Lärm und Raser in Köln-OssendorfAnwohner klagen über Motorworld-Besucher

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Oldtimer-Treff an der Motorworld-Rheinland, Butzweilerhof: Manchen Anwohner stören Lärm und Abgase. 

Ossendorf  – Es wohnt sich schön an der Butzweilerhofallee. Moderne Architektur, von Fenstern und Balkonen Blick auf einen kleinen Park und ein echtes Denkmal: Den alten Kölner Flughafen, von dem noch Hangars, Tower und Empfangshalle erhalten sind. Starts und Landungen gibt es schon lange nicht mehr. Statt der Veteranen der Luftfahrt stehen Klassiker der Automobilgeschichte im Mittelpunkt des Interesses. Der alte „Butz’“, wie er früher liebevoll genannt wurde, ist heute die Motorworld Rheinland.

Damit können sich manche Nachbarn nicht anfreunden. Wenn sich in der Motorworld Liebhaber historischer Blechkarossen treffen, zum Fachsimpeln und Zeigen ihrer PS-Schätzchen, geht das nicht immer geräuschlos vonstatten. Lärm, Abgase und sogar riskante Fahrmanöver auf der Straße schildern Anwohner in ihrer Beschwerde, die jetzt in der Bezirksvertretung Ehrenfeld auf der Tagesordnung stand. Knapp 200 Menschen hatten den Bürgerantrag unterschrieben.

Typisches "Auto-Poser-Verhalten"

 Einer der Unterzeichner, der namentlich nicht genannt werden möchte, berichtete den Politikern von typischem Auto-Poser-Verhalten: „Besucher der Motorworld lassen gern mal den Motor aufheulen, einige fahren mit hundert Sachen durch die Straße oder driften mit quietschenden Reifen über den Asphalt.“ Das sei „nicht tolerierbar“.

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Gefordert wird ein Ruhetag für die Motorworld, vorzugsweise sonntags, sowie eine Reduzierung von Lärm und Abgasemissionen. Bezirksbürgermeister Volker Spelthann (Grüne) sagt verständnisvoll: „Die Problematik wurde schon mehrfach vorgetragen.“ Auch von anderen Parteien kam Unterstützung.

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Blick auf die Wohnhäuser an der Butzweilerhof-Allee

Der Bürgerantrag beschrieb weitere Missstände. So werde – Anwohnern zufolge – auf der Butzweilerhofallee nicht nur zu schnell und zu riskant gefahren. Es gebe auch Durchgangsverkehr zwischen der Butzweilerstraße und der Von-Hünefeld-Straße. Hier fordern die Unterzeichner Schwellen auf der Fahrbahn, die Widmung als Anliegerstraße oder Tempo 30 als zulässige Höchstgeschwindigkeit.

Müll, Sand, Schutt, Zigarettenkippen und Glasscherben

Unzufriedenheit herrscht auch bei der Parkplatzsituation. Diese sei bei Veranstaltungen, zu denen auch Trödelmärkte zählten, besonders angespannt. Zudem werde die Butzweilerhofallee und die von ihr abgehende Bertha-Sander-Straße seit vielen Monaten nicht gereinigt. Es sammelten sich Müll, Sand, Schutt, Zigarettenkippen und Glasscherben.

Die Bezirksvertretung beschloss, dass bei Veranstaltungen künftig stärker Tempoverstöße und Falschparken überwacht werden müssten. Außerdem gab es Prüfaufträge zur regelmäßigen Reinigung der Straßen sowie zu einer weitläufigen Tempo-30-Zone, die von der Hugo-Eckener-Straße, Mathias-Brüggen- und Von-Hünefeld-Straße sowie Alte-Escher- und Butzweilerstraße begrenzt würde. Die Verwaltung schätzte ein Tempolimit nur für die Butzweilerhofallee skeptisch ein.

Verwaltung lehnt Tempolimit ab 

Es sei „nicht begründbar“, weil es keine schützenswerten Einrichtungen gebe. Auch eine „Anlieger frei“-Einschränkung sei rechtlich kaum durchsetzbar. Und von Bremsschwellen auf der Fahrbahn halte man überhaupt nichts, weil sie zusätzlichen Lärm verursachten. Zur Parkplatzsituation wurde angemerkt, dass viele Tiefgaragenplätze leer seien.

Zu den geschilderten Störungen, die von Veranstaltungen der Motorworld ausgingen, sagte die Verwaltung, dass die Baugenehmigung ausdrücklich „mobilitätsaffine Nutzungen zu Oldtimern und Sportwagen“ an allen Wochentagen enthalte. Für einen nachträglich verordneten Ruhetag bestehe keine Rechtsgrundlage. Einzelfälle von Störungen seien Sache der Ordnungsbehörden.

Motorworld will "harmonisches Verhältnis zur Nachbarschaft"

Die Möglichkeit, die Betreiber der Motorworld direkt anzusprechen, kam in der Bezirksvertretung nicht zur Sprache. Auf Anfrage dieser Zeitung sagte Geschäftsführer Dirk Strohmenger: „Wir kümmern uns um jeden Hinweis und nehmen jeden einzelnen Anwohner an die Hand.“ Ein harmonisches Verhältnis zur Nachbarschaft sei auch in seinem Interesse. So sei es kein Problem, wenn außerhalb von Veranstaltungen Kinder aus dem Viertel auf der Fläche vor der Motorworld, ein Rest des früheren Flugzeugrollfeldes, das Radfahren übten. Der öffentliche Bereich außerhalb des Geländes könne jedoch nicht kontrolliert werden. Jedem Besucher, der mit seinem Fahrzeug das Motorworld-Areal in Richtung Straße verlasse, werde aber gesagt, sich rücksichtsvoll zu verhalten. Die meisten Besucher nutzen als Zu- und Abfahrt die Butzweilerstraße.

Motorworld verweist auf Möbelhäuser-Parkplätze

Die Butzweilerhofallee werde demnach nur ein kurzes Stück befahren. Auf dem Gelände selbst bekomme jeder, der den Motor unnötig laufen oder gar aufheulen lasse, „eine klare Ansage“. Die Parkproblematik gehe nicht von der Motorworld aus, sondern werde durch Veranstaltungen auf dem Parkplatz der benachbarten Möbelhäuser verursacht, so Strohmenger. Kommentar

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