Lokal „Café Colonius“ in Köln„Ein Drittel kommt zu privaten Feiern nicht mehr“

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Yira und Christian Neustein Jimenez vom Café Colonius in Köln-Ehrenfeld

  • Das Café Colonius hat seinen neuen veganen Restaurantbetrieb gestartet. Die Location richtet private Feste aus, aber auch öffentliche Partys.
  • An diesem Freitag, 26. November findet die Cumbia-Elektro-Party „Babilla Club“ statt.
  • Ein Gespräch über 2G-Plus und Lateinamerikaner in Köln.

Köln – Seit Mittwoch gilt für Partyveranstaltungen 2G-Plus. Wie setzen Sie das für Ihre Party „Babilla Club“ am Freitag um? Ist das machbar?

Christian Neustein: Tatsächlich haben private Feiern bei uns 2G-Plus schon vorher gemacht. Wir kennen das schon. Sicherlich wird es etwas aufwendiger an der Tür, wir erwarten aber keine großen Probleme. Direkt am ersten Wochenende werden es nicht alle auf dem Schirm haben. Es ist schade, dass man womöglich Gäste ablehnen muss, die keine bösen Absichten haben und zu der Zeit auch keinen Test mehr bekommen.

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Monatliche Babilla-Club-Party im Café Colonius in Köln-Ehrenfeld

Seit zwei Wochen läuft auch Ihr Restaurant-Betrieb wieder. Inwieweit merken Sie die aktuelle Corona-Lage?

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Christian Neustein: Ein großer Teil ist verunsichert. Bei den privaten Feiern kommen ein Drittel der Leute nicht mehr. Ich glaube zwar nicht, dass wir komplett schließen müssen – es wird bei 2G-Plus für Feiern und 2G für Gastrobetrieb bleiben – aber dennoch ist es mit einem großen Umsatzverlust verbunden. Das Weihnachtsgeschäft war eigentlich zur Erholung gedacht, jetzt droht alles wegzubrechen. Die Firmen haben Angst vor schlechter Publicity und sagen ab. So lange noch die Fußballstadien voll sind und alles andere läuft, herrscht ein Ungleichgewicht. Für Absagen gibt es auch keine rechtlichen Grundlagen. Erst gerade wurde eine Feier, die für uns diesen Monat extrem wichtig war, noch abgesagt und ich hatte keine Klausel drin.

Kölner Café Colonius: Gastro im Tennisclub Colonius

Sie betreiben das „Café Colonius“ seit 2013. Wie kam es dazu?

Christian Neustein: Wir kannten Leute im Tennisclub, als die Gastro neu ausgeschrieben wurde. Außerdem waren wir gerade in der Familiengründung und es hat uns sehr gereizt, selbständig zu sein. Über die Jahre haben wir den Betrieb entwickelt: in erster Linie sind für den Tennisbetrieb da. Das ist aber insgesamt dünn, weil man nur das Saisongeschäft hat, also haben wir angefangen, private Feste wie Geburtstage und Hochzeiten auszurichten, auch schon früh verschiedene Partyreihen zu machen: am Anfang eine Rock-Latino-Party, seit 2018 unsere unsere Electro-Cumbia-Party „Babilla“-Club, dazwischen immer wieder kolumbianische Events wie folkloristische Feiern im Garten.

Diese Party zieht eine Menge Gäste an. Wie erklären Sie sich das?

Es gibt keine andere Party mit der Musikrichtung. Das, was sonst unter „Latino“ läuft, ist meist das Genre „Reggaeton“ und das ist nicht unsere Welt, auch nicht so etwas wie „Baciata“.

Yira Neustein: Unsere Party ist eher alternativ.

Also eine richtige Nische. Und dennoch ist das Publikum sehr gemischt: Ehrenfelder, Latinos, jung und älter.

Christian Neustein: Cumbia kommt traditionell aus Kolumbien, das in den letzten Jahren ein beliebtes Reiseziel geworden ist, man trifft kaum jemanden, der dort noch nicht war. Damit kommt die Musik auch näher zu den Leuten.

Yira Neustein: Cumbia hat sich in ganz Lateinamerika verbreitet und ist mit anderen musikalischen Elementen, zum Beispiel Elektrobeats, fusioniert, weg von der Folklore. Es gibt mittlerweile viele Bands aus der Richtung wie Frente Cumbiero, Cuantic.

Und wer sind die DJs, die hier auflegen?

Yira Neustein: Wir haben ein paar Home-DJs, die regelmäßig auflegen. Einer davon hat eine starke Verbindung zu Kolumbien, fährt jährlich zum Karneval hin und erkundigt sich, kauft Musik. Dann haben wir einen Drummer dabei, einen Kolumbianer, der die DJs live begleitet.

Christian Neustein: Auch immer einen Gast-DJ. Bei der Party am  Freitag ist es eine DJ aus Berlin: „Lotte Ahoi“. Wir hatten auch schon die Band Fauna aus Barcelona hier, die in der Richtung bekannter sind: ein absolutes Highlight für uns.

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Das Café Colonius im Tennisclub Colonius zwischen Subbelrather Straße und Innerer Kanalstraße.

Das Café Colonius ist ein richtiger Tausendsassa: Tennisclub, Restaurant, Festlocation, Disco. Eine Herausforderung?

Yira Neustein: Total.

