Mieter in der Wagenfabrik in Köln-EhrenfeldAmali Tech fördert IT-Expertise in Afrika

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Einst war dies die Automobilfabrik Scheele

Köln-Ehrenfeld – Bis zum Jahr 2030 werden in Deutschland über eine Millionen Fachleute im Bereich der Informationstechnik fehlen. Zu dieser Hochrechnung kommen zumindest die Unternehmensberater der Boston Consulting Group in einer 2021 veröffentlichten Statistik. Während die Anzahl der Arbeitskräfte mit entsprechender Expertise schrumpft, steigt jedoch der Bedarf an genau solchen - schließlich ist der Digitalisierung noch lange kein Ende gesetzt.

Amali Tech bildet junge Ghanaer aus

An diesem Problem möchte das Kölner Unternehmen Amali Tech mit Sitz an der Vogelsanger Straße ansetzen: „In Deutschland und Europa mangelt es an IT-Fachkräften, während es in Afrika viele studierte Informatiker gibt. Diese finden auf dem dortigen Arbeitsmarkt aber häufig keine Jobs”, erklärt Kim Metzger, die Sprecherin von Amali Tech. 2019 begann das Unternehmen deshalb damit, in Ghana Trainings für Hochschulabsolventen im IT-Bereich anzubieten.

In einer eigens geschaffenen Akademie können die jungen Frauen und Männer praxisbezogene Erfahrungen sammeln und erhalten nach einem bestandenen Abschlusstest eine Anstellung im örtlichen Servicecenter von Amali Tech: „Dort sind sie dann mit der Durchführung digitaler Projekte für deutsche, europäische und internationale Firmen betraut, wie dem Programmieren von Software und Apps oder dem Erstellen von Webseiten und virtuellen Event-Plattformen”, erläutert Marketing Managerin Katrin Hecker.

100 Arbeitsplätze geschaffen

Inzwischen hat Amali Tech in Ghana 100 Arbeitsplätze geschaffen, weitere 126 Trainees werden derzeit auf das Berufsleben vorbereitet. Einen zweiten Standort hat das gemeinnützige Unternehmen mittlerweile in Ruanda eröffnet: „Die Gelder, die wir generieren werden in weitere Trainingsprogramme reinvestiert”, erklärt Kim Metzger. Die überschüssigen Finanzmittel, so erzählt die 28-Jährige weiter, fließen in soziale Projekte, etwa in die Zusammenarbeit mit SOS-Kinderdörfern.

Durch die Arbeit vor Ort will Amali Tech nicht nur Arbeitsplätze schaffen, sondern auch Hilfe zur Selbsthilfe leisten: Durch langfristige Beschäftigungen und stabile Gehälter können die Mitarbeiter schließlich auch die Wirtschaft in ihrer Heimat ankurbeln und so zu einer weiteren Stabilisierung der beiden west- und zentralafrikanischen Länder beitragen. Schließlich war zumindest Ruanda viele Jahre von Konflikten innerhalb der eigenen Bevölkerung geprägt, die sich 1994 im Völkermord an den Tutsi niederschlugen. Inzwischen aber, so erklärt Marketing Managerin Katrin Hecker, habe sich das Land stabilisiert und unter anderem im Bereich der Technologie große Fortschritte gemacht: „Die Menschen dort sind gut ausgebildet, können ihr Wissen in unserer Akademie aber gezielt ausbauen. Es geht uns nicht darum, Profit zu machen, sondern vor Ort Perspektiven zu schaffen und so auch deutschen Firmen zu helfen.”

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Anfänglich war Amali Tech im Belgischen Viertel ansässig, bezog im Sommer des letzten Jahres dann aber seine Büroräume in der Alten Wagenfabrik in Ehrenfeld. Das denkmalgeschützte Gebäude wurde 1926 fertiggestellt und beherbergte bis in die 1930er-Jahre hinein die Automobilfabrik von Heinrich Scheele. Dieser ließ bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts Elektroautos produzieren, sodass noch vor dem Ersten Weltkrieg Kölner Polizeibeamte mit elektrischen Streifenwagen unterwegs waren.

Bei dem Pioniergeist Scheeles scheint es nur folgerichtig, dass sich unter dem Dach seiner alten Wagenfabrik inzwischen viele Unternehmen niedergelassen haben, die sich ebenfalls dem Fortschritt widmen wollen: „Es ist ein historischer Ort”, sagt Kim Metzger, „und es ist wirklich schön, hier selbst an neuen Projekten und Ideen arbeiten zu können.” 

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