verliert an Identität“

Lesezeit 2 Minuten
Fast 140 Jahre alt ist die ehemalige Artilleriewagenhalle – heute Lager der Bühnen.

Fast 140 Jahre alt ist die ehemalige Artilleriewagenhalle – heute Lager der Bühnen.

  • Mit der Artilleriehalle in Ehrenfeld hat die Stadtverwaltung ein potenzielles Areal ausfindig gemacht, auf dem Wohnraum in größerem Umfang geschaffen werden könnte.
  • Dazu müsste die vorhandene Bebauung allerdings abgebrochen werden.
  • Die Zweifel daran mehren sich. Ein Kommentar.

Nein, ein Schmuckstück ist das Gebäude zurzeit nicht. 140 Jahre haben Spuren hinterlassen. Zerstörungen im Krieg, nachlässiger Wiederaufbau, rein zweckdienliche Um- und Einbauten musste die „Wagenhalle 8“ über sich ergehen lassen. Ein Abriss wäre die logische Folge des lieblosen Umgangs über all die Jahrzehnte.

Muss es wirklich so weit kommen? Zugegeben – ein Erhalt wäre kostspielig. Wer das vorhat, muss sich darüber im Klaren sein, dass er viel Idealismus mitbringen muss. Den aber hatten schon Architekten und Bauherren, die beispielsweise an der Hospeltstraße die alte Mälzerei oder Teile der zur Maschinenfabrik Kolb gehörenden Werkhallen zu neuem Glanz verhalfen. Die ehemaligen Vulkan-Werke an der Lichtstraße und die heutigen Balloni-Hallen sind weitere Beispiele für Objekte, an denen die Vergangenheit Ehrenfelds noch erfahrbar ist.

Ein Abbruch und der anschließende Bau einer weiteren, womöglich gesichtslosen Wohnsiedlung mag zwar ein Beitrag sein, die Nachfrage nach Wohnungen zu befriedigen. Der Stadtteil verliert aber nicht nur an Identität, sondern wird immer weiter verdichtet. Mit negativen Folgen. Als „quirliges Szeneviertel“ wie ihn Makler gern betiteln, wenn sie solche Wohnungen vermarkten, wird er bald nicht mehr durchgehen. Schon jetzt liegen vielerorts die Nerven blank, sind Menschen zermürbt vom täglichen Kampf um Ruhe und Raum im Viertel. Weniger könnte also im Fall der „Wagenhalle 8“ – mehr sein. In der Sommerpause ist Zeit, darüber einmal nachzudenken.

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