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Streit um Kunst in Köln-EhrenfeldStadt wollte Stellwände entfernen lassen

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Holzwände in der Körnerstraße werden kreativ genutzt. 

Ehrenfeld – Ihren Status als eigenständiger Kosmos innerhalb der Stadt hat die Körnerstraße schon mehrfach unter Beweis gestellt. Während des Corona-Lockdowns im vergangenen Jahr kam eine Gruppe von Anwohnern auf die Idee einer dauerhaften Galerie unter freiem Himmel, direkt an der Straße. Stellwände aus Holz wurden in vorhandenen Baumbeeten platziert. Seither wechseln dort Graffiti im Mini-Format, aufgeklebte oder aufgehängte Bilder und Kunstobjekte immer wieder.

Körnerfeld-Galerie entstand im Lockdown

Die aus der Not geborene „Körnerfeld-Galerie“ – eine kreative Wortkombination aus „Körnerstraße“ und „Ehrenfeld“ - funktionierte auf Anhieb und bis heute. Nun aber droht ihr das Aus: Vor wenigen Tagen klebten Mitarbeiter des Ordnungsamtes eine Aufforderung an die Galeriewände. Innerhalb einer Woche sollten die Aufbauten entfernt werden. Anderenfalls drohe ein Verfahren wegen Ordnungswidrigkeit und eine Geldbuße von bis zu 1000 Euro. Als Begründung steht auf den leuchtend grünen Zetteln wörtlich: „Von diesem Gegenstand geht eine gegenwärtige Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung aus.“

Jan Marc Kutscher ist Anwohner und erfreut sich an der Galerie: „Das funktioniert ganz problemlos. Es gibt seitdem praktisch keine Tags mehr an den Hauswänden“, berichtet er. Tags sind Initialen oder Abkürzungszeichen, die oft zur Reviermarkierung innerhalb der Graffiti-Szene an Mauern oder Häusersockel gekritzelt werden. Zudem sieht Kutscher die in vier Baumbeeten angebrachten Wände als ideale Ergänzung zum vorhandenen Grün. „Diese Straße war doch schon immer ein Labor, wo Neues ausprobiert wird“, sagt er. Und inzwischen würden auch wieder Stadtführungen und Touristengruppen durch die Straße ziehen. Die Körnerfeld-Galerie sei dabei ein beliebtes Fotomotiv. Er würde sich wünschen, dass die Stadt und die Initiatoren ins Gespräch über eine Lösung kommen würden.

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Auf Anfrage dieser Zeitung erklärte eine Stadtsprecherin, dass die Aufbauten dem zuständigen Baumkontrolleur bei der Regelkontrolle der Bäume aufgefallen seien. Für die Befestigung der Konstruktion im Erdreich würden sogenannte Einschlag-Bodenhülsen verwendet, die etwa 50 Zentimeter ins Erdreich eingeschlagen werden und so in den Wurzelraum der Straßenbäume eingreifen. „Die Bodenhülsen verletzen beim Einschlagen die Wurzeln und in der Folge können die Schäden als Eintrittspforte für baumschädigende Schadorganismen genutzt werden“, so die Stadtsprecherin. 

In Kooperation mit den Künstlern, der Bezirkspolitik und der Verwaltung sollen Lösungsmöglichkeiten für eine Aufstellung ohne Beschädigung für den Baum gefunden werden. Hier wird im Zuge der Klärung auch ein Ortstermin erfolgen müssen. Das strebt auch Bezirksbürgermeister Volker Spelthann an. „Die Galerie bleibt“, legt er sich fest. Andererseits sei der Schutz der Bäume auch wichtig, betont der Grünen-Politiker. Er könne sich vorstellen, dass die Stellwände statt in den Baumbeeten daneben platziert werden könnten. Dazu würde jedoch weiterer Parkraum in der Straße verloren gehen.  

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