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Verschmutzung durch KippenstummelNeues Sammelsystem soll Ehrenfeld sauberer machen

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Steven Stage (l.) und David Strüh zeigen ihre Sammel- und Transportmittel für die Zigarettenstummel.

Ehrenfeld – Es ist ein flächendeckendes Problem in der gesamten Stadt: Kippen. Weggeworfene Zigarettenstummel findet man praktisch überall. Zwar verbietet die vor zwei Jahren erlassene Kölner Stadtordnung das Wegwerfen von Kippen – wie übrigens auch das Spucken und Ausspucken von Kaugummi.

Doch das wird, wissentlich oder unwissentlich, täglich vieltausendfach ignoriert. Weil es deshalb an vielen Stellen so aussieht, wie es eben aussieht, haben sich die Ehrenfelder Grünen Gedanken gemacht. Konkrete Anregungen gibt es zwar nicht, dafür aber Fragen, die die Fraktion in der Bezirksvertretung Ehrenfeld an die Verwaltung stellte.

Viele Fragen der Grünen an die Verwaltung

Ob es bereits (Pilot-)Projekte in anderen Bezirken gebe, die gut von der Bevölkerung angenommen wurden, wollen die Grünen wissen? Zudem fragen sie, ob noch mehr Aschenbecher im öffentlichen Raum zur Verfügung gestellt werden könnten und ob die Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) vermehrt über die Umweltfolgen durch achtlos weggeworfene Kippen aufklären könnten. 

In diesem Zusammenhang fragen die Grünen auch, wie schlimm die Verschmutzung durch Kippen im Abwasser und im Grundwasser der Stadt denn nun sei. Abschließend bitten sie um Auskunft, wie die Zigarettenstummel auf Spielplätzen reduziert werden können?

Der Bremer Weg

Wenn weniger weggeworfen würde, wäre womöglich schon ein Teil dieser Fragen beantwortet. Doch Auskünfte der Verwaltung liegen noch nicht vor. Dass die Stadt Köln nicht alleine mit dem Kippenproblem da steht, zeigen andere Städte. In Bremen beispielsweise stellten Bürger ebenfalls fest, dass zu viele Stummel auf dem Boden ihrer Hansestadt landen.

Mehrere Umweltinitiativen rufen seitdem dazu auf, sogenannte „Kippenfänger“ zu basteln und in der Stadt zu platzieren. Leere Milchtüten sind ideal dafür. Mit einem bunten Aufkleber kenntlich gemacht und mit Paketband oder Kabelbinder an einem Laternenmast befestigt, dienen sie als Sammelboxen.

Sammelsystem mithilfe von Aschenbechern

Man muss jedoch nicht einmal bis nach Bremen schauen, um Lösungen für das Kölner Kippenproblem präsentiert zu bekommen. Anruf in Bickendorf beim gemeinnützigen Verein Tobacycle: Sprecher Marco Merella preist die Vorzüge des Sammelsystems an, das bereits in 28 Kommunen und bei zahlreichen Unternehmen angewendet wird.

Das Prinzip ist einfach: Tobacyle stellt Aschenbecher zur Verfügung. Die werden in Raucherzonen von Firmen oder vor Gaststätten platziert und regelmäßig geleert. In der Regel erledigen die Mitarbeitenden von Tobacycle das Einsammeln übrigens per Lastenrad. Die Stummel werden recycelt. Die Botschaft, dass daraus Taschenaschenbecher gemacht werden, hört sich zwar gut an, stimmt aber nur zum Teil.

Stummel werden recycelt

Tatsächlich macht das entsprechend aufbereitete Kippenmaterial höchstens fünf Prozent des ansonsten aus Altplastik bestehenden Materials für die Aschenbecher aus. „Darum geht es aber nicht“, stellt Merella klar. Das Ziel sei es, das Abfallaufkommen zu verringern, speziell das der Zigarettenstummel.

Zwar gelten sie als Restmüll, doch es gibt durchaus Experten, die sie aufgrund der enthaltenen Schadstoffe als Sondermüll deklarieren würden. Mit derlei Argumenten wolle man den Rauchern aber gar nicht kommen, sondern sie mit dem Hinweis, dass man aus den Kippen noch etwas sehr Praktisches herstellen könne, davon abhalten, sie wegzuwerfen.

Kölner Unternehmen nutzen Sammelsystem bereits

In Köln ist Tobacycle zwar schon vertreten. Firmen und Gastronomen nutzen das Sammelsystem schon. Der Caritasverband ist dabei sogar eine Partnerschaft eingegangen. In der Verbandszentrale in Ehrenfeld und mehreren anderen Einrichtungen wurden Aschenbecher für die rauchenden Beschäftigten platziert.

Darüber hinaus werden die Taschenaschenbecher von Tobacycle in den Caritec-Werkstätten endmontiert. Eine Zusammenarbeit mit den städtischen Dienststellen gebe es noch nicht. Immerhin aber schon erste Kontakte. Möglicherweise gibt es also bald Antworten auf die Fragen der Ehrenfelder Grünen.

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