Politiker wollen Wohnungen verhindernWeiteres Stück Ehrenfelder Kultur in Gefahr?

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Blick aus dem Bezirksrathaus auf das Cinenova-Kino

Blick aus dem Bezirksrathaus auf das Cinenova-Kino

  • Das Ehrenfelder Kino Cinenova fürchtet um seine Existenz, nachdem die Gebühren im Parkhaus nebenan drastisch erhöht worden sind.
  • Die Sorge ist, dass der Betreiber auf dem Gelände Wohnungen errichten möchte. Die Solidarität ist riesig.
  • Nun machen auch die Ehrenfelder Politiker mobil, um weitere Kahlschläge in der Ehrenfelder Kulturszene zu verhindern – mit einem Eilantrag.

Ehrenfeld – Eine Welle der Solidarität erlebt das Cinenova-Kino in Ehrenfeld. Das 1996 eröffnete Kino an der Herbrandstraße fürchtet um seine Existenz, nachdem im unmittelbar am Kino gelegenen „City-Parkhaus“ die Parkgebühren drastisch erhöht worden waren.

Mit einer Petition an die Stadt erhoffen sich die Betreiber Unterstützung, damit der Vermieter, ein Immobilienunternehmen aus Frankfurt, die Gebührenerhöhung wieder zurücknimmt. Zu groß ist die Sorge, dass auf Dauer die Besucher ausbleiben könnten, die mit dem Auto anreisen.

„Uns haben so viele Gäste angesprochen, wo sie für den Erhalt unseres Kinos unterschreiben können. Da haben wir spontan diese Listen angelegt. Wir sind ja in diesen Dingen eigentlich unerfahren“, sagt Cinenova-Geschäftsführerin Martina Borck. Rund 1300 Unterschriften konnten am vergangenen Wochenende gesammelt werden. Die positive Resonanz motiviere sehr. Auf Anfrage und auf der Internetseite weist das Kino auf alternative Parkmöglichkeiten hin, empfiehlt aber, möglichst per Bahn oder mit dem Rad anzureisen.

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Im Quartier um die Herbrandstraße sind noch weitere Unternehmen auf das Parkhaus angewiesen, wo nach 18 Uhr die angefangene Stunde Parken mit 4,50 Euro zu Buche schlägt. Auch tagsüber ist der Preis mit zwei Euro pro Stunde doppelt so hoch wie in vergleichbaren Parkhäusern. Davon sind unter anderem Besucher des Bezirksrathauses betroffen.

Die Eventgaststätte Herbrands verfügt über eigene Parkmöglichkeiten. Wenn diese erschöpft sind, konnten Besucher bislang auch auf das City-Parkhaus ausweichen. Der Herbrands-Parkplatz ist kostenlos und nicht durch eine Schranke abgesperrt. „Am Wochenende hatten wir die Situation, dass unser Platz schon um 17.50 Uhr voll belegt war. Bei uns saßen aber nur zwei Gäste“, berichtet Herbrands-Geschäftsführer Metin Izman.

Offensichtlich waren es vor allem Kino-Besucher, die den Parkplatz nutzten. „Das ist erstmal in Ordnung so. Wir unterstützen das Kino, weil wir grundsätzlich der Meinung sind, dass hier in der Herbrandstraße ein wichtiger Kulturort ist, der bewahrt werden muss“, sagt Izman, der sich auf Dauer jedoch eine andere Lösung in der Parkplatzfrage wünscht. Für das Herbrands konnte er erst vor kurzem den Pachtvertrag um 50 Jahre verlängern.

Das Parkhaus in Ehrenfeld neben dem Cinenova

Das Parkhaus in Ehrenfeld neben dem Cinenova

Den gesamten Kulturort erhalten will auch die Bezirksvertretung Ehrenfeld. Sie forderte in ihrer Sitzung am Montag den Stadtrat per Eilantrag auf, einen Bebauungsplan aufzustellen, in dem geregelt wird, dass Wohnen in diesem Bereich ausgeschlossen ist. „Es geht um Bestandsschutz nicht nur für das Kino, sondern auch für andere Institutionen wie etwa die Jugendhilfe, das Büze oder den Ehrenfelder Verein für Arbeit und Qualifizierung, EVA“, betont Bezirksbürgermeister Josef Wirges.

Eine Frankfurter Immobiliengesellschaft ist Eigentümerin der Gebäudegruppe mit Bezirksrathaus, City-Parkhaus und Kino. Schon kurz nachdem das Unternehmen vor vier Jahren die Immobilien von der Aachener und Münchener Versicherung gekauft habe, habe deren Geschäftsführer im Gespräch durchblicken lassen, dass man mittelfristig Wohnnutzungen auf dem Areal anstrebe, berichtet Wirges.

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