Platz für 5000 ZuschauerKöln bekommt neue Konzerthalle – Konkurrenz für Düsseldorf

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Mit einer futuristisch wirkenden Außenhülle präsentiert sich die künftige Veranstaltungshalle (l.), die schon in zwei Jahren fertig sein soll.

Mit einer futuristisch wirkenden Außenhülle präsentiert sich die künftige Veranstaltungshalle (l.), die schon in zwei Jahren fertig sein soll.

  • Die Mitsubishi-Halle in Düsseldorf und die Gruga-Halle in Essen bekommen jetzt Konkurrenz aus Köln.
  • Der Bau einer Halle für bis zu 5000 Zuschauer wird in der Stadt seit dem Abriss der alten Sporthalle diskutiert.
  • Wofür braucht es überhaupt eine neue Konzerthalle in der Stadt?

Köln – Die Mitsubishi-Halle in Düsseldorf und die Gruga-Halle in Essen bekommen Konkurrenz: zwei Kölner Unternehmer wollen in Vogelsang am Girlitzweg eine neue Konzerthalle bauen. „Noch dieses Jahr werden wir die Baugenehmigung beantragen. Wenn alles gut läuft, kann hier schon im Jahr 2021 das erste Konzert stattfinden.“, sagen Andreas Feldgen und Urban Siep. Mit einer Fläche von rund 3.300 Quadratmetern soll die neue Halle „in der Dimension der alten Sporthalle“ Platz für 4.500 bis 5.000 Zuschauer bieten.

Der Bau einer solchen Halle wird seit vielen Jahren diskutiert, ist aber bisher nie zustande gekommen, obwohl Veranstalter das Fehlen einer Location dieser Größe beklagen. Seit dem Abriss der Sporthalle vor fast genau zwanzig Jahren fehlt ein Format der Größe zwischen Palladium (bis an 4.000 Besucher) und Lanxess-Arena (bis fast 20000 Besucher). Letztere kann zwar auch in einer Theatervariante zwischen 3.000 und 4.000 Zuschauern bespielt werden, gilt aber als vergleichsweise teuer, weshalb zahlreiche Konzerte dieser Größenordnung eben in Essen oder Düsseldorf gebucht werden.

Mit der Baugenehmigung hofft man, zügig voranzukommen, denn noch sei das Areal zwar als Industriegebiet ausgewiesen, doch wegen des Neubaus einer Gesamtschule gleich nebenan müsse der Bebauungsplan sowieso geändert werden. „Zudem können wir ja Teile nutzen, die noch oder schon stehen“, sagt Feldgen. So soll die bestehende Wassermann-Halle als Foyer und Eingangsbereich dienen. Die ehemaligen Umkleiden, Duschen und Schiedsrichterräume des früheren Energy Dome sind ohne viel Aufwand in einen attraktiven Backstage-Bereich umzugestalten und in einem Anbau sind schon umfangreiche Sanitäranlagen untergebracht.

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Während das noch vorhandene Stahlgerippe der Hallenkonstruktion abgebrochen und entsorgt werden muss, können man auf dem Betonfundament des ehemaligen Energy Dome weiter aufbauen. Siep: „Allerdings wird die Halle etwas größer und höher – mit drei mobilen Bühnen. Ein Nutzbau für Konzerte aber möglicherweise auch für Karnevalsveranstaltungen.“

Siep und seine Familie sind Besitzer von Grundstück und Immobilie, Feldgen ist seit knapp 30 Jahren Chef in der Halle Tor 2. Beide sind gemeinsam mit Hubertus Siep und Frank Staunau auch Gesellschafter der Betreibergesellschaft Köln-Connection. „Wir waren ja die ersten in Köln, die eine alte Industriehalle in eine Party-Location umgewandelt haben“, erinnert sich Siep, dessen Familie dort zuvor jahrzehntelang die Maschinenfabrik „Westdeutsche Bohrgesellschaft“ betrieben hatte.

Aus einer Party dort zu seinem 36. Geburtstag im September 1988 entwickelte sich die Idee zu einer Veranstaltungshalle. Später kam die als Biergarten genutzte Halle mit dem verschiebbaren Dach hinzu, und auf einem ehemaligen Baggerloch, das zugeschüttet wurde, entstanden die Parkplätze. Das benachbarte Gelände mit der Wassermann-Halle, das später hinzugekauft wurde, gehörte anfangs noch dem Bauunternehmen Wassermann, das auf die Herstellung von Fertigbetonteilen spezialisiert war. Firmenenkel Anton Bausinger ist weiterhin im Geschäft und baut in den nächsten Jahren am Rand des Areals eine neue Gesamtschule.

