Verzögerungen im Kölner WestenEhrenfeld wächst immer weiter – aber die Schulen fehlen

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Der Bau der Heliosschule an der Vogelsanger Straße verzögert sich.

Ehrenfeld – Die Stadtteile im Bezirk Ehrenfeld sind begehrte Wohnadressen. Frei werdende Mietwohnungen, zum Kauf angebotene Häuser und nicht zuletzt die zahlreichen Neubauprojekte finden Interessenten und Abnehmer. Dadurch wächst nicht nur die Einwohnerzahl, sondern auch die Nachfrage nach weiterer Infrastruktur. Unter anderem braucht der Stadtbezirk Ehrenfeld Schulplätze. Zu Beginn des aktuellen Schuljahres gab es 819 Eingangsplätze in der Jahrgangsstufe 5 an den weiterführenden Schulen im Bezirk. Laut Bevölkerungsprognose würden im Jahr 2020 schon 946 Plätze benötigt, im Jahr 2025 sind es 927 Plätze. Im aktuellen Schulentwicklungsplan sind Neubauvorhaben sowie Erweiterungen vorgesehen.

Die im Vorfeld vielfach als „Leuchtturmprojekt“ bezeichnete Heliosschule wird jedoch später als geplant nach Ehrenfeld kommen. Die Besonderheit der Schule besteht in der engen Verzahnung von Grund- und Gesamtschule, dem inklusiven Konzept sowie in der Einbindung von Lehramtsstudenten der Universität zu Köln in den Unterrichtsbetrieb. Der Grundschulbetrieb (Primarstufe) wurde im Sommer 2015 in Sülz im Schulgebäude Mommsenstraße aufgenommen. Die Gesamtschule (Sekundarstufe) startete im Sommer 2018 im Schulgebäude Borsigstraße 13 in Ehrenfeld.

Der ursprüngliche Zeitplan sah vor, dass die Schulgebäude auf dem Heliosgelände an der Vogelsanger Straße zum Schuljahr 2022/23 fertig wären und die beiden schon bestehenden Schulen von ihren jeweiligen Standorten dorthin ziehen würden.

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Die Bertha-von-Suttner-Realschule am Kolkrabenweg.

Dieser Plan ist hinfällig. Wann genau unter dem Heliosturm der Unterricht beginnt, ist noch nicht mit letzter Gewissheit vorherzusagen. Im Schulentwicklungsplan heißt es, dass sich der Umzug „nach derzeitiger Einschätzung auf das Schuljahr 2023/24“ verzögern werde.

Die städtische Gebäudewirtschaft gibt zum fast 70 Millionen Euro teuren Projekt Heliosschule unter dem Stichwort „Details zum Bauprojekt“ das Jahr 2024 zur voraussichtlichen Fertigstellung an. In der Bezirksvertretung Ehrenfeld wurde die Verzögerung mit Erstaunen aufgenommen. CDU-Bezirksvertreterin Jutta Kaiser zeigte sich skeptisch: „Bis zum Schuljahr 2023/24 schaffen die das nicht.“ Begründungen für ihre Vermutung konnte sie indes nicht nennen.

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Auf dem künftigen Schulgelände an der Fitzmauricestraße stehen noch alte Bundeswehrunterkünfte.

Immerhin scheinen die Ersatz-Schulgebäude, in denen die Heliosschüler zunächst unterrichtet werden, groß genug zu sein, dass trotz der Verzögerung die Schulklassen dort gebildet werden können. Nach dem Schulgebäude Borsigstraße soll das derzeit sanierte Schulgebäude Overbeckstraße vorübergehender Sitz der Heliosschule sein.

Im Rahmen des Schulentwicklungsplanes ist auch schon die weitere Nutzung dieses Gebäudes vorgeplant. Von der Schulverwaltung und der Synagogengemeinde wird ein jüdisches Gymnasium konzipiert. Die Schule, die frühestens ab Mitte der 2020er Jahre eröffnen würde, soll auch Schülern anderer religiöser Bekenntnisse offen stehen. „Das jüdische Gymnasium wäre eine Bereicherung für unsere Schullandschaft“, sagte die Ehrenfelder SPD-Fraktionsvorsitzende Petra Bossinger, die wie alle anderen Bezirksvertreter das Vorhaben ausdrücklich begrüßte.

Zwei Schulen für Ossendorf

Für die CDU-Fraktion betonte ihr Vorsitzender Martin Berg, dass man dennoch über die neuen Gesamtschulen und das jüdische Gymnasium hinaus ein weiteres Gymnasium im Bezirk Ehrenfeld anstrebe. Der Stadtteil Ossendorf soll eine weitere Gesamtschule sowie eine Grundschule bekommen. Der Betriebsausschuss Gebäudewirtschaft, der Finanzausschuss und die Bezirksvertretung Ehrenfeld empfahlen dem Rat, die Planung für die Bauten einzuleiten. Für die Gesamtschule käme ein Grundstück an der Fitzmauricestraße infrage. Die Grundschule ist an der Anna-Lindh-Straße vorgesehen. Beide Straßen befinden sich in der Nähe der historischen Flughafengebäude des Butzweilerhofs, um die herum mehrere größere Wohnanlagen entstanden sind.

Gegen eine Gesamtschule

Ursprünglich hatte die Verwaltung vorgeschlagen, dass die Schule an der Fitzmauricestraße als Gymnasium geplant werden soll. Der Schulausschuss sprach sich jedoch mehrheitlich für eine Gesamtschule aus. Die übrigen Gremien schlossen sich jeweils mehrheitlich an. Sie soll maximal sechs Züge umfassen. Die Grundschule soll dagegen zunächst einzügig geplant werden. Die Möglichkeit, sie dreizügig auszubauen, soll aber offengehalten werden.

Noch nicht umgesetzt sind die Vorhaben, das Montessori-Gymnasium (Bickendorf) und die Max-Ernst-Gesamtschule (Bocklemünd) um jeweils einen Klassenzug zu erweitern. Das Montessori-Gymnasium soll dazu das Schulgebäude Borsigstraße nutzen, sobald die Heliosschule es nicht mehr benötigt. Für die Max-Ernst-Gesamtschule wäre ein Erweiterungsbau nötig.

Im Bau befinden sich die neuen Gebäude für die Bertha-von-Suttner-Realschule am Kolkrabenweg in Vogelsang. Eigentlich hätte sie schon längst fertig sein sollen. Der für Ende 2015 vorgesehene Baubeginn verschob sich auf Anfang 2017. Der bereits begonnene Bau wird nach Angaben der Gebäudewirtschaft Mitte 2020 bezugsfertig sein. Zwischenzeitlich seien die Pläne geändert worden, wodurch eine Unterbrechung der Bauarbeiten notwendig war.

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