Ein Drittel mehr KirchenaustritteErzbistum Köln verliert 18.472 Katholiken

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Kölner Dom

Der Kölner Dom

  • Die Kirchen haben ihre Statistiken zu Mitgliederzahlen veröffentlicht.
  • In Köln und der Region – aber auch in ganz Deutschland – verzeichnen sie massive Mitgliederverluste.
  • Die Deutsche Bischofskonferenz nannte die Statistik besorgniserregend.

Köln – Die Kirchen in Köln und der Region haben im Jahr 2018 – wie in ganz Deutschland – einen massiven Mitgliederverlust erlitten. Insbesondere schnellten die Kirchenaustritte in dem Jahr nach oben, in dem auf katholischer Seite die Studie zum sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen erschienen war. Die Statistiken wurden am Freitag von den Kirchen veröffentlicht.

Das Erzbistum Köln verlor 18.472 Katholiken durch Austritt, das sind 4531 mehr als im Jahr zuvor. Der Anstieg ist mit 32,6 Prozent proportional höher als im Bundesdurchschnitt der 27 katholischen Bistümer (29 Prozent). Insgesamt zählte das Erzbistum 2018 damit noch knapp 1,943 Millionen Katholiken, gut 29.000 weniger als im Vorjahr, in dem die Mitgliederzahl erstmals unter die Zwei-Millionen-Grenze gefallen war. Zum Negativtrend trug die Tatsache bei, dass die Zahl der Taufen (13.988) wie schon seit Jahren deutlich unter jener der Sterbefälle (19 976) lag. Eintritte und Aufnahmen in die Kirche beliefen sich im mitgliederstärksten Bistum auf knapp 900.

Die Evangelische Kirche im Rheinland verlor 22.864 Mitglieder gegenüber 20.130 im Vorjahr. Der Anstieg um die Zahl von 2734 (13,6 Prozent) fiel erheblich moderater aus als im Erzbistum Köln. Insgesamt gehörten Ende 2018 etwas mehr als 2,5 Millionen Protestanten der zweitgrößten Gliedkirche der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an (minus 42.000). 2018 wurden in ihrem Gebiet 18.441 evangelische Christen getauft. Zudem wurden 3238 Menschen neu in die Kirche aufgenommen. 37.746 Mitglieder der rheinischen Kirche starben.

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„Wir wissen, dass die klassische Form des Kirche-Seins an vielen Stellen nicht mehr mit der Lebensrealität der Menschen zusammenpasst und wir daher manche Menschen nicht mehr erreichen“, so kommentierte Kölns Generalvikar Markus Hofmann die Zahlen in einer Presse-Mitteilung des Erzbistums.

In Deutschland sank die Zahl der Kirchenmitglieder von 44,8 auf 44,14 Millionen. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung beträgt damit nur noch 53,2 Prozent. Im Jahr zuvor gehörten 54,2 Prozent aller Deutschen zur katholischen oder evangelischen Kirche. Bei der Konfessionszugehörigkeit liegen die Katholiken mit 23 Millionen um knapp zwei Millionen vorn.

„Besorgniserregende“ Statistik

216.000 Austritte aus der katholischen Kirche markieren den zweithöchsten Wert in diesem Jahrhundert. Nur 2014, dem Jahr des Skandals um die Finanzeskapaden des damaligen Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst, hatten noch mehr Katholiken ihre Kirche verlassen. Die Zunahme um 29 Prozent fiel fast dreimal so hoch aus wie auf Seiten der EKD, wo das Plus 11,6 Prozent betrug. In absoluten Zahlen musste die EKD aber wiederum einen etwas höheren Verlust von Mitgliedern (4000) verkraften. Religionssoziologen erklären dies mit der traditionell größeren Kirchenbindung der Katholiken.

Die Deutsche Bischofskonferenz nannte die Statistik besorgniserregend. Die Zahlen bestätigten einen Trend der vorigen Jahre. Diese Sicht kritisierte die Erfurter Dogmatikerin Julia Knop, die im Frühjahr mit einer schonungslosen Lage-Analyse in der katholischen Kirche Furore machte, als beschönigend. Der sprunghafte Anstieg der Austritte sei vielmehr ein „unzweifelhaftes Indiz für ein Katastrophenjahr“, sagte die Theologin dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die Beteuerungen der Bischöfe, sich nach dem Missbrauchsskandal um neue Glaubwürdigkeit zu bemühen, schlügen nicht durch oder würden lediglich als Lippenbekenntnisse verstanden. „Die Menschen nehmen es ihnen nicht ab.“

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