Repair-Café in Köln-EhrenfeldWegwerfen ist für die Bastler keine Option

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Christopher Olk (l.) ist einer der vielen ehrenamtlichen Reparatur-Experten im  Repair-Café. 

Köln-Ehrenfeld – Reparieren oder Wegschmeißen und neu kaufen? Es gibt viele Gründe, warum sich Menschen dazu entschließen, einen Reparaturversuch zu wagen, obwohl Fachleute bereits abgewunken haben. Bei den einen ist der Wert des kaputten Geräts oder Kleidungsstücks ausschlaggebend, bei anderen sind viele Erinnerungen verknüpft.

Ein Repaircafé bringt Ratsuchende und findige hilfreiche Bastler zusammen. Die Bewegung hat auch in Deutschland Anhänger gefunden. Längst wurde in Ehrenfeld die Idee aus den Niederlanden aufgegriffen.

Hochbetrieb im Bürgerzentrum

Im Bürgerzentrum Ehrenfeld an der Venloer Straße herrscht Hochbetrieb. Im kleinen Saal ist kein Platz an den quadratischen Tischen frei. An jedem sitzen die Reparatur-Experten auf der einen und diejenigen, die Hilfe brauchen, auf der anderen Seite. In der Mitte liegen defekte Lampen, kaputte Toaster, Waffeleisen und Kaffeemaschinen, ein bunter Rock ohne Reißverschluss und jede Menge Werkzeug. Christopher Olk setzt die Spitze seiner Lötlampe vorsichtig an einer Kabelverbindung an. Sie gehört zu einer Banker-Lampe, die nicht mehr leuchten wollte. Ein Elektrohändler hatte die Messing-Tischleuchte mit dem smaragdgrünen Lampenschirm schon aufgegeben. „Lohnt sich nicht“, habe es geheißen.

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Obwohl Christopher Olk viel Geduld und Geschick aufbringen musste, sagt er: „Bei dem emotionalen Wert, den die Leuchte zu haben scheint, lohnt sich auch so etwas.“ Der Ingenieur schreibt gerade an seiner Doktorarbeit in Batterietechnik. „Ich komme also mehr von der Theorie, aber ich weiß schon was ich tue“, sagt er lächelnd. Das weiß auch Hobbybastler Thomas Volk, der sich dennoch am Nebentisch zusammen mit Edeltraud Maintz ein wenig ratlos über eine aufgeschraubte Dampfbügelstation beugt. Im Inneren sind verschmorte Stellen, Grünspan und Rost zu sehen. Volk sieht wenig Sinn in einer Reparatur: „Manchmal ist das eben so.“

Schwierigster Fall: Chinesische Kaffeemaschine

Edeltraud Maintz, die den Weg aus Junkersdorf ins Bürgerzentrum Ehrenfeld in Kauf genommen hatte, hat Verständnis, nachdem sie selbst das Innenleben des Geräts sehen konnte. „Den Versuch war es aber wert. Sofort wegwerfen mochte sie das gerade einmal sechs Jahre alte Gerät nicht. Eine freiwillige Spende für das sonst kostenlose Angebot, steckt sie trotzdem in die Sammeldose.

„Strom und Wasserzufuhr in einem Gerät ist immer ein wenig problematisch“, sagt Thomas Volk. Der IT-Techniker hat schon in der Hauptschule den Umgang mit dem Lötkolben gelernt. Eine aus China erworbene neue, aber nicht funktionierende Kaffeemaschine sei sein schwerster Fall gewesen. „Wir haben die komplett auseinandergebaut. Das sah auf dem Tisch aus wie eine Explosionszeichnung“, erzählt er. Einen Kabelbruch habe er schließlich als Grund des Übels ausmachen können.

Alte Radios sind  beliebt

Seine Kollegen kennen ähnliche Fälle. „Viele kommen mit kaputten Kaffeemaschinen zu uns. Oft ziemlich teure Geräte“, erklärt Dunja Karabaic, die Initiatorin des Ehrenfelder Repaircafés. Bei den Technikern seien sie nicht so beliebt. „Ganz hoch im Kurs stehen alte Radios und ähnliches“, sagt Dunja Karabaic.

Das Tapedeck von Lisa Wedra weckte denn auch sogleich das Interesse und den Ehrgeiz der Tüftler im kleinen Saal des Bürgerzentrums. Wuchtig und schwer wog die mattschwarze Metallkiste, auf der kompakte, in Plastikgehäusen steckende Tonbänder abgespielt werden können. Der Lötkolben blieb kalt, dafür leistete eine Taschenlampe gute Dienste. Irgendwo im Inneren hakte die Mechanik des mehr als 30 Jahre alten Geräts.

Kassettenrekorder repariert

Lisa Wedra trat strahlend den Heimweg mit dem wieder funktionierenden Apparat an. „Wir haben noch so viele selbst aufgenommene Kassetten. Richtige Schätzchen sind das“, erzählt sie. Reparatur sei bei ihr immer die erste Option, auch bei Kleidungsstücken. „Und wenn es geht, kaufe ich lieber hochwertige Artikel, die gar nicht erst kaputtgehen“, sagt die Ehrenfelderin. Den Termin fürs nächste Repaircafé habe sie auch schon im Kalender markiert. „Dann komme ich mit Karnevalsklamotten, die passend gemacht werden müssen“, sagt sie und lacht. „Ja, wir haben am 15. Februar ab 11 Uhr ein Karnevalsspecial. Dann kommt noch eine zweite Textilexpertin dazu“, erklärt Dunja Karabaic.

Das Repaircafé im Bürgerzentrum Ehrenfeld, Venloer Straße 429, wird von der Veedelfunker-Initiative organisiert. Es findet an jedem dritten Samstag im Monat statt. Vorbild ist das lizensierte Repaircafé-Modell aus den Niederlanden, Inzwischen trägt eine Stiftung das weltweit kopierte Konzept gegen die Wegwerfmentalität.

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