Eine Straße für die Radler

Lesezeit 3 Minuten

Weidenpesch/Longerich –  Wer in den vergangenen Tagen von Weidenpesch aus die Etzelstraße befuhr, um nach Longerich zu gelangen, fuhr sich fest – es sei denn, man ignorierte das entsprechende Verbots-Schild einfach, wie es beim Vor-Ort-Termin des „Kölner Stadt-Anzeiger“ tatsächlich ein Autofahrer tat. Denn seit kurzer Zeit ist das knapp 300 Meter lange Stück zwischen dem neuen „Ossietzky-Kreisel“ und der Einmündung „Auf dem Ginsterberg“ eine Einbahnstraße, Radfahrer haben jedoch freie Durchfahrt. „Die Beschilderung erfolgte Mitte Mai, nach Fertigstellung der Baumaßnahme Kreisverkehr Ossietzkystraße“, so das Amt für Straßen und Verkehrsentwicklung auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Der Schritt geht auf einen einstimmigen Beschluss der Bezirksvertretung Nippes auf SPD-Antrag vom September 2016 zurück. Im Vorgriff auf das neue Gesamtschul-Gebäude an der Ossietzkystraße, das bald eröffnet, soll durch die Sperrung der Schulweg sicherer werden. Es wird erwartet, das viele Schüler aus Nippes und Mauenheim, aber auch Bilderstöckchen, per Fahrrad über die Etzelstraße zur Schule fahren.

Bisher ist der Weg jedoch heikel: Von Mauenheim/Weidenpesch kommend gilt noch Tempo 50; etliche fahren jedoch schneller. Und es gibt nur einen schmalen, unbefestigten Seitenstreifen. Mit der Einbahnstraße soll der motorisierte Durchgangsverkehr nach Longerich verschwinden.

Ebenfalls vorbereitet hat das Amt für Straßen und Verkehrsentwicklung die zugleich geforderte Fahrradstraße: Die Schilder sind montiert, aber derzeit noch per Signalband ungültig gemacht. Auf einer solchen Straße gilt grundsätzlich Tempo 30; Radler genießen das Vorrecht vor Autos und dürfen hier auch nebeneinander fahren. Autofahrer sind nur „geduldet“, sie müssen besondere Rücksicht auf Radler nehmen und ihr Tempo anpassen.

Es wäre gleichzeitig die erste Fahrradstraße im Stadtbezirk Nippes. „Sie wird spätestens im Herbst eingerichtet“, erläutert das Amt. Eine Zusatzmarkierung soll dann eine Radverkehrs-Achse entlang der Etzelstraße schaffen. In einem Punkt blieb man jedoch gegenüber dem Beschluss der Bezirksvertretung zurück: Gefordert war die Einbahnstraße ursprünglich im kompletten Abschnitt, von Ossietzkystraße bis zum Bahndamm-Tunnel. Entlang Etzelstraße und „Auf dem Ginsterberg“ liegen Kleingärten, ein paar Wohnhäuschen, Gewerbebetriebe, die Sinti-Wohnanlage und der Pferdeschutzhof. Das alles bleibt nun weiterhin von Süden aus erreichbar. Das bestätigt auch die Verwaltung. „Die An- und Abfahrt des ansässigen Autohandels muss aufrechterhalten werden“, der Tunnel an der Longericher Straße sei zu niedrig für große Lkw.

SPD-Fraktionschef Horst Baumann zeigte sich mit der neuen Einbahnstraße zufrieden. „Ich bin zunächst etwas überrascht, dass sie nicht ganz bis zum Tunnel Etzelstraße durchgezogen war. Aber im Grunde genommen ist es eine gute Lösung, denn wir halten von Süden die Lkw aus Longerich heraus. Die Anlieferer der Betriebe können so über die Etzelstraße hin- und zurückfahren.“ Allerdings müsse sich zeigen, ob die Fahrradstraße einen Zwei-Richtungs-Verkehr verkrafte.

Horst Baumann

Das Durchfahrt-Verbotsschild an der Ecke „Auf dem Ginsterberg“

KStA abonnieren