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Neun Jahre Baustelle in Köln-NeuehrenfeldKita-Fertigstellung verzögert sich erneut

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Das einst als Vereinsheim geplante Gebäude an der Hadersleber Straße beherbergt jetzt die Kita Domwichtel. 

  • Seit neun Jahren ist die Baustelle in Neuehrenfeld fester Bestandteil des Viertels.
  • Nun ist das Gebäude fast fertig, die Kita Domwichtel ist dort eingezogen.
  • Doch das Außengelände und Räume für den SC West sind noch nicht fertig.

Köln-Neuehrenfeld – Es könnte eine der schönsten Kindertagesstätten der Stadt sein. Zwei Parks in wenigen hundert Meter Entfernung. Eine von viel Grün umgebene Sportanlage ist gleich neben dem nagelneuen Gebäude, das der Kita mit dem klangvollen Namen „Domwichtel“ modern ausgestattete Räumlichkeiten von rund 1200 Quadratmetern Größe bietet. 100 Kinder können hier betreut werden. Dabei ist die Kindertagesstätte an der Hadersleber Straße 7 noch nicht einmal ganz ausgelastet. Erst 60 Kinder besuchen die Einrichtung. Paradiesische Zustände herrschen aber bei weitem nicht. Seit die Kita in Neuehrenfeld in Betrieb ist, muss improvisiert werden. Und davon sind einzelne Eltern inzwischen gehörig genervt.

Betrieb startete in Containern

Zunächst waren die Räume noch gar nicht fertig. Der Betrieb musste im Herbst 2019 in Containern aufgenommen werden. Als im Mai 2020 endlich der Einzug in den Neubau geschafft war, war die Außenspielfläche noch nicht fertig. So mussten die Kinder den Sommer über häufig im Gebäude spielen. Dort gibt es unter anderem eine kleine Turnhalle. So oft es möglich war, machten sich die Betreuerinnen auch mit den Kindern auf den Weg in eine Grünanlage. In etwa 600 Meter Entfernung liegen das Takufeld und der Blücherpark. „Kinder müssen jeden Tag an die frische Luft und jeden Tag Ausflüge machen, das ist für die Erzieherinnen sehr anstrengend und nicht tragbar“, sagte eine Mutter von zwei Kindern. Zudem wuchs bei den Eltern der Groll, weil sich offenkundig nichts auf dem mit Bauzäunen abgesperrten Bereich tat und es nur spärliche Informationen gab.

Fristen wurden nicht eingehalten

Manfred Lottis, Geschäftsführer der Projektgesellschaft „Gantox SC West“, die das Gebäude fertig stellen ließ und die Räume vermietet, erklärt auf Anfrage. „Wir mussten dem Bauunternehmen kündigen, weil mehrfach Fristen nicht eingehalten und Gewerke mangelhaft ausgeführt wurden.“ 

Dem Rausschmiss der Bauleute folgte eine akribische Beweissicherung durch Gutachter, um die Gewährleistungsansprüche wahren zu können. Nach außen entstand so der Eindruck, als würde überhaupt nicht gearbeitet. Die in Wiesbaden ansässige Betreiberfirma der Kindertagesstätte Geve sah sich als Mieter der Räume außer Stande, die Fertigstellung zu beschleunigen. Silvan Haupt von der Geschäftsleitung lobt dagegen die bisherige Arbeit des Neuehrenfelder Kita-Teams. Sie hätten während des Corona-Lockdowns bereits viel Kreativität bewiesen und auch in der momentanen Situation viel Einsatz gezeigt. Er könne gut verstehen wenn Eltern allmählich unzufrieden seien. Doch andererseits habe es auch viel Lob von Elternseite für die Arbeit der Erzieherinnen gegeben.

Klettergeräte lagern beim SC West

Silvan Haupt hofft, dass Anfang November endlich das Außengelände nutzbar ist und das gesamte Grundstück endlich sicher eingefriedet werden kann. „Ich will mich da jetzt nicht auf einen Termin festlegen“, sagt indes Manfred Lottis. Fest stehe aber, dass Mitte Oktober die Arbeiten am Außengelände beginnen sollen. Vier Wochen Bauzeit sind angesetzt. Immerhin: Die noch zu errichtenden Spiel- und Klettergeräte sind bereits angeliefert. Sie lagern – teilweise von Efeu überwuchert – schon seit Monaten auf dem angrenzenden Gelände des Fußballklubs SC West. Auch der Sportverein sehnt das Ende der Bauzeit herbei. Die Fußballer – rund 500 aktive Kicker hat der SC West – sollen im Neubau Umkleiden und Besprechungsräume beziehen.

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Dem Verein gegenüber sagte Manfred Lottis, dessen Unternehmen sich auch an den künftigen Mietkosten beteiligt, zu, dass der Umzug Ende des Jahres erfolgen könne. Die bisher vom Verein genutzten Räume im alten Klubhaus neben dem Sportplatz sind in keinem guten Zustand, weil Feuchtigkeit im Mauerwerk erhebliche Schäden und Gesundheitsgefahren verursacht.

Vor neun Jahren gestartet

Der SC West hatte das Bauprojekt 2011 in eigener Regie mit Fördermitteln und Bankkrediten gestartet. Bauliche Probleme verteuerten und verzögerten jedoch das Vorhaben erheblich. Nach ein paar Jahren, in denen die Baustelle mehrfach stillgelegt wurde, zog der Klub schließlich die Reißleine und ließ ein Insolvenzplanverfahren eröffnen. Mit dem Neubau selbst hat der SC West nichts mehr zu tun. Das jedoch hat sich selbst in der Nachbarschaft noch nicht ganz herumgesprochen. „Wir werden noch sehr oft auf den unfertigen Zustand des Projekts angesprochen“, sagt Klub-Präsident Kurt Nürnberg. Auch das derzeit noch genutzte Vereinslokal „Apenrader Hof“ hat einen neuen Besitzer. Dieser hat mit der Gastronomin noch einen gültigen Pachtvertrag. Wie die maroden Kellerräume unterhalb der Gaststätte genutzt werden, ist unklar. Fußballer werden aber voraussichtlich ab 2021 keinen Schritt mehr dort hinein gehen müssen.  

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