Mit 95.000 Euro UnterstützungKölner Viertel Bocklemünd soll besseres Image bekommen

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Blick auf den nordwestlichen Teil der Siedlung Bocklemünd

Bocklemünd/Mengenich – Sie sind selbst Gewinner, aber gewinnen sollen in spätestens drei Jahren die Menschen in der Siedlung Bocklemünd-Mengenich. Fünf Projektpartner bewarben sich mit ihrem Handlungskonzept für den Stadtteil beim Wettbewerb „Gemeinsam im Quartier“, mit dem alle drei Stiftungen der Rheinenergie – Familie, Bildung und Kultur – ein nachbarschaftlich geprägtes Vorhaben nachhaltig fördern möchten.

Mitbewerber gab es aus dem gesamten Stadtgebiet. Umso mehr freuten sich die Partner aus Bocklemünd, dass sie es sind, die für die nächsten drei Jahre mit einer Unterstützung von 95.000 Euro in dem Viertel aktiv werden können, das in seiner noch recht jungen Historie vor gut einem halben Jahrhundert nie ganz frei von Problemen war.

Aufmerksamkeit für vernachlässigte Straßen in Köln

Das nachbarschaftliche Miteinander soll besser funktionieren. Straßenzüge im nordwestlichen Teil der Siedlung, die kaum jemand kennt, und die Menschen, die dort wohnen, sollen mehr Aufmerksamkeit bekommen. Und wer dort – vielleicht ohne viel Aufhebens – in irgendeiner Weise schon aktiv ist im Viertel, soll darüber reden können. Und nicht zuletzt kommen Musik und Kreativität nicht zu kurz. „Was genau passieren wird, können wir heute noch gar nicht sagen“, sagt Projektkoordinator Christian Baack.

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Ehrenfelds Bezirksbürgermeister Josef Wirges (4. v. l.) stellte das Konzept mit den Vertretern der am Projekt beteiligten Träger vor.  

Denn ein wichtiger Ansatz bei „Du bist Bocklemünd“ ist es, auf die Menschen zuzugehen und sie zu fragen, was sie sich für ihr Viertel wünschen und auf welche Weise etwas gemacht werden soll. „Die Menschen im Viertel sind unsere Auftraggeber“, beschreibt Christian Baack das, was im Fachjargon „aktivierende Gemeinwesenarbeit“ genannt wird. Baack vertritt den Verein „Aktion Nachbarschaft“.

Jugendliche aus Köln sollen begleitet werden

Weitere Partner sind die Vereine Fair.Stärken und Coach, beide vor allem auf die Förderung und Begleitung Jugendlicher spezialisiert. Außerdem die Offene Jazzhaus-Schule, die bereits mit der Gemeinschaftsgrundschule Kunterbunt kooperiert sowie das gemeinnützige Unternehmen Modekollektiv, das schon mehrere Kreativprojekte im Stadtteil umgesetzt hat, das Bürgerschaftshaus und die GAG Immobilien AG.

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„Nach meinem Empfinden ist Bocklemünd ein sehr bunter Stadtteil, der es nicht verdient hat, dass einige wenige ihm ein schlechtes Image verpassen“, spielt Christian Baack auf die momentan ziemlich angespannte Atmosphäre im Viertel rund um das Görlinger-Zentrum an. Einen direkten Zusammenhang gab es zwar nicht. Dennoch kann das Projekt „Du bist Bocklemünd – Werkstatt 829“ als eine Art Reaktion auf die momentane Unruhe im Stadtteil und deren Auswirkungen gesehen werden.

Köln-Bocklemünd: No-Go-Areas und schlechtes Image

Einmal mehr sorgt ein sehr kleiner Teil der 11.000 Einwohner des Stadtteils dafür, dass es um das Image schlecht bestellt ist. Es gibt sogar Leute, für die ist Bocklemünd derzeit eine No-Go-Area, also ein Bereich, den man besser meiden sollte. Das Projekt mit mehreren beteiligten Trägervereinen wurde jedoch schon konzipiert, als noch keiner der jetzt auffällig gewordenen Jugendlichen Knallkörper warf, mit Feuerlöschern Unfug trieb, gewalttätig wurde oder Polizeibeamte provozierte und beleidigte.

Bei der Vorstellung des Projekts erinnerte Bezirksbürgermeister Josef Wirges an die Vorfälle in der jüngsten Zeit und betonte, wie wichtig es gewesen sei, dass die Polizei „repressive Maßnahmen“ ergriffen habe. Die Bevölkerung sei dankbar dafür. „Das kann aber nicht der letzte Schritt gewesen sein“, leitete er zu dem über, was fünf verschiedene Initiativen gemeinsam vorbereitet haben. „Jetzt“, so Josef Wirges, „müssen die vorhandenen Netzwerke neu justiert und auch die Frage nach Fehlern in der Vergangenheit gestellt werden.“ Dank der Unterstützung der Rheinenergie-Stiftungen werden die Aktionen und Projekte für die nächsten drei Jahre angeboten.

Drei Stiftungen der Rheinenergie sind aktiv

Mehr noch: Dank wissenschaftlicher Evaluation soll es möglich sein, auch über das Projektende hinaus im Stadtteil aktiv zu sein. „Wir erhoffen uns zudem Erfahrungen, von denen später andere Viertel profitieren können“, sagt Professor Susanne Hilger, geschäftsführender Vorstand der Rheinenergie-Stiftungen, und betont: „Das gemeinsame Vorgehen der drei Stiftungen der Rheinenergie AG will zur Bündelung von Synergien und Stärkung der Hebelwirkung beitragen. Die drei Stiftungen mit den Schwerpunkten Familie, Kultur und Jugend/Beruf/Wissenschaft möchten sich bei einer wichtigen gesamtgesellschaftlichen Aufgabe einbringen und einen aktiven Beitrag leisten.“

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