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Weitere Termine geplantSo verlief die Sonderimpfung in der Kölner Zentralmoschee

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Impfaktion Moschee außen GOYERT

Lange Warteschlange vor der Moschee

Ehrenfeld – Im vorigen November war Burak Yesilyaprak schwer krank, lag sogar ein paar Tage Koma. Seitdem ist dem 27-jährigen Studenten, der in Deutz wohnt, der Schutz seiner Gesundheit besonders wichtig. Deshalb nutzte er am Samstag die Gelegenheit, sich in der Ditib-Zentralmoschee in Ehrenfeld gegen Covid-19 impfen zu lassen. Stundenlang musste er warten, bis ihm die Dosis Astrazeneca gespritzt war.

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Schon am frühen Morgen hatte sich eine hunderte Meter lange Schlange von Menschen gebildet, die an der Sonderimpfaktion der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein, Kreisstelle Köln, teilnehmen wollten. Allein an diesem Tag wurden 1440 Menschen geimpft; am Sonntag standen 1740 weitere überschüssige Impfdosen zur Verfügung. Gespritzt wurde fast ausschließlich das Vakzin von Astrazeneca.

„Mit dem Andrang hatten wir nicht gerechnet“, sagte Jürgen Zastrow, Vorsitzender der KV-Kreisstelle und einer der elf Leitenden Impfärzte Kölns. In die Aktion sei dadurch „Turbo reingekommen“, dass am Freitag der Astrazeneca-Impfstoff für alle freigegeben, die Priorisierung also aufgehoben worden war. „Das Impfzentrum und die Hausarztpraxen reichen nicht“, sagte Zastrow. „Wir müssen versuchen, alle Wege zu bespielen.“ Deswegen habe man einen „Paradigmenwechsel“ vollzogen, indem man die Impfkampagne zu den Menschen bringe. Ein Beispiel dafür ist das Modellprojekt mit einer mobilen Station im Hochinzidenzgebiet Chorweiler, das nach dem Start am vorigen Montag so lange lief, bis das Vakzin ausging.

Muslimische Community soll mit Impfungen erreicht werden

An die Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) habe sich die KV gewandt, um die muslimische Community zu erreichen, sagte Zastrow. Josef Wirges, ehemaliger Bezirksbürgermeister Ehrenfelds, schaltete sich vermittelnd ein. Der Initiative hatte Erfolg. „Als Religionsgemeinschaft tragen wir auch Verantwortung füreinander und miteinander“, ließ Kazim Türkmen, Vorsitzender des Ditib-Bundesverbandes und Hausherr der Zentralmoschee, vor der Aktion mitteilen. „Die Ditib empfiehlt jedem, sich gegen das Corona-Virus impfen zu lassen, um das eigene, aber auch das Leben ihrer Nächsten und aller anderen zu schützen.“ Im Freitagsgebet war dazu aufgerufen worden. Schon zu Beginn des Ramadans hatte der oberste Religionsrat der Ditib erklärt, Gläubige könnten sich während der Fastenzeit auch vor dem Sonnenuntergang impfen lassen.

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Neben der Zielgruppe der Menschen aus Stadtvierteln mit einer hohen Infektionszahl wurden auch viele andere Kölner geimpft. Wegen des Ansturms wurde das Personal kurzfristig aufgestockt. 14 Ärzte und zehn medizinische Fachangestellte waren im Einsatz. Hinzu kamen Mitarbeiter des Gesundheitsamts und des Deutschen Roten Kreuzes; auch eine Apotheke war vertreten. Die Ditib stellte die Räume zur Verfügung, und junge ehrenamtliche Kräfte aus ihren Reihen halfen bei der Organisation mit. „Für uns ist es wichtig, uns der Stadtgesellschaft zu öffnen“, sagte Murat Şahinarslan, Direktor des Moschee-Forums, und betonte, das Impfangebot richte sich nicht nur an Muslime.

Weitere Termine sind geplant

Tim Stadie hatte von seinem Vater, der ihn aus Krefeld angerufen hatte, von der Impfaktion erfahren. Fast vier Stunden musste der 42-Jährige Videokünstler aus Ehrenfeld bis zur Injektion warten. Das war es ihm wert, denn „ich habe ein bisschen Asthma.“ Hawa Ly (45) und ihr Ehemann Bassirou Ndongo (54) hatten beim Freitagsgebet in der Zentralmoschee den Aufruf gehört, waren allerdings schon vorher informiert worden und zum Impfen entschlossen.

Mona Patzwald stand mit ihren Freundinnen Fanny, Edyta und Ceyda seit halb neun Schlange; gegen 13 Uhr waren sie an der Reihe. Sie habe sich impfen lassen, um sich „sicherer zu fühlen", zum Beispiel wenn sie ihre Eltern besuche, sagte die 17-Jährige.

Am Sonntag wurde die Aktion in der Moschee fortgesetzt: 1740 weitere Menschen wurden geimpft. Zudem werde es auf jeden Fall zwei weitere Impf-Termine in der Moschee geben, sagte Nora Bertenburg, Leitende Impfärztin. Einen Termin im Standardabstand von zwölf Wochen, den anderen nach aktueller Planung schon in sieben Wochen.

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