So war das Körnerstraßenfest 2019Mit Charme gegen den Mainstream

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Rappelvoll war es auf der Körnerstraße. 

Rappelvoll war es auf der Körnerstraße. 

Ehrenfeld – Es geht auch anders – individueller, privater, ohne Schießbude, Kirmeskarussell und Hüpfburg. Das Straßenfest in der Körnerstraße wird seit Jahren von Anwohnern und Ladenbesitzern, von Nachbarn für Nachbarn und deren Freunde organisiert. Ohne kommerzielle Absichten, ohne Werbung, in diesem Jahr zum 21. Mal. „Gelebte Nachbarschaft und schönes Miteinander“ nennt Mitveranstalter Jan Marc Kutscher als Gründe für die spürbar entspannte und charmante Fest-Atmosphäre und den alternativen Flair in dem engen Sträßchen, wo Hauseinfahrten zu Bühnen werden und Fensterbänke zu Sitzplätzen. Passanten sind für einen Tag zu Gast.

Lose für einen Euro

In der geräumigen Hofeinfahrt von Stefan Bauer stoßen seine Gäste mit frischem Kölsch an. Bauer hat einen kleinen Flohmarkt aufgebaut. Gebrauchte Kinderschuhe stapeln sich auf einer Bank. CDs und ein Kinder-Arztkoffer warten auf Abnehmer. Ein paar Meter weiter wühlen sich Besucher durch einen Mix aus Büchern, Second-Hand-Klamotten, selbstgemalten Bildern und gebrauchtem Geschirr. Vor seiner Haustür verkauft Jan Marc Kutscher Lose für die große Tombola. Ein Euro das Stück. Ansässige Ladenbesitzer hatten wieder jede Menge Sachpreise gespendet. Ein Fahrrad ist diesmal der Hauptgewinn. „Mit dem Erlös decken wir die Kosten des Festes“, sagt Kutscher.

Das Straßenfest ist bekannt für seine Originalität. Viele Designer, Künstler und andere Kreative arbeiten und leben hier. Gesunde Ernährung, Ökologisches, Biologisches, Alternatives und Hausgemachtes steht im Mittelpunkt der Straßenparty. „Eis is nice“, steht auf einem Zettel, der an einer Hauswand klebt. Schoko, Vanille, Erdnuss-Salz-Karamell und Zitrone-Basilikum ist im Angebot. Zu 100 Prozent natürlich, plastikfrei.

Flimm-Glitter-Pitter

Die Preise beim Körner-Straßenfest sind klein, der Andrang groß. Kölsch gibt’s für einen Euro, auch der Flimm-Glitter-Pitter, ein Schwarz- und Blaubeer-Likör, geht für einen Euro über die Theke. Am Stand von „Viva con Agua“ werden Cocktails gemixt. „Trinken für Äthiopien“, steht auf einem Schild. Die Kölner Crew des Vereins setzt sich für Wasserprojekte der Welthungerhilfe ein, um Menschen in Entwicklungsländern Zugang zu sauberem Trinkwasser, sanitären Anlagen und Hygieneeinrichtungen zu ermöglichen.

Für „Kidical Mass“, einer Initiative, die Kinder auf das Rad bringen will, werben Kinder an einem Stand mit selbst gemachtem Banane-Joghurt-Eis. Die Nachfrage ist groß, der Eis Topf schnell leer. Das kulinarische Angebot passt zum Flair der Partymeile. Neben Selfmade-Schnäpsen wie der „scharfen Inge“ sind vegane japanische Teigtaschen, Reisnudelsalat mit Erdnusssoße, afrikanische Quarkbällchen, aber auch die Bratwurst von Nachbars Grill der Renner. Vieles ist handgemacht, auch die Musik, die viele Besucher zum mitswingen- und tanzen anregt. Wer möchte, kann beim Schwoofen sogar eine gute Sache unterstützen und ein Kaltgetränk zugunsten eines Äthiopienprojekts ordern oder sich einen Cocktail mixen lassen und mit einem Teil des Preises ländliche Regionen in Bhutan unterstützen.

Jorge Alderete(l.) und Markus Schaden vor einem der 3-D-Porträts in der Körnerstraße

Jorge Alderete(l.) und Markus Schaden vor einem der 3-D-Porträts in der Körnerstraße

Riesige Poträts: Das Chargesheimer-Projekt

Eine perfekte Bühne bietet die proppenvolle Straße für das „Chargesheimer-Projekt“. Mit Foto-Installationen des mexikanischen Künstlers Jorge Alderete an mehreren Hauswänden, die erst beim Anschauen mit 3-D-Brille ihre volle Wirkung entfalteten, machte das Projekt auf sich aufmerksam. Fast zwangsläufig bleiben viele Besucher vor den riesigen Porträts stehen.

„Wir wollen die Körnerstraße wieder als Raum der nachbarschaftlichen Begegnung erlebbar machen. Ganz im Sinne der legendären Straße Unter Krahnenbäumen, der der Fotograf Chargesheimer mit einem Fotobuch ein Denkmal gesetzt hat“, erklärt Initiator Markus Schaden. In zwei Jahren – so die Vision – will er die gesamte Straße nutzen und an den Hauswänden eine gigantische Galerie installieren.

City-Leaks-Festival am 14. September

Einen kleinen Vorgeschmack gibt es am Samstag, 14. September, mit dem „Chargesheimer-Tunnel“ im Rahmen des City-Leaks-Festivals. In der Straße wird ein begehbarer Tunnel aus Folie aufgebaut, in dem Bilder vom Leben auf der Straße Unter Krahnenbäumen, wie es sich vor mehr als 60 Jahren dem Fotografen darbot, zu sehen sein.

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