Einsatz gegen AntisemitismusNS-Dok in Köln blickt auf Rekordjahr zurück

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Die einstigen Arrestzellen im NS-Dokumentationszentrum

Die einstigen Arrestzellen im NS-Dokumentationszentrum

Köln – Das NS-Dokumentationszentrum blickt erneut auf ein Rekordjahr zurück. Mit 97.041 Besuchern sei 2019 die Zahl der Besucher im 18. Jahr in Folge gesteigert worden, so Direktor Werner Jung. Im 40. Jahr seines Bestehens richtete das NS-Dok rund 200 Veranstaltungen aus sowie 2300 Führungen und Workshops. Besonders steige seit Jahren die Zahl der Einzelbesucher, so Jung, dazu zählten zumeist Touristen. Sie stellten weit vor Schulklassen die größte Gruppe der Besucher dar.

Werner Jung, ehemaliger Direktor des NS-Dok

Werner Jung, ehemaliger Direktor des NS-Dok

Besonders hob Jung die Fachstelle „[m²]: miteinander mittendrin. Für Demokratie – Gegen Antisemitismus und Rassismus“ hervor, die seit dem vergangenen Jahr die Angebote gegen Antisemitismus verstärkt. Ihr Ziel ist es, mit Hilfe von Workshops und Bildungsformaten für Jugendliche und junge Erwachsene unterschiedliche Facetten von Judenfeindlichkeit in den Blick zu nehmen und Handlungsmöglichkeiten für den Alltag zu entwickeln.

Auch das Thema Verschwörungstheorien gehört zu den Programmschwerpunkten. In Kürze soll zudem eine „Anlauf- und Beratungsstelle für von Antisemitismus Betroffene“ ihre Arbeit aufnehmen. Opfer von antisemitischen Übergriffen bekommen hier psychologische Beratung und Hinweise auf mögliche rechtliche Schritte.

Jüdische Gemeinde in Köln wachsenden Bedrohungen ausgesetzt

Ein solches Angebot gebe es in dieser Form in kaum einer anderen Stadt, so Werner Jung. Die jüdische Gemeinde in Köln sei in den vergangenen Jahren wachsenden Bedrohungen ausgesetzt, es sei „unstrittig, wie das Alltagsleben von Juden in Köln von antisemitischen Anfeindungen geprägt wird“. Um dieses Bedrohungspotenzial erkennbarer zu machen und Hintergründe zu recherchieren, werde zudem eine Stelle für „Recherche und Dokumentation antisemitischer Übergriffe und Vorfälle“ geschaffen. Damit sei die Stadt sehr gut aufgestellt in der Auseinandersetzung mit dem Thema Antisemitismus, so Jung.

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Beide Stellen sind bei der Info- und Bildungsstelle gegen Rechtsextremismus (ibs) angesiedelt, die sich auch überregional zu einem Ansprechpartner zum Thema Rechtsextremismus entwickelt hat.

Alleiniger Nutzer der ehemaligen Gestapozentrale im EL-DE-Haus

Dass das NS-Dokumentationszentrum seit dem 1. Juli 2019 alleiniger Nutzer der ehemaligen Gestapozentrale im EL-DE-Haus ist, sei eine weitere positive Entwicklung, so der Leiter des Zentrums. Durch die Anmietung der dritten und vierten Etage soll sich das NS-Dok in ein „Haus für Erinnern und Demokratie“ entwickeln und Angebote zur Demokratieförderung schaffen.

Die Ausstellungen sind zwar wieder zugänglich, die Zahl der Touristen ist jedoch in der Corona-Krise stark zurückgegangen. Für Kölner sei dies eine gute Gelegenheit, sich die Gedenkstätte in Ruhe anzuschauen, so Werner Jung. Wahlweise biete sich ein 360-Grad-Rundgang im Internet an.

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