Ein Architekt zieht in den KriegNeue ZDF-Serie mit Kölner Ukrainer in der Hauptrolle

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Bome

Rostyslav Bome an der Severinstorburg

Köln – Die russische Invasion in die Ukraine erlebte Rostyslav Bome in Lemberg. Er hörte die Einschläge, als Raketen einen Militärstützpunkt in der Nähe seiner Wohnung trafen. 35 Menschen starben. Er sah die traumatisierten Menschen, die zu Tausenden in die Stadt kamen.

„Himmel & Erde“ bei ZDF Neo: Serie von Ukrainerinnen und Ukrainern

Im Sommer kam Bome, der mit 16 aus der Ukraine nach Deutschland zog, vorrübergehend zurück nach Köln. Für ZDF Neo hat Bome in der im Spätsommer gedrehten Dramaserie „Himmel & Erde“ mitgespielt – eine Anthologie, die in fünf Episoden Geschichten erzählt, die alle mit dem Krieg in der Ukraine zusammenhängen. Die Episoden sind am Dienstag, 25. Oktober, ab 20.15 Uhr auf ZDF Neo zu sehen. 

Der Wahl-Kölner Bome spielt darin Nestor, einen erfolgreichen, in der Ukraine geborenen Architekten, der mit seiner Frau in Deutschland lebt, und sich nach der russischen Invasion in seiner Heimat entscheiden muss: Baut er in Dubai ein prestigeträchtiges Hochhaus und verdient viel Geld damit, oder zieht er in der Ukraine in den Krieg?

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Das friedliche Leben in Köln kommt Rostyslav Bome surreal vor

„Sein Konflikt zeigt die Zerrissenheit, die sehr viele Ukrainer im Moment haben“, sagt Bome beim Treffen in der Südstadt. „Wir sitzen hier gerade locker beim Kaffee zusammen und all die Szenen des friedlichen Lebens hier kommen mir völlig surreal vor.“

Bome ist Ukrainer, wegen eines besonderen Aufenthaltsstatus‘ durfte er überhaupt aus der Ukraine nach Deutschland ausreisen. „Natürlich würde ich die Ukraine auch mit Waffen verteidigen“, sagt er. „Aber als Schauspieler und Musiker sehe ich es eher als meine Aufgabe, künstlerisch auf den Krieg zu reagieren – die Ohnmacht, die Angst, aber auch auf die Möglichkeit einer anderen, einer freien Welt.“

Revolutionslied auf dem Maidan

Als er im November 2013 im deutschen Fernsehen Bilder von den Studenten in Kiew sah, die auf dem Maidan-Platz für die Öffnung der Ukraine Richtung EU demonstrierten, machte Bome sich auf den Weg. Die ukrainische Regierung hatte ein Abkommen für eine engere Zusammenarbeit mit der Europäischen Union nicht unterzeichnen wollen, Hunderttausende gingen allein in Kiew gegen die Machthaber auf die Straße.

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Im Februar 2014 eskalierte die Gewalt, mindestens 80 Menschen starben bei der Zerschlagung von Protesten. Bome sang unter dem Künstlernamen „Artisto“ auf dem Maidan ein Lied („Revolution Ukraine“), das zu einer Hymne der Freiheitsbewegung wurde – der Song wird auch jetzt wieder viel gehört. „Die Maidan-Bewegung hat dazu geführt, dass die Ukrainer, die jahrhundertelang immer wieder unterdrückt wurden, gemerkt haben, dass auch ein anderes Leben möglich ist“, sagt Bome. „Ohne den Maidan hätte die Ukraine sich Russland nicht so entgegengestellt, wie sie es jetzt tut.“

Symbolische Absage an den Krieg

Bei der Serie „Himmel & Erde“ habe er mitgespielt, „weil sie komplett von Menschen aus der Ukraine gemacht wurde“, sagt er. Für Hauptrollen, Regie, Kamera, Ton, Drehbücher, Maske, Kostüme und Ausstattung waren Geflüchtete zuständig und Ukrainer, die schon lange in anderen Ländern Europas leben. Der Sender versteht das Projekt als „symbolischen Aufruf zur Solidarität und Absage an den Krieg“.

Rostyslav Bome hat in den vergangenen Jahren immer wieder russische Bösewichte gespielt, zum Beispiel im Tatort und in der Serie „Babylon Berlin“. „Darauf“, sagt er, „hätte ich im Moment keine Lust.“

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