Christian Neustein: Auf jeden Fall ist es ein ganz großer Spagat, gerade in der Tennissaison von April bis Oktober, weil der Tennisclub als erstes kommt: Die Hauptgäste täglich sind eben die Tennisspieler. Am Wochenende, wenn Feste stattfinden, muss müssen wir Tische und Stühle wegräumen und später wieder aufbauen. Morgens kommen die ersten Spieler, dann wird den ganzen Tag Tennis gespielt, mittags sitzen sie auf der Terrasse und um 21 Uhr bauen wir um, ziehen das auf links und machen einen Dschungel daraus für unsere „Babilla-Party“. Um fünf wird dann alles wieder zurückgebaut, weil um 8.30 Uhr dann der Tennisbetrieb wieder losgeht. Es ist ein Ameisenhaufen, der hier passiert. Auch die DJs packen dann schonmal an.

Zur Person und zum Café Colonius

Christian Neustein Jimenez ist 41 Jahre alt und hat in Köln Sport studiert. 

Yira Neustein Jimenez ist 47 alt, hat Journalismus in Kolumbien studiert und kam vor über 20 Jahren nach Deutschland: Ihr Onkel arbeitete für die Botschaft in Bonn. Die Kolumbinerin lebt zunächste in Bonn, später in Köln. Das Ehepaar hat einen Sohn.

Das Café Colonius in der Subbelrather Straße 19 ist die Gastronomie des Tennisclub Colonius, aber öffentlich für alle Gäste zugänglich. Außerhalb der Tennissaison bietet das Ehepaar nun von montags bis donnerstags von 17.30 Uhr bis 21.30 Uhr internationale, vegane Gerichte. Einmal im Monat findet die Party „Babilla-Club“ statt: Cumbia-Klänge treffen auf Elektro. Die Location bietet hin- und wieder auch Musikern eine Bühne. (gam)

Biergarten im Café Colonius während Corona mehr genutzt

Sie haben einen großen Garten, einen Spielplatz, weshalb man auch mit Kindern gut herkommen kann. Der kam auch in der Pandemie bisher mehr zur Geltung.

Christian Neustein: Als Corona kam, konnten wir nicht mehr viele private Feste ausrichten, weshalb wir den Biergarten mehr und mehr genutzt haben. Es legten DJs auf: Wir waren eine kleine Oase, in der man ein bisschen Party-Feeling haben konnte, natürlich noch mit Tischabständen und anderen Auflagen. Aber es war einfach schön, die Musik zu hören, Partylicht und die Leute zu sehen. Das hat sehr gut funktioniert und hat uns über die Corona-Zeit gerettet.  

Wie der Name vermuten lässt befindet sich Ihre Gastronomie am Fuße des Colonius, versteckt zwischen Innerer Kanalstraße und Subbelrather Straße. Von außen ist es nicht sichtbar: Ist das ein Nachteil oder hat es auch Vorteile?

Christian Neustein: Sowohl als auch. Es überwiegen die Vorteile, weil es eine gezielte Gruppe ist, die sich für diese Feiern interessiert und wir haben noch nie Türsteher gebraucht bisher. Wir sind keine Tür, die darauf aufpasst, dass es keinen Stress mit Leuten gibt – höchstens eine, die den Einlass macht. Das ist ein klarer Vorteil, weil wir Publikum haben, das nicht zufällig vorbeikommt und das keinen Ärger macht. 

Yira Neustein: Viele sagen aber schon, wie schwierig es war, herzufinden. Vor allem weil die Hausnummer 19 nicht an der Subbelrather ausgeschildert ist, man muss bei der 17 den kleinen Weg nehmen. Wenn man einmal da war, weiß man es dann auch. Es passiert auch, dass Nachbarn sagen, dass sie seit 15 und mehr Jahren hier wohnen und es noch nie gesehen ha. Die kommen dann gerne wieder, wenn sie es einmal  entdeckt haben.

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Der Tennisclub am Fuß des Colonius.

Veganes Essen im Café Colonius in Köln-Ehrenfeld

Seit zwei Wochen circa sind Sie montags bis donnerstags ein veganes Restaurant. Warum?

Christian Neustein: Weil wir immer das Problem haben, den Koch zu behalten, weil wir nur für die sechs Monate Tennissaison einen Koch festanstellen und unseren jetzigen Koch wollen wir unbedingt halten – er ist Argentinier ernährt sich vegan und kann sehr gut vegan kochen. Die Nachfrage nach veganen Gerichten ist ja da. Wir haben jetzt lateinamerikanisches Essen auf der Karte, aber auch japanische Spezialitäten und sonst eine saisonale Karte: von Pasta bis zu saisonalen Gemüsegerichten.

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Die kolumbianische Community ist groß in Köln. Wo spielt sich das kolumbianische Leben in Köln außer hier ab?

Christian Neustein: Die lateinamerikanischen Communities haben keine festen Orte wie die italienische oder die portugiesische, die in bestimmten Viertel ansässig sind. Es gibt bestimmte Kneipen mit lateinamerikanischen Anstrich. Es gibt Leute, die zum Beispiel einen peruanischen oder mexikanischen Tag organisieren und dafür einen Ort anmieten.

Yira Neustein: Viele treffen sich auch in einem deutsch-spanischen Kulturverein. Zu uns kommen auch andere Lateinamerikaner: Argentinier zum Beispiel, weil wir Empanadas anbieten.

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