Einsatz im Lokal Bumann & SohnKölner Wirt erhebt schwere Vorwürfe gegen Ordnungsamt

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Bumann Nacht

Das Bumann und Sohn in Köln-Ehrenfeld.

Köln – Nach einem Einsatz des Ordnungsamts im Ehrenfelder Club Bumann & Sohn erheben die Wirte schwere Vorwürfe gegen die Einsatzkräfte. Einer der Betreiber des Lokals, Christian Henschel, und der Konzertveranstalter Benjamin Ketzel werfen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Ordnungsamts vor, sich bei der Aktion am Donnerstagabend vergangener Woche ohne Grund Zugang zum Lokal und zu Mitarbeiterbereichen verschafft zu haben und teils gewalttätig vorgegangen zu sein.

Die Stadt entgegnet, dass ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätlich angegriffen worden seien, ähnliches berichtet auch die Polizei. Jedenfalls ist der Einsatz offenbar aus dem Ruder gelaufen. Die Polizei ermittelt in mehreren Fällen wegen Verdachts auf Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und auch wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt, derer sich ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin des Ordnungsamts schuldig gemacht haben könnte.

Bumann & Sohn-Betreiber schildert die Ereignisse des Abends

Für Club-Betreiber Christian Henschel ist die Sache klar: Obwohl seine Mitarbeiter die zwei Ordnungsbeamten bei deren Ankunft gegen 22 Uhr darum gebeten hätten, auf den Verantwortlichen des Abends zu warten, seien die Einsatzkräfte in Lager, Backstage-Bereich und hinter die Theke gegangen. Auf die Aufforderung hin, diese zu verlassen, um den laufenden Betrieb nicht zu stören, hätten die Beamten ihr Pfefferspray gezückt und Verstärkung geholt, sagt Henschel.

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„Unsere Mitarbeiter riefen ebenso die Polizei“, so Henschel weiter. „Die eintreffenden Ordnungsbeamten rannten, teilweise Beleidigungen ausrufend, in unser Lokal. Als eine Ordnungsbeamtin ohne Maske einer filmenden Besucherin das Handy entriss und diese daraufhin von vier Beamten zu Boden gerissen und fixiert wurde, eskalierte die Situation“, so Henschel. Eine 30-Jährige soll dabei leicht verletzt worden sein, teilte die Polizei mit. Die Behörde ermittelt offiziell gegen Unbekannt. Die Stadt konnte das Fehlen der Maske auf Nachfrage nicht bestätigen, verweist aber auf die Corona-Schutzverordnung, die es erlaubt, in Einsatzsituationen auf die Maske zu verzichten.

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Polizist und Mitarbeiter des Ordnungsamts offenbar angegriffen

In Teilen entspricht die Version der Wirte der Darstellung der Stadt. So teilt das Presseamt auf Nachfrage mit, dass die Mitarbeiter des Ordnungsamts den Einsatz des Reizstoffsprühgeräts „angedroht“ und damit „weitere Übergriffe“ verhindert hätten. Zuvor seien die Ordnungskräfte geschubst und weggestoßen worden, als sie zur Dokumentation der Situation vor Ort Fotos machen wollten. Drei Männer (33, 38 und 40 Jahre) sollen Polizeiangaben zufolge an den Übergriffen gegen zwei Ordnungsamts-Mitarbeiter beteiligt gewesen sein, die aber unverletzt blieben. Im weiteren Verlauf soll auch ein Polizist geschubst worden sein – mutmaßlich von einem 38-Jährigen, gegen den nun ermittelt wird.

Von Beginn des Einsatzes an hätten sich die in dem Club verantwortlichen Personen „unkooperativ“ verhalten und hätten versucht, die Ordnungskräfte am Betreten des hinteren Teils der Gaststätte zu hindern, hieß es vonseiten der Stadt. Grund für den Einsatz sei gewesen, dass die Mitarbeiter des Ordnungsamts laute Musik gehört hätten, die dem Lokal zuzuordnen gewesen sei. Laut Bumann-Betreiber Henschel hätten die Beamten weder die zu hohe Lautstärke noch einen anderen Grund für den Einsatz genannt.

Der Zugang zu dem Bereich, aus dem die laute Musik gestammt haben soll, sei den Mitarbeitern auch nach dem Hinweis verwehrt worden, dass die Stadt als Ordnungsbehörde alle Räume eines Lokals bei einer Gaststättenkontrolle betreten dürfe, so die Stadt. „Erst nach mehrmaliger Aufforderung wurde der Weg freigegeben“, sagte eine Stadtsprecherin. „Im hinteren, nicht konzessionierten Raum wurden tanzende Personen mit alkoholischen Getränken angetroffen und die Quelle der lauten Musik ausgemacht.“ Dort soll es dann die tumultartigen Szenen gegeben haben, die erst durch die hinzugerufene Polizei beruhigt wurden.

Bumann-Betreiber spricht von „Schikane“

Er habe in zehn Jahren als Veranstalter so etwas noch nicht erlebt, sagt Benjamin Ketzel von der Firma Popanz, der an jenem Donnerstag ein Konzert in der Bartholomäus-Schink-Straße durchführte. Die Konzertreihe „Schöne neue Normalität“ finde unter Beachtung der 3G-Regel statt und wird vom Kulturamt der Stadt Köln und vom Bund gefördert. „Ich bin fassungslos“. Das Konzert sei zum Zeitpunkt des Einsatzes schon beendet gewesen. Weil Ketzels Kollegin die Situation im Künstler-Backstage gefilmt habe, habe ihr eine Ordnungsbeamtin das Handy aus der Hand „gerissen“. „Dann haben sie sie zu Boden geworfen, und sie hat geschrien und geweint. Als ich ihr zur Hilfe eilen wollte, wurde ich mit Handschellen fixiert“, sagt Ketzel. 

„Schikane“ nennt Clubbetreiber Henschel das Verhalten des Ordnungsamts, nun würden Beamte täglich bei ihnen „patrouillieren“. Dem widerspricht die Stadt auf Nachfrage. Häufigere Einsätze in dem Club gebe es nicht. Für den regulären Party-Betrieb dürfen Clubs seit vergangener Woche Freitag wieder öffnen.

„Dieser unangemessene Großeinsatz wäre durch konstruktives Verhalten der beiden ersten Ordnungsbeamten vor Ort leicht vermeidbar gewesen", glaubt Henschel. Das Ziel der Bumann-Betreiber sei es nun, mit den betroffenen Ordnungsbeamten ins Gespräch zu kommen und „gemeinsam an Lösungen zu arbeiten“, um künftig solche Situationen zu vermeiden.

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