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Ehrenfelder Kinder machen den Politikern Druck

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Ehrenfeld – Klimaschutz steht auf der Agenda der Bezirksvertretung Ehrenfeld ganz weit oben. Stolz nahmen die Bezirksvertreter zur Kenntnis, dass die Schülerbewegung „Fridays for Future“ längst auch in Ehrenfeld angekommen ist. Während sich die Michael-Ende-Grundschule und die Heliosschule am Aktionstag Mitte September in der Innenstadt beteiligten, veranstaltete die Gemeinschaftsgrundschule Nußbaumerstraße einen eigenen Demonstrationszug. Dabei blieb es nicht. Die Schülerinnen und Schüler formulierten auch Forderungen, die sie jetzt mit Unterstützung der Bezirksvertretung Ehrenfeld an den Rat der Stadt weitergeben konnten.

Schon die Begrüßung war nicht alltäglich: „Herr Bezirksbürgermeister, meine Damen und Herren, liebe Kinder“ – so begannen die Redebeiträge während der Debatte über den „Fridays for Future“-Antrag, den alle Fraktionen gemeinsam einbrachten. Nur zu gern machten sich die Politiker die Forderung zu eigen, dass sie sich als Bezirksvertretung bei künftigen Entscheidungen an Klimaschutzzielen zu orientieren habe, die die Schüler in ihrer „Kinderkonferenz“ formuliert haben. Sie fordern dabei mehr Pflanzen für Ehrenfeld, insbesondere durch Dachbegrünungen, Neupflanzungen von Bäumen und Sträuchern sowie die Anlage von Wildblumenwiesen mit „bienenfreundlichen“ Blumen.

Wie zur Bestätigung verabschiedeten die Bezirksvertreter in der selben Sitzung einen Antrag mit der Forderung, das Straßenbaumkonzept für Ehrenfeld schneller und umfangreicher umzusetzen. Das Konzept hatte die Verwaltung schon im vergangenen Jahr vorgelegt. Die Grünen und der Deine Freunde-Vertreter wollen nun, dass auf vorherige Parkraumuntersuchungen verzichtet wird und verlangen noch in diesem Jahr eine Planung, aus der hervorgeht, wo neue Bäume gesetzt werden. „Die Prüfung der Parkraumbilanz ist unverhältnismäßig und ungeeignet“, sagen Christiane Martin (Grüne) und Harald Schuster (Deine Freunde). Zudem habe der Rat aufgrund des festgestellten Klimanotstands beschlossen, dass Maßnahmen mit positiver Klimaauswirkung bevorzugt geplant und umgesetzt werden sollten. Die Verwaltung entgegnete noch vor der Beschlussfassung, dass die Umsetzung des Straßenbaumkonzepts für Ehrenfeld „frühestens 2020“ erfolgen könne.

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Außerdem schlugen Grüne und Deine Freunde vor, dass dort, wo keine Baumpflanzungen möglich seien, überdimensionale Hochbeete, Pflanztröge oder Kübel aufgestellt werden sollten. Dies gehöre in „internationalen Metropolen“ zum Standard urbaner Grüngestaltung. Auch hier wandte die Verwaltung bereits ein, dass Kübel oder Hochbeete in Köln nicht mehr angelegt würden, da die Pflege zu aufwendig sei und auf Dauer nicht gewährleistet werden könne.

Der mit einer Gegenstimme (FDP) mehrheitlich beschlossene Antrag wurde durch einen Vorschlag der Linken ergänzt. Wenn das Straßenbaumkonzept umgesetzt werde, solle in den Stadtvierteln begonnen werden, die sozial und wirtschaftlich gegenüber anderen benachteiligt seien.

Als Beispiele nannte die Linke-Fraktion die Stefan-Zweig-Straße in Mengenich sowie die Mathias-Brüggen-Straße und die Wolffsohnstraße in Bickendorf. „Gerade in benachteiligten Stadtteilen müssten mehr Straßenbäume stehen, um mehr Umweltgerechtigkeit herzustellen“, sagte Bezirksvertreter Christoph Besser.

Der Stadtrat wird sich indes mit einem ganzen Forderungskatalog aus Ehrenfeld befassen müssen, der von den Grundschülern als über den Bezirk hinausgehend formuliert wurde. Darin geht es um kindgerechte Fahrradwege, kostenloses Bahnfahren für Schüler, Fahrrad-freundliche Ampelschaltungen, Solarzellen an öffentlichen Gebäuden sowie Biotonnen für die Schulen.

Begrüßung bei der Sitzung

Christoph Besser, Linke

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