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Ein frisch Gezapftes aus der Orgel

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Orgelregister nach Worringer Art: „O’zapft is!“ und „Malzflöte“

Orgelregister nach Worringer Art: „O’zapft is!“ und „Malzflöte“

Worringen – Was passieren kann, wenn ein Spezialist für Kirchenorgeln gemeinsame Sache mit einem Getränkehändler macht, zeigt sich jetzt anschaulich am Beispiel einer feucht-musikalischen Kooperation, die in einem Getränkefachmarkt in Worringen endete. Was aus der Ferne betrachtet an einen verrückten PR-Gag eines rührigen Getränkekisten-Designers erinnert, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als pfiffige Lackierung einer waschechten Kirchenorgel, die seit einigen Wochen im Getränkeladen von Peter Mohrs an der St.-Tönnis-Straße 73 neugierige Blicke auf sich zieht.

Der eigentliche Clou an der Orgel ist aber nicht die äußere Haut, die einem frisch Gezapften ähnelt oder die sechs Register auf deren Porzellanköpfen Bezeichnungen wie „O’zapft is!“, „Worringer Schaumkrone“ oder „Hopfengedackt“ zu lesen sind. Der wirkliche Knüller ist eine eingebaute Bierzapfanlage und der am Orgelgehäuse angebrachte Hahn, aus dem frisch gekühltes Worringer Orgel-Bier fließt.

„Die Mitarbeiter des traditionsreichen Orgelbau-Unternehmens Romanus Seifert & Sohn in Kevelaer haben große Augen gemacht, als wir dort mit dem Messinghahn aufgetaucht sind und unsere Idee von einer Bierorgel vorstellten. So etwas hatten sie zuvor noch nicht erlebt“, erzählt Eckhard Isenberg, Worringer Kantor, Buchautor und Orgelsachverständiger des Erzbistums Köln. Auf seine Initiative hin ist das Projekt der weltweit wohl einzigen Bierorgel in einem Getränkemarkt entstanden.

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Im vergangenen Sommer erfuhr Isenberg, dass sich die Kirchengemeinde in Erftstadt-Borr wegen einer Neuanschaffung von ihrem alten Instrument – mit mehr als 440 Orgelpfeifen – trennen wollte. Isenberg kaufte die kleine Seifert-Orgel und ließ sie von den Spezialisten in Kevelaer reinigen, lackieren und mit neuen Prospektpfeifen versehen. Auch die Zapfanlage bauten die Orgelprofis vom Niederrhein ein. Eigentlich wollte der Kantor das Instrument in seiner neuen Wohnung aufstellen. Das verzögerte sich aber. Also fragte Isenberg bei Peter Mohrs nach, der in einem von Isenbergs Kirchenchören singt, ob er in seinem Worringer Geschäft vorübergehend Platz für eine Orgel hätte. Mohrs überlegte nicht lange, stimmte zu.

Das Projekt „Orgelkonzert im Getränkemarkt“ nahm Fahrt auf. Ende vergangenen Jahres starteten beide einen „Versuchsballon“, wie Isenberg es nannte. Bei einem Konzert im kleinen Kreis war sogar der Kölner Domorganist Winfried Bönig zu Gast, der das neue Instrument schließlich „einweihte“. Bönig spielte Orgelliteratur von Puccini bis Highland Cathedral. Später gab’s dann kölsche Literatur zum Mitsingen und frisches Bier aus der Orgel . Und am kommenden Wochenende ist ein weiteres Konzert dieser Art geplant (siehe auch „Das nächste Event“).

Das Bier werde übrigens von der Bolten Brauerei in Korschenbroich geliefert, sagt Mohrs. Es handelt sich dabei um ein naturtrübes Landbier, das eigens für die Orgelkonzerte in seinem Getränkemarkt abgefüllt werde. Für alle, die nicht am Konzert teilnehmen können, gibt es das Worringer Orgelbier auch in der handlichen Ein-Liter-Flasche: „Sogar mit eigenem Etikett“.

DAS NÄCHSTE EVENT

Unter dem Motto „Worringer Bierorgel – Teil II“, findet das nächste Konzert zum Mitsingen (mit Textheft), Hören und Probieren des Worringer Orgelbieres am kommenden Samstag, 23. März, 19 Uhr, im Getränkemarkt St.-Tönnis-Straße 73 statt. An der Orgel spielt neben Kantor Eckhard Isenberg auch der Erftstädter Kantor Donatus Haus. Letzterer kehrt damit an sein altes Dienstinstrument zurück, dass ihn die letzten 25 Jahre in seiner Pfarrgemeinde in Erftstadt begleitete, bevor es seinen neuen Platz zwischen den Kölsch- und Pilskästen im Getränkeladen erhielt. Mit von der Partie ist der Worringer Männer-Gesang-Verein, der mit entsprechender Literatur den nahenden Frühling begrüßt. Karten zum Preis von 7 Euro sind vorab im Getränkemarkt und an der Abendkasse erhältlich. (meu)

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