EinkaufsmeileKleines Ortszentrum im Wandel

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Dörfliches Idyll: Die Stammheimer Straße, der Ortskern von Riehl

Dörfliches Idyll: Die Stammheimer Straße, der Ortskern von Riehl

  • Inhabergeführte Läden prägen Stammheimer Straße - Generationenwechsel unter Händlern und Kampf gegen Leerstände

Riehl – Man könnte es das "Riehl-Paradoxon" nennen: Ganz nah an der City liegt das Zoo- und Flora-Veedel - doch auf der Stammheimer Straße, der Einkaufsmeile im Ort, herrscht gemütlich-kleinstädtisches Flair. "Wir sind ein geschlossenes Dorf; Amsterdamer, Boltensternstraße, An der Schanz und die Zoobrücke führen als große Achsen vorbei", so Biber Happe, Vize des Veedelsvereins Riehler Interessengemeinschaft (Rig). Die dörfliche Struktur spiegelt sich auch in den Läden wieder; ein wenig fliegt das Viertel unter dem Radar der großen Ketten und Filialisten. Fast alle Geschäfte betreiben die Inhaber selbst. "Die kleinen, vertrauten Läden sind unsere Stärke; sie machen das Stück zwischen Riehler Tal und Riehler Plätzchen zum Dorfkern", sagt Karl-Heinz Lanz. Der Malermeister, dort selbst mit Geschäft vertreten, übernahm 2009 erstmals für drei Jahre den Vereinsvorsitz; seit 2014 ist er es wieder. "Einige davon, etwa den Schuhmacher Fenske, gibt es schon seit Generationen." Auch wegen der vielen Senioren im Ort gibt es auf der Meile und im direkten Umfeld gleich zwei Optiker und Hörgeräte-Akustiker, plus vier Apotheken. Für die Lebensqualität sei eine gute Nahversorgung entscheidend, ist Lanz überzeugt. "Gerade für die Senioren ist es bedeutend, zu Fuß im Veedel einkaufen zu können."

Doch es gibt auch Probleme. "Was unsere Struktur mit sich bringt ist, dass viele Läden am Mittwochnachmittag geschlossen haben. Es heißt im Ort immer, mittwochs ist Riehl tot." Die Inhaber ständen eben selbst im Laden. "Da braucht man die Auszeiten, um Dinge zu besorgen - und da mittwochs sowieso alle zu haben, macht man es auch." Ein sich selbstverstärkender Effekt. Es sei aber zu überlegen, die Mittwochs-Auflage des Wochenmarktes - auch ein wichtiger sozialer Treff - von derzeit 7 bis 13 Uhr nach hinten zu verlegen. "Die Berufstätigen hätten mehr Zeit, die Händler mehr Umsatz, und der Ort wäre belebter", folgert Lanz.

Ein brennendes Thema ist auch der laufende Generationenwechsel und das sich verändernde Angebot auf der Meile. Es gibt zwar nur ein Ladenlokal, das schon seit Jahren leersteht. Doch mit einem Schuhgeschäft (nun ein Bestatter), dem Foto- und Reformhaus (nun ein Friseursalon) und der Metzgerei Himperich hörten in jüngerer Zeit gleich drei Läden auf. "Seit die Metzgerei zu ist, fehlt auf der Straßenseite ein Magnet", klagt Lanz. Die Inhaber setzten sich zur Ruhe; ein Nachfolger stand nicht bereit. Doch bei der Bäckerei Schmidt (nun Merzenich, einer der wenigen lokalen Filialisten) und dem Buchladen gelang dagegen der "fliegende Wechsel". Ein Beispiel für etwas ganz Neues ist das kürzlich eröffnete Yoga-Studio.

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Was die Riehler offenbar sehr vermissen: eine Drogerie, wie es sie bis 2008 gab. "Bei unserer Osterhasen-Aktion vor der Schuhmacherei kamen die Leute immer wieder aufs Thema", so Happe. Die oft kleinen Ladenlokale seien aber für größere Anbieter nicht attraktiv. Was die Meile jedoch auch prägt, sind die Extras - etwa das riesige Beet vor der Gaststätte "Körner's", das seit 2005 ein Ehrenamtler liebevoll bepflanzt, sowie die beliebte Café- und Gasthaus-Terrasse direkt daneben, mit der Sperrung der Abfahrt vom Riehler Plätzchen entstanden. "Wir warten nur noch auf die bauliche Neugestaltung des Abschnitts", merkt Lanz an.

Und als kleinen Clou gibt es die "Verzällbänke", als die erst seit kurzem zwei Ruhebänke fungieren. Wie Schilder auf den Lehnen erläutern, erklären Nutzer sich zum Klaaf bereit, wenn sie dort Platz nehmen. Der Arbeitskreis "Seniorenfreundliches Riehl" hatte die Idee, die Rig stiftete die Schilder. "Es hieß zwar in einer E-Mail an uns, man habe den Bürgern Bänke geklaut. Denn man könne dort nicht mehr sitzen, ohne angequatscht zu werden", erzählt Happe schmunzelnd. "Aber ganz überwiegend sind die Rückmeldungen sehr positiv." Und in Mülheim will man die Idee nun übernehmen.

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