Überblick gefordertWie viele alte Luftschutzbunker gibt es in Köln-Ehrenfeld?

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Die alte Artilleriehalle aus der Preußenzeit ist ein Depot der Bühnen der Stadt Köln.

Die alte Artilleriehalle aus der Preußenzeit ist ein Depot der Bühnen der Stadt Köln.

  • Bezirksvertretung will Liste der öffentlichen Schutzräume und Gutachten zu Artilleriedepot

Köln-Ehrenfeld – Eher versteckt und kaum wahrnehmbar sind die wenigen Relikte in Ehrenfeld, die dem Schutz vor Angriffen gedient haben. Die Bezirksvertretung Ehrenfeld hat sich in zwei Anträgen mit einem ehemaligen Artilleriedepot aus dem 19. Jahrhundert und mit Bunkeranlagen aus den 1940er Jahren beschäftigt.

Das Artilleriedepot aus der Preußenzeit steht an der Ecke Venloer Straße/Alpener Platz. Zurzeit wird es als Lagerstätte der städtischen Bühnen genutzt. Die Bezirksvertretung will, dass der historische Wert des ehemaligen Militärgebäudes, an dessen Giebel die Jahreszahl 1879 zu erkennen ist, ermittelt wird. Dazu sollen Experten beauftragt werden. Das Gutachten soll dann in der Bezirksvertretung vorgestellt werden. Der Vorschlag kam von der CDU. Bis auf die Fraktion Die Linke (Enthaltung) stimmten alle Bezirksvertreter zu.

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Außerdem beanstandete die Bezirksvertretung, dass ein im März gefasster Beschluss zur weiteren Nutzung des Gebäudes bislang nicht umgesetzt sei. Einstimmig hatten die Politiker einen Antrag der SPD beschlossen, in dem der Erhalt der Halle gefordert wird. Im Inneren sollte umweltgerechtes und preiswertes Wohnen ermöglicht werden. „Unser Antrag ist bis heute weder dem Rat noch den zuständigen Ausschüssen vorgelegt worden“, sagte SPD-Fraktionsvorsitzende Petra Bossinger ungehalten.

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Schutz vor den Bomben des Zweiten Weltkrieges suchten die Menschen in privaten Luftschutzräumen oder öffentlichen Bunkeranlagen. In Ehrenfeld befand sich eine der größten Anlagen dieser Art in der Körnerstraße. Hier konnten bis zu 1500 Menschen Schutz finden. Während über den Hochbunker, dessen Erdgeschoss heute als Kulturstätte dient, recht viel bekannt ist, sind weitere Anlagen in Vergessenheit geraten. Das will die Bezirksvertretung Ehrenfeld nun ändern. 

Die Verwaltung wurde beauftragt, alle Bunker und Luftschutzraumanlagen aufzulisten, die sich im öffentlichen Straßenland im Gebiet des Bezirks Ehrenfeld befinden. Zugleich soll auch deren Lage dargestellt und angegeben werden, ob es sich um Bundes- oder Landeseigentum handelt. Die CDU-Fraktion hatte den Antrag eingebracht. Ihrer Überzeugung nach ist es notwendig zu wissen, wo sich Bunkeranlagen befinden. Vor allen wenn es darum gehe, Flächen zum Bauen zu finden. „Da es im Zuge neuer und erweiterter Bebauung zu einer Verdichtung von Wohnen kommt und Flächen und Räume für weiteres Bauen benötigt werden, ist es notwendig, die Bereiche zu identifizieren, die zwar bebaut sind, bei denen dies aber nicht erkennbar ist oder die aus der heutigen Sicht eine Mindernutzung erfahren“, erklärte CDU-Fraktionsvorsitzender Martin Berg.

Seine SPD-Kollegin Bossinger erinnerte daran, dass es außerdem nur noch wenige Hinweise an Hauswänden gebe, die einst den Weg zu Schutzräumen wiesen. „Eine Beschriftung in der Takustraße verblasst zusehends. Dies ist aber auch ein Zeugnis der Geschichte, das womöglich bald verloren geht“, sagte Bossinger.

Ob sich in Ehrenfeld Objekte von der Größenordnung und Bedeutung wie der des Atombunkers unter der Haltestelle Kalk-Post oder des Nippeser Reichsbahnbunkers befinden, ist wohl ausgeschlossen. Bei dem vor wenigen Wochen entdeckten Bunker auf dem Grundstück Venloer Straße 525a, dessen Entdeckung viel Aufsehen erregte, handelte es sich um einen kleineren privaten Luftschutzraum. Er war zwar vollständig erhalten, jedoch mit neuem Anstrich versehen. Er wurde zuletzt als Waschküche genutzt. Voraussichtlich wird er abgebrochen, denn das Grundstück wird neu bebaut. Die Bezirksvertreter wollen einige Stücke des Weltkriegs-Relikts erhalten haben. Beispielsweise eine Bunkertür, von der sie vermuten, dass sie im Ehrenfelder Mauser-Werk an der Marienstraße hergestellt wurde.

Sieben Bauten sind verzeichnet

Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ teilte das Presseamt der Stadt mit, dass bei der Kölner Feuerwehr eine Liste der bekannten öffentlichen Bunkerbauten existiere. Für Ehrenfeld sind sieben Bauten verzeichnet. Der größte mit mehr als 4500 Quadratmetern Fläche ist der Hochbunker in der Körnerstraße. Ein weiteres größeres Bunkerobjekt befindet sich unter dem Helmholtzplatz in Ehrenfeld. Er soll erhalten sein, doch er ist versiegelt und nicht mehr zugänglich. Bei der Umgestaltung des Platzes im Jahr 2005 wurden einige oberirdische Teile abgetragen. Heute steht als Überrest nur ein kleiner Turm auf dem Platz. Die Gesamtfläche des Bunkers beträgt mehr als 1000 Quadratmeter.

Auch unter dem Takuplatz in Neuehrenfeld soll sich laut Liste ein Röhrenbunker befinden. Er ist, wie der Bunker unter dem Helmholtzplatz, städtisches Eigentum. Seine Größe beträgt 240 Quadratmeter. Einen mit 450 Quadratmetern fast doppelt so großen Tiefbunker verzeichnet die Liste in der Baadenberger Straße in Neuehrenfeld. Er soll jedoch überbaut sein. Kleinere Anlagen zum Schutz der Bevölkerung vor Luftangriffen gab es an der Ansgarstraße, wo sich aber nur noch der Rest eines Stollens befindet, sowie am Methweg.

Ohne Angaben zu Größe und Eigentumsverhältnissen ist ein Tiefbunker im Bereich Lichtstraße/Oskar-Jäger-Straße aufgeführt. Möglicherweise handelt es sich um einen Bunker für die Werksangehörigen der früheren Vulkan-Leuchtenfabrik.

Nicht in der Liste enthalten ist der neu genutzte Bunker am Sandweg in Bickendorf, der zu einem Mehrfamilienhaus umgebaut wurde. In Vogelsang am Rotkehlchenweg befinden sich in einem ehemaligen Hochbunker eine Arztpraxis und eine kirchliche Einrichtung.

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