Urlaub in der StadtDas unkomplizierte grüne Veedel im Kölner Norden

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Grüne Oase: Der Rochuspark in Ossendorf

  • Urlaub in der eigenen Stadt ist in diesem Jahr besonders gefragt. Wir stellen während der Sommerferien Kölner Veedel vor. Auch solche, in denen man vielleicht noch nie war.
  • Wir verraten, was besonders sehenswert ist und warum es sich lohnt, auch mal neue Ecken der Stadt zu entdecken. Ganz subjektiv und ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
  • Dieses Mal geht es nach Ossendorf. Das einstige Bauerndorf im Nordwesten der Stadt zählt zu den fünf Veedeln mit dem größten Anteil an Parks, Wiesen und Wäldern.

Köln – Der grünste Stadtteil Kölns? An Ossendorf denkt man da eher nicht. Doch was den Anteil an Parks, Wäldern und anderen Grünflächen angeht, spielt das Viertel im Nordwesten der Stadt in einer Liga mit Sülz und Klettenberg, Raderthal und Westhoven, zählt also zu den fünf grünsten Veedeln der Stadt. Fast 44 Prozent von Ossendorf sind grün – und das Beste daran: Man kann tatsächlich das komplette Veedel über Parks und Wiesen durchwandern, ohne wirklich auf eine Straße zu stoßen.

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Der alte Flughafen Butzweilerhof und die Motorworld

Der schönste Park beginnt direkt an der Äußeren Kanalstraße. Hier geht das Neuehrenfelder Takufeld in den Ossendorfer Rochuspark über, eine echte Oase mit großen, freistehenden Eichen, Kastanien, Platanen und Ahornbäumen auf weiten Wiesen. Für den Bau des Ossendorfbades wurde zwar vor gut zehn Jahren ein Teil des Parks geopfert.

Eines der besten Schwimmbäder Kölns

Dafür ist das Kombibad samt Sauna bis heute eines der bestgelegenen (und auch architektonisch gelungensten) Schwimmbäder der Stadt. Hier gehen auch die Ehrenfelder, die Bickendorfer, die Vogelsanger und die Braunsfelder schwimmen – dafür weichen die Ossendorfer mangels einer eigenen Einkaufsstraße in die Nachbarveedel aus, vor allem nach Bickendorf oder Neuehrenfeld.

Es war halt lange ein Dorf, wohl schon vor 5000 Jahren siedelten hier Bauern, der erste schriftliche Beleg stammt aus dem Jahr 980. Erst im frühen 20. Jahrhundert änderte sich das Bild – vor allem durch den Bau des Flughafens Butzweilerhof ab 1911. Zunächst ein reiner Militärflughafen, entwickelte er sich von 1930 bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs zum „Luftkreuz des Westens“, für den sogar eine eigene Zufahrtsstraße, die „Flughafenstraße“, aus dem Zentrum nach Ossendorf gebaut wurde.

Tipps

Bistro im Grande Mercato Andronaco, Mathias-Brüggen-Straße 80. Authentisches italienisches Essen mitten im Gewerbegebiet. Ossendorfbad,  Äußere Kanalstraße 191. Recht neu, gut gepflegt und charmant  gelegen: eines der schönsten städtischen Schwimmbäder mit Innen- und Außenbecken, Sauna und Fitnessstudio. (red)

Nach dem finalen Ende des Flugbetriebs – bis 1980 starteten und landeten hier noch Sportflugzeuge – wurde der Butzweilerhof zum Groß-Gewerbegebiet. Immerhin konnten die Flughafengebäude aus den 1930er Jahren auch dank des Engagements privater Luftfahrtfreunde erhalten werden. Sie stehen unter Denkmalschutz und beherbergen heute das Automobilzentrum Motorworld samt Ausstellung und Restaurant.

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Heidelandschaft am Mühlenweg

Ein Besuch lohnt sich also. Ins Gewerbegebiet dagegen fährt man, wenn man muss. Oder wenn man Hunger hat: Das Bistro im italienischen Supermarkt Andronaco bietet jeden Werktag von 11 bis 18 Uhr ein eindrucksvolles Angebot an italienischen Klassikern in bester Qualität. Aber Achtung: Die Sitzplätze innen wie außen strahlen schon wieder den Charme des Gewerbegebiets aus.

Ossendorf ist unkompliziert

Ossendorf ist eben vor allem unkompliziert. Aus dem Bauerndorf wurde langsam ein Teil der Stadt – nicht zuletzt durch umfangreiche Siedlungsbauten der Ehrenfelder Wohnungsgenossenschaft. 1925 zählte der Stadtteil 961 Bewohner, 1946 waren es bereits 3358, heute leben hier rund 10 000 Menschen.

Und die sind zumeist ziemlich jung. Denn Ossendorf zählt nicht nur zu den grünsten, sondern auch zu den jüngsten Veedeln der Stadt. Gefeiert wurde in Ossendorf immer gerne. Vor allem Karneval. So wurde schon 1901 im Gasthaus Ossendorfer Hof die „Alte Kölner Karnevalsgesellschaft Schnüsse Tring“ gegründet.

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Zwar im benachbarten Bickendorf, doch im Namen mit deutlichem Bezug auf den Butzweilerhof, entstand 1926 die „Karnevalsgesellschaft Sr. Tollität Luftflotte“. Beide Traditionsgesellschaften bereichern bis heute den Sitzungskarneval vor allem durch ihre herausragenden Tanzgruppen. Und die KG Rocholomäus vereint ebenfalls zahlreiche Karnevalisten aus Bickendorf und Ossendorf.

Zurück ins Grüne: Die größte Freifläche von Ossendorf liegt direkt neben dem Westfriedhof am Mühlenweg – eine riesige Heide, zum Teil Landschaftsschutzgebiet, weites Grün, freier Himmel und ganz viel Raum zum Durchatmen. Das alles ist Ossendorf. Ach so, es gibt hier auch ein Gefängnis, Ikea und ein Wertstoffcenter. Aber davon haben Sie sicher schon mal gehört.

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