Siep: „Unsere Familien sind seit mehreren Generationen miteinander verbunden, und der Bau einer Veranstaltungshalle ist auf beiden Seiten schon lange in der Diskussion.“ Doch nachdem Bausinger mit seinem Vorstoß vor acht Jahren gescheitert war, ist nun wieder Siep am Zug. Und glaubt, die besseren Karten zu haben. Denn noch steht das Betonfundament und das Gerippe des früheren Energy-Dome, in dem in den 90er Jahren der Musiksender Viva seine Cometen an internationale Rock- und Pop-Stars verlieh und die Basketballer der Cologne 99ers (Vorläufer der heutigen Rhein-Stars) ihre Heimspiele austrugen. „Ich hatte damals ja die fixe Idee, die US-Sportarten Eishockey, Football und Basketball zusammen zu bringen“, sagt Siep. „So gründete ich den Basketball-Verein und war auch lange Vorsitzender der Cologne Crocodiles.“

Stimmen zum Projekt

Bernhard Conin, Köln-Kongress:

„Das geplante Hallenprojekt ist ja genau die Größenordnung, die in Köln derzeit fehlt. Das ist auch keine Konkurrenz zu der von der Köln-Messe geplanten Confex-Halle. Die soll zwar 2000 bis 4000 Besucher fassen, ist aber vor allem auf Kongresse und Tagungen ausgerichtet. Die Open-Air-Konzerte an der Wassermann-Halle schon eher: Die könnten ja auch alle am Tanzbrunnen stattfinden.“

Bernd Odenthal, E-Werk und Palladium: „Ich bin seit Jahren der Meinung, dass Köln so eine Halle braucht. Egal wer sie baut. Ich hätte das auch gerne gemacht, denn das ist nach wie vor eine gute Idee. Ich hätte auch keine Probleme damit, in der Stadt eine zweite Halle in derselben Größenordnung zu bauen. Das würde meiner Meinung nach in Köln auch durchaus funktionieren. Wenn es dafür ein geeignetes Grundstück mit Infrastruktur gäbe, hätte ich längst angefangen.“

Stefan Löcher, Lanxess-Arena:

„Ich habe nichts gegen privatwirtschaftliches Engagement, solange es nicht mit öffentlichen oder städtischen Geldern unterstützt wird. Aber eigentlich brauchen wir in Köln keine weitere Halle. Ohne Oberrang bieten wir die Kapazität bis 7000 Plätze, in der Theatervariante bis 4000. In diesen Bereichen spielen sich 30 bis 40 Prozent aller Veranstaltungen bei uns ab. Jede neue Halle ist ganz klar eine Konkurrenz für uns. “ (NR)

„Das rechnet sich nicht”

Die Idee, Sportarten zusammen zu bringen, hat er immer noch im Kopf. „Die einzige Möglichkeit in der Stadt ist doch, die frühere Radrennbahn im Müngersdorfer Stadion, die heute Albert-Richter-Stadion heißt, zu überdachen und einzuhausen. Dann hätte man eine Halle für Basketball, Handball, Volleyball und andere Sportarten. Dafür muss mal einer 15 Millionen in die Hand nehmen. Aber das klappt einfach nicht. Typisch Stadt Köln.“ In dem nun geplanten Hallenprojekt soll der Sport – bis auf ein paar Soccer-Events mit Lukas Podolski, die auch heute schon dort stattfinden – außen vor bleiben. Siep: „Das rechnet sich nicht.“

Der bisherige Schotterparkplatz soll Parkplatz bleiben. Jeweils in den Sommerferien sind nach der erfolgreichen Premiere in diesem Jahr auch wieder Open-Air-Konzerte geplant. Als Zufahrt sei von der Stadt her schon eine zweite Straße geplant, die bis zur kommenden Gesamtschule führt.

Feldgen: „Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass das Bauamt mitzieht. Wir sind ja alle zur Zusammenarbeit bereit.“ Für das Eröffnungskonzert hofft er auf Wolfgang Niedecken und Bap, während Siep größer ansetzt: „Paul McCartney. Man wird sich doch mal etwas wünschen dürfen.“ Ansonsten möchte man gerne neben lokalen Größen wie Bläck Fööss, Höhner oder Kasalla internationale Stars holen, die gegenwärtig in anderen Städten spielen. Und, so Feldgen: „Anfragen sind schon da.“

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