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Szene in Köln wächst„Darts geht weg vom Kneipensport“

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Timo Adrian beim Jugendtraining des Kölner Dartverbands

Timo Adrian beim Jugendtraining des Kölner Dartverbands

  • Timo Adrian leitet den Kölner Dartverband - Sein Schwerpunkt ist die Jugendarbeit

Köln – Nie war Darts, der britische Volkssport, hierzulande populärer. Stars der Szene wie Phil Taylor, Michael van Gerwen oder Peter Wright füllen auch in Deutschland die Hallen. In Köln werden Wurfpfeile aber schon seit mehr als 30 Jahren organisiert in Vereinen unter dem Dach des Kölner Dartverbands (KDV) geworfen. Timo Adrian ist vor wenigen Wochen zum neuen Präsidenten des KDV gewählt worden. Er will in Köln besonders den Nachwuchs fördern.

Herr Adrian, für viele Menschen ist Darts ein Kneipensport, bei dem viel getrunken wird. Wie muss man sich Nachwuchsförderung vorstellen?

Wir haben seit einem Jahr ein offenes, kostenloses Jugendtraining im Cologne Dartshop in Neuehrenfeld. Es ist keine Kneipe und es gibt auch keinen Alkohol dort. Ich leite das Training. Beim Nordrhein-Westfälischen Dartverband absolviere ich eine Trainerausbildung. Eine Referentenausbildung habe ich bereits gemacht.

Das ist aber nicht Ihr Beruf, Dartstrainer?

Nein, ich studiere Psychologie. Als Dartreferent habe ich mich aber auf das Thema Sportpsychologie spezialisiert. Denn gerade beim Darts kommt es sehr auf die Psyche an.

Wie drückt sich das aus? In kleinen Psychotricks während eines Matches am Dartboard?

Eher in einer konstanten Leistung über ein gesamtes Spiel hinweg. Je nach Niveau der Spieler muss diese natürlich entsprechend gut sein. Hohe Siege mit starker Leistung machen aber noch keinen guten Dartspieler aus. Wichtig ist es, auch schlechte Spiele für sich zu entscheiden. Da ist eine gute psychische Verfassung sehr wichtig.

Und das bringen Sie Kindern und Jugendlichen schon bei?

Bei Kindern kommt es in erster Linie darauf an, dass sie Spaß am Pfeilewerfen bekommen. Das heißt, sie sollen zunächst mal einfach drauf los werfen können, sobald sie die Grundtechnik beim Werfen gelernt haben.

Wie vermittelt man dann Kindern taktische Kniffe, ohne dass man ihnen den Spaß an der Sache nimmt?

Das kommt von alleine. Die Kinder fangen irgendwann an, zu fragen, wie bestimmte Punktwerte am besten erreicht werden können. Da gibt es ja sinnvolle und weniger sinnvolle Lösungen. Sie schauen auch untereinander viel ab.

Es herrscht ein großer Andrang beim Jugendtraining. Sind die Enge und der Geräuschpegel nicht ungünstig?

Überhaupt nicht. Das gehört zum Darts dazu. Es klingt komisch, aber es ist auch eine gute Art, sich auf Turniere vorzubereiten, denn da geht es alles andere als mucksmäuschenstill zu. Es ist meist laut, eng und hektisch.

Es gibt in Deutschland also auch Darts-Jugendturniere?

Selbstverständlich, meist laufen sie parallel zu den Erwachsenenturnieren.. Wo Jugendliche spielen, herrscht in der Regel Alkoholverbot. Das heißt, dass Erwachsene auch nicht mit einem Bier in der Hand zuschauen dürfen.

Würden Sie Alkohol verbieten?

Bei Jugendturnieren schon. Aber grundsätzlich muss jeder seine eigene Einstellung zu dem Thema finden. Ich bin aber überzeugt, dass sich Darts inzwischen etwas vom Kneipensport wegbewegt. Man sieht es auch an der aktuellen Generation der Topspieler. Da sind einige darunter, denen eine gute körperliche Verfassung wichtig ist.

Wann wird der erste Kölner bei der Darts-WM im Alexandra Palace in London zu sehen sein?

Das kann ich natürlich nicht vorhersagen. Aber mit dem 17-jährigen Nico Blum haben wir einen sehr starken Nachwuchsspieler. Er konnte im vergangenen Jahr den Jugendwettbewerb des Winmau World Masters gewinnen. Er nimmt auch an Turnieren der Professional Darts Corporation (PDC) teil.

Zur Person

Timo Adrian ist 24 Jahre alt. Der gebürtige Wormser studiert in Bonn Psychologie und lebt in Lindenthal. Darts spielt er im Dart-Team Köln (1. NRW-Liga) und im Team WeDoKaGe (Wer Doppel kann gewinnt) in der Kölner Stadtliga. (Rös)